Kapitel 7

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,,Nicht sein ernst?", verfluchte ich meinen Boss. Das Kleid sah aus, als hätte man es zerschnitten und anschließend in die Müllpresse geworfen. Dazu hat es bestimmt eine Menge Geld gekostet.
Das würde ich ganz sicher nicht anziehen. Er hatte mich als Hacker eingestellt und nicht als Nutte.

Ich zog stattdessen eine schwarze Hose mit einer weißen Bluse an.
Die Tasche zu dem Kleid nahm ich jedoch, da sie nicht aussah, als fehlte ihr die Hälfte. Schließlich sollte mein Olaf reinpassen.

Als ich nach unten kam, spürte ich den Blick einer nervigen Person. Dee. Sie starrte mich brummig an. ,,Was?", zischte ich. Dee zeigte auf meiner Kleidung.
,,Was soll das? Ich habe dir ein Kleid hingelegt."
,,Als Kleid konnte man es ja nicht wirklich bezeichnen.", brummte ich genervt. Sie seufzte genervt auf, aber kommentierte mein Verhalten nicht weiter.

,,Folge mir.", befahl sie mir. Widerwillig folgte ich ihr. Wie konnte jemand wie sie einstellen? ,,Schneller, wenn es geht." Sie warf mir einen strengen Schulterblick zu. Daraufhin konnte ich mir einen Augenroller nicht verkneifen.
Es gesellte sich ein Mann neben Dee. Er war muskulös.
,,Und wer bist du?", fragte ich den Mann. Keine Antwort. Wie unhöflich. ,,Sag mal, hast du Zuckerwatte in den Ohren?" Der Mann ignorierte mich weiter. Für wem hielt er sich? Ich warf seinen Rücken böse Blicke zu.

Vor mir hörte ich eine leise Lache. Dee konnte lachen? ,,Was ist so lustig?"
Dee konnte sich nicht mehr halten und lachte aus vollem Halse. ,,Das ist Toni, einer der Bodyguards. Er ist einer der Pechvögel, die auf dich aufpassen müssen."
Ich wartete.
,,Ach und er ist taub."

Dee und Toni begleiteten mich zu einem Podest, auf den man das Pferderennen beobachten konnte. Dort in einer Nische saß Oliver und saß natürlich mit seinen teuren Anzug. Diesmal war er dunkelgrau und passte zu seiner gebräunten Haut. Er sah sich um und entdeckte uns drei. Erst beim genaueren hinsehen, sah ich, dass hinter ihn ein Bodyguard stand. Mit seinem schwarzen Anzug verschmolz er fasst mit den Schatten.

Je näher wir kamen, desto mehr wurde mir bewusst wie intensiv er mich anstarrte.
,,Hallo Schatz." Sein rechter Mundwinkel hoch sich.
Seine blauen Augen wurden durch einer großen Sonnenbrille verdeckt. ,,Setz dich doch. Meine Freunde kommen jeden Moment." Er kam mir näher. ,,Verbock es nicht.", flüsterte er mir ins Ohr. Beleidigt verzog ich das Gesicht.

,,Hallo Oliver. Wie geht es dir, mein Freund?" Ein Mann mit Bart kam auf dem Podest. Hinter ihn lief ein anderer Mann mit schwarzem Anzug.
,,Gut.", antwortete Oliver knapp. Der Blick von dem Mann landete auf mir. ,,Wer ist denn diese hübsche Frau?"
,,Diese Frau heißt Veronica. Nett sie kennenzulernen.", sagte ich schnell, bevor Oliver antworten konnte. Ich streckte meine Hand aus und der Mann schlug ein. Auf den Papieren hatte ich alle passenden Information über diesen Mann.

Er hieß Lars Güll und war der Chef, der Zeitschrift Trendswer.

,,Veronica, ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Dame." Ich musste mir einem Stöhnen unterdrücken. Dieser Spruch hatte er bestimmt zu jeder Dame gesagt. Selbst zu einer Dame die Gertrud hieß.

Aber ich spielte die naive, weltfremde, reiche Freundin von Oliver. Künstlich kicherte ich und schlug ihn spielerisch auf die Schulter. Ich hoffte, es kam authentisch rüber. Schauspiel war nicht meine Stärke, aber Lars kaufte es mir ab. Er lächelte selbstzufrieden.

,,Du bist also die neue Perle von Oliver?" Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung. ,,Genau.", antwortete ich trotzdem.
,,Wie konntest du denn, dir den Oliver schnappen?", fragte er mit echter Neugier. Klar, er war mal ein Reporter gewesen. Ich setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf und drehte mich zu Oliver um, der das Gespräch bisher stumm gefolgt war.
,,Ich habe meinen Pupsi in einen seiner Clubs kennengelernt." Für den Kosenamen erntete ich einen bösen Blick von Oliver.

,,Veronica, was machst du beruflich." Sei naiv und dumm. ,,Was ist das für eine Frage? Ich bin die Freundin eines reichen Mannes.", lachte ich. Innerlich war ich angeekelt von mir selber. Eine Frau sollte selbstständig sein.
,,Natürlich, wie blöd von mir." Ich musste mir die Zähne zusammenbeißen, denn schließlich hatte ich ein Auftrag. Sein Handy.

,,Lars, ich habe gehört du warst die letzten Tage in Spanien.", sagt Oliver und trug somit endlich etwas zum Gespräch mit. Der Mann sprang direkt darauf los und schwärmte die nächsten Minuten von Spanien.
,,Hast du Fotos gemacht?", fragte ich. Lars nickte wie verrückt und holte sein Handy raus. ,,Darf ich mal sehen? Ich wollte schon immer dahin.", schwärmte ich, was nicht gelogen war. Lars hielt mir sein Handy hin. Jetzt musste ich schnell sein.

,,Hast du schon auf ein Pferd gewettet?", fragte Oliver und lenkte Lars ab. Unauffällig steckte ich einen Stick am Handy und lud das System darauf. Ich musste schnell sein.

20 %  40 %
,,... Pferd zwei ist schnell, aber Nummer drei ist schneller." Der Balken zeigte, dass es zur Hälfte schon geladen war. Scheiße. Ich dachte, es ging schneller. 56 %
,,... sieh doch..." 70 %

,,Veronica, wie findest du die Bilder?", fragte mich Lars. Er schaute zu mir rüber, bemerkte zum Glück den Stick aber nicht. ,,Sie sind super, aber ich habe noch nicht alle angesehen. Spanien ist einfach wundervoll. Schatz? Können wir nicht nächsten Urlaub nach Spanien fahren?" Ich versuchte den Stick mit meinem Ärmel zu verdecken. Oliver blickte verträumt in den Himmel. ,,Natürlich alles was du willst, Kleines."
Mit großen Augen blickte ich ihn an. Ich wusste es war alles gespielt, trotzdem flackerte es in meinem Bauch verdächtig.

Das Handy zeigte 95 %. ,,Kann ich mein Handy wiederhaben? Oliver glaub mir nicht, dass ich letztens mit meinem Pferd gewonnen habe."
97 %
Panisch blickte ich zu Oliver. Er schien nicht mal ein bisschen beunruhigt zu sein. Stattdessen blickte er mich gelangweilt an.
Mir fiel nichts anderes ein, also näherte ich mich den Beiden. Lars hatte schon seine Hand ausgestreckt, aber ich konnte ihn sein Handy noch nicht zurückgeben. Also packte ich Oliver am Kragen und zog in zu mir runter und küsste ihn.

Er schien überrascht zu sein, denn er stand für einige Sekunden still. Doch dann erwiderte er den Kuss. Mist, ich küsste gerade meinen Chef. Dazu war er noch der gefährlichste Mann von den Vereinigten Staaten. An seinen Händen klebte viel Blut. Aber verdammt, er küsste wie ein Gott.
Nach einem langen Kuss trennte ich mich von ihm.

Ich blickte mich um. Toni und Dee, die im Hintergrund standen, sahen uns überrascht an. Oliver sah mich ausdruckslos an. Was war mit der Hitze, die gerade noch zwischen uns geherrscht hatte?
100 %

Geschickt entfernte ich den Stick. Nun konnte ich mit meinem Laptop, auf sein Handy zugreifen. Trotzdem musste ich vorsichtig sein. Es konnte immer noch etwas schiefgehen. Ich grinste selbstsicher und gab ihm sein Handy.
,,Sie haben wirklich tolle Fotos gemacht. Ich bin begeistert."
Lars lächelte mich an. ,,Vielen Dank."
Wenn er wüsste.

Als wir in der Limousine waren, herrschte Ruhe zwischen uns. Nun war es mir peinlich ihn geküsst zu haben. Ich kannte ihn nicht mal besonders gut.

,,Haben Sie nun alle passende Information bekommen?", fragte ich ihn. Er zog leicht die Augenbrauen zusammen. ,,Das habe ich." Wieder herrschte Stille.

,,Du darfst mich duzten. Schließlich hast du deinen zweiten Auftrag erfüllt und somit das Recht verdient." Jetzt war ich es die, die Augenbrauen zusammen zog. Ich hatte mir das Recht verdient, ihn zu duzten.

,,Ich danke Ihnen für diese Entscheidung, Herr Dram." Neben mir hörte ich, ein genervtes seufzten. ,,Willst du meine Herzlichkeit infrage stellen, Ruth?" Was redete er für ein Quark.

,,Nein, natürlich nicht. Ich würde es doch nicht wagen Sie infrage zu stellen."
Vor mir saß ein Mann mit teurem Anzug vor mir und bat mich, ihn zu duzten. Was machte ich? Ich musste ihn provozieren.

,,Ich werde dir einen guten Rat fürs Leben mitgeben. Lege dich nicht mit jemanden an, mit den du niemals mithalten kannst."

We're still brokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt