Uno

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Out on our own

Das New Yorker Wetter brach auf mich herab, als ich mich zu meiner Uni hetzte.

Ich hatte es wieder geschafft. Mein Stundenplan hatte sich nur minimal verändert, doch gab es eine Vorlesung am Donnerstagnachmittag, die ich schon seit fast zwei Wochen immer wieder fast vergaß.
Ich war schon auf die Idee gekommen mir eine Erinnerung in mein Handy zu notieren, doch so wichtig war mir Bildungskommunikation nicht und deshalb blieb ich bei meinem Vorlesungs-Roulette.

Meinen Regenschirm hatte ich natürlich zuhause gelassen und ich verfluchte mich dafür, als meine feuchten Haare in mein Gesicht peitschten. Ich lief über die letzte Straße, die mich von meinem Ziel trennte und, wie es mein Schicksal wohl heute wollte, trat ich in die größte Pfütze, die sich vor mir hätte auftun können.

Fast wäre ich stehen geblieben und hätte mich lieber vor Empörung überfahren lassen, als auch nur eine Sekunde die Nässe in meinen Sneakern zu ignorieren.

Als ich mich auf die andere Seite rettete und fast in eine Person hineinlief, bemerkte ich, dass auch mein Hosenbein nass und verdreckt war.

Völlig genervt versuchte ich mich durch den letzten Trubel zu kämpfen und trabte die Treppen zu meiner Uni hoch, wobei ich fast über die letzten Stufen stolperte, hätte ich mich nicht am Geländer festgehalten.

Als ich endlich die Eingangstüren hinter mir wusste, schnaubte ich einmal laut auf.

Es empfingen mich weitere Studenten, die mich ohne Ausdruck musterten und sich lieber wieder ihren Büchern widmeten. Sie hatten sicherlich selber solche Tage und sahen mein Situation nicht zum ersten Mal.

Umso schneller lief ich durch die Flure zu meinem Hörsaal und stoppte einmal, als ich vor der großen Tür zum stehen kam. Von innen hörte ich schon meine Professorin Dr Adelaide reden und atmete einmal tief durch.

Dann öffnete ich, so vorsichtig es halt ging, die schwere Tür und schlich mich hinein. Ein paar Kommilitonen sahen mich an und einer verdrehte sogar die Augen. Ignorierend sah ich zu Dr Adelaide, die mich natürlich genau gesehen hatte, mich jedoch ohne Anklagen hinsetzen ließ.

Dankbar packte ich meine Sachen aus und schlug mein Bein über das andere, als ich mich eingerichtet hatte. Meine klatschnasse Schlaghose hing unangenehm über meinem Knöchel und erschien nun in meinem Blickfeld. Ich sah enttäuscht über mich selbst auf meine weißen Stoffschuhe.

Die Vorlesung war, wie schon geahnt, eine Folter.

Um den Tadel meiner Professorin nur bei meiner Verspätung zu belassen, folgten meine Augen ihr immer wieder, als sie in ihrem personal creative space herumlief. Sie redete viel mit ihren Händen, was ich eigentlich schätzte an Menschen. So konnte ich ihren Argumentationen besser folgen.

Sie war eine elegante Frau, die man mit ihren Klamotten direkt wieder in die 60er Jahre hätte stecken können. Ihr braunes Haar war fein säuberlich halb hochgesteckt mit einer gelben Spange, die  im selben gelb wie ihr Gürtel und ihrer Pumps war. Ihr schmiegendes Kleid war schwarz-weiß kariert und ging ihr über die Knie. Mit dem gezielten Eyelinerstrich sah sie jünger aus, als sie es wahrscheinlich war.

Sie war eine hübsche Frau - keine Frage. Und intelligent dazu. Doch das einzige was sich mir in dieser Vorlesung auftat, war die Überraschung, für was sich manche Menschen tatsächlich begeistern konnten.

Bildungskommunikation war nicht das, was ich vor Augen hatte, als ich mich für das Lehramt in der Uni einschrieb. Aber da musste man wohl durch, wenn man sich mit der Zukunft unserer Gesellschaft in einen Raum begeben wollte.

EliWhere stories live. Discover now