Werde ich sterben?

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Was war das? Ich stelle mich vorsichtig auf meinem Aust auf und spähe in alle Richtungen. Sind das Augen? Ist das ein Gesicht? Eine Nase? Ein Ohr? Was leuchtet da in der Baumkrone? Da! Ein Knacken!

Plötzlich rammt mich etwas von hinten. Ich verliere das Gleichgewicht und rutsche von dem Ast. Einen leisen Aufschrei kann ich nicht verhindern. Mein Herz klopft schnell. Ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Das Etwas klammert sich an mich und etwas bohrt sich schmerzhaft in meine Oberarme.

Ich versuche mich an den folgenden Ästen festzuhalten, aber ich bekomme keinen zu fassen. Sie schlagen nur auf mich ein und bereiten mir Schmerzen. Wenn ich das überlebe, werde ich jede Menge blaue Flecken zur Schau tragen. Warum denke ich jetzt eigentlich über so unwichtige Dinge nach? Ich sollte lieber an meine Familie denken.

Der Boden kommt immer näher. Ich versuche mich im Fall zu drehen. Kurz vor dem Boden gelingt es mir tatsächlich. Ich lande mit dem Rücken auf dem Boden und das Etwas wird unter mir zerquetscht. Trotzdem wird mir alle Luft aus meinen Lungen gepresst und für kurze Zeit sehe ich nur Sternchen. Ich schüttele meinen Kopf. Registriere die Situation. Die Umgebung.

Schnell rappele ich mich wieder auf. Etwas zu schnell. Die Sternchen sind zurück und mir wird leicht schwindlig. Ich schwanke und suche Halt an dem Baum neben mir. Ich schlucke mehrmals, um die aufkommende Übelkeit zu bekämpfen. Vor mir auf dem Boden liegt....

Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Eine Mutation? Ein Tier? Auf jeden Fall kein anderer Tribut. Das, was ich von dem Ding noch erkennen kann, sieht aus wie ein Pavian mit sehr langen und spitzen Fingernägeln. Aber der Kopf. Da ist kein Kopf. Der Kopf fehlt!

Wieder wird mir unglaublich schlecht und ich presse schnell meine Hand auf meinen Mund. Ich versuche mich zu beruhigen und mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Auf die Umgebung. Immerhin bin ich hier in den Hungerspielen. Tief durchatmend drehe ich mich von dem kopflosen Tier weg und inspiziere die Wunden, die es in meine Oberarme gerissen hat. Jeweils drei tiefe und stark blutende Furchen zieren meine Arme nun. Klettern wird damit sehr schwer.

Ich versuche es, doch sobald ich nur meine Arme hebe, zuckt ein brennender Schmerz durch meinen Körper. Ich keuchte auf und schwanke. Solche Schmerzen habe ich noch nie gefühlt. Ich schüttele meinen Kopf, um wieder klar zu werden. Ich muss mich konzentrieren!

Ich schaue mich vorsichtig um und versuche dabei den toten Körper zu ignorieren. Nichts ist zu sehen. Alles ist ruhig. Ich atme mehrmals tief durch. Ich kann das! Ich schaffe das! Ich will los laufen, aber mir wird mit einem Mal unglaublich schwindelig. Es dreht sich alles. Ich stolpere zurück und suche Halt an dem Baum, doch meine Hand verfehlt ihn.

Ich stürze auf den Bode. Schmerz durchzuckt meinen Körper. Meine Arme pochen. Mein Kopf hämmert. Vor meinen Augen zucken Lichtblitze. Die Übelkeit ist zurück. Es dreht sich alles. Was passiert mit mir? Meine Augen werden schwerer. Fallen mir immer wieder zu. Meine Gedanken drehen sich. Gelten meiner Familie. Sehen sie mir gerade zu? Sehen sie mir beim Sterben zu?

Ist das mein Ende?

Ich melde mich freiwilligWhere stories live. Discover now