Kapitel 10

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„PAULA! CHARLOTTE!" Ich schien förmlich zu schreien, weil die Zimmernachbarin von Louisa hielt sich die Ohren zu. Ups. Nach einem kurzen „sorry" meinerseits und einem „alles gut" ihrerseits rannte ich vor die Tür, da mich anscheinend keiner gehört hatte. „PAULA! LOUISA! KRAMPF!" mehr kam nicht aus meinem schnaufenden ich raus, denn ich war sofort wieder in ihrem Zimmer verschwunden. Paula kam mir hinterher und in der Hand hielt sie eine Spritze mit Diazepam drinnen. Dieses spritze sie in die Infusion und bat mich, die jetzt an der Seite stehend das Geschehen beobachtete, umgehend beim CT anzurufen. Dies tat ich auch und nur 5 min später lag Louisa im CT.
Ich setzte, oder eher lies mich in den Aufenthaltsraum fallen und trank meinen Kaffee leer. Paula und Charlotte kamen mit einem bedrückten Gesicht in den Raum. Ich wusste nicht, ob ich sauer auf die beiden sein sollte oder stolz auf mich, weil mein Verdacht, leider, richtig war. Ich glaube, ich war einfach beides. „Du, Nancy? Können wir reden?" fragte mich Charlotte. „Ja, was gibts?" fragte ich, allerdings mit leicht genervten Unterton. „Wir... wir wollen uns entschuldigen." fing Paula an. „Ja, wir hätten auf dich hören sollen. Tut uns Leid." beendete Charlotte. „Dass du" ich schaute Charlotte an „mal zugibst dass du falsch lagst hätte ich nicht mal träumen können, aber naja, ich hoffe jetzt einfach dass es Louisa schnell besser geht." sagte ich. „Ey Nancy. Hier ist ein Anruf für dich." weckte mich Phil aus meinen Gedanken, welcher anscheinend einen Patienten gebracht hatte.

Sicht Louisa:
Total verdattert sah ich die anderen an. „Du wolltest es wissen Lou." lachte Nancy. „Ja, aber hääää? Bei 40,3°C bekommt man doch keinen Fieberkrampf." warf ich in den Raum. „Und was hab ich da überhaupt an meinem Kopf?" fragte ich noch schnell. „Ach, das ist der Grund für deinen Krampf. Du hattest irgendwas am Gehirn. Frag mich nicht was. Bin keine Neurologin." antwortete mir Charlotte. Ich hatte was am Gehirn. Oke. Was es war ist unbekannt. Ist aber auch egal, solange es mir wieder gut geht. „Wann darf ich wieder arbeiten?" fragte ich. „Ganz ruhig Lou. Du hattest ne Hirn-Op und liegst auf der ITS. Das dauert noch bis du arbeiten darfst." sagte Charlotte. Traurig schaute ich in die Runde und konnte mir ein oder zwei Tränen nicht verkneifen.

Sicht Charlotte:
Man sah es Louisa völlig an, wie gerne sie wieder arbeiten würde. „Louisa." Paula kam in den Raum rein. „Du darfst übermorgen auf die normal Station und dann noch 2 1/2 Wochen auf normal bleiben. Dann gehts nach Hause und ich bin mir sicher, Charlotte und Nancy werden auf dich aufpassen." sie sah uns an, wir nickten und lächelten, und Paula verließ dann den Raum. „Du willst wieder arbeiten, hm?" fragte ich sie. Sie nickte und schaute mich und Nancy traurig an. „Das wird noch ein bisschen dauern Liebling." mischte sich ihre Mutter in unser Gespräch ein. Stimmt, die waren ja auch noch da. Doch anstatt dass Louisa dieser recht gab, motze sie ihre Mutter an: „Erzähl du mir nichts von Liebling, ja?! Was macht ihr beide", sie schaute erst ihre Mutter und anschließend ihren Vater an, „eigentlich hier? Ihr habt euch nur an meinem Geburtstag nach mir erkundigt, falls man das überhaupt so nennen kann! Und jetzt taucht ihr hier plötzlich auf?!" sie hatte sich so aufgeregt dass ich dachte, hier gäbe es gleich ne Rea. Bei dem Blick auf den Monitor wäre das kein Wunder. Ihr Blutdruck und ihre Herzfrequenz waren ordentlich in die Höhe geschossen. Auch Nancy schien dies bemerkt zu haben und bat deshalb, ihre Eltern mit ihr zu kommen. Langsam beruhigte sich Louisa wieder und nach einigem schnipsen vor ihren Augen kam diese auch wieder zu sich. „Mensch Lou, du musst mal auf deine Werte achten! Wir dachten du kollabierst uns hier gleich und wir müssen dich reanimieren!" ermahnte ich sie. „Wo sind..." setzte sie an. „Deine Eltern sind mit Nancy auf den Flur gegangen, weil wir wirklich keine Rea an ner Freundin brauchten." erzählte ich. Doch dann brach es aus ihr heraus. „Man Lotte, das ist alles so schwer momentan. Ich wohne schon ein halbes Jahr bei euch und meine Eltern haben sich nur an meinem Geburtstag vor einer Woche oder so bei mir gemeldet und da nur eine Nachricht geschickt. Und jetzt hocken die hier, keine Ahnung wieso und wer hat die eigentlich geholt?! Diese Person kann gleich mit gehen! Ihr wisst was für ein schlechtes Verhältnis ich zu meinen Eltern habe und die müssen hier doch nicht hocken wenn's mir so scheiße geht!!!" ich unterbrach sie nicht, sondern lies sie ausreden, um nicht noch mehr zu verursachen als ich-wir-sowieso schon haben. Eine Viertelstunde nachdem sie gegangen war, kam Paula rein, um zu schauen, woher der laute Tumult kam. Sie bat mich raus. Ich folgte ihr. „Sag mal Lotte, was war denn bei euch los? Das geht so nicht, das weißt du auch! Du bist selbst Ärztin auf der ITS und hättest das auch jedem gesagt der so laut wäre! Also, spuck's aus, was war bei euch los?" Und dann erzählte ich was Louisa mir, wenn auch im vertrauen, erzählt hatte.

Sicht Louisa:
Nachdem Lotte aus dem Zimmer ging schloss ich meine Augen. Ein bisschen müde war ich ja schon noch. Also döste ich schließlich ein. Oder schlief besser gesagt, denn als ich aufwachte und auf die Uhr schaute war es bereits 00:05 Uhr. Nach kurzer Unentschlossenheit entschied ich mich dazu, den Schwestern Knopf zu drücken, beziehungsweise, versuchte es. Denn bei dem Versuch zu drücken, verlor ich mein Gleichgewicht, und fiel aus dem Bett. Na toll. Statt dass irgendwas passierte, lag ich hier auf dem Boden. Schätzungsweise schon ne gute Viertelstunde. Als es mir irgendwann zu blöd wurde und meinen Sturz wohl niemand, außer mir, mitbekommen hatte, versuchte ich nochmal an den Knopf dranzukommen. Zu hoch, so lange Arme hatte ich dann wohl doch nicht. Mist. Also blieb mir nichts anderes übrig als zu rufen, keine Ahnung wer momentan Dienst hatte, die Schicht war ja schon lange vorbei... Also, da ich nicht die gesamte Station wecken wollte, fing ich an mit einem „Hallo? Kann mir wer helfen?" als keiner mich hörte -ich ging jedenfalls davon aus, da keiner ins Zimmer kam- klopfte ich auf den Boden, an die Wand und rief noch ein „Ich bräuchte wirklich mal nh bisschen Hilfe hier." Nach ich glaube einer halben Stunde des versuchen's gab ich es auf. Also versuchte ich eine irgendwie gemütliche Position zu finden und schloss meine Augen. Am nächsten Morgen wurde ich von Birgit, Schwester wie auch Ärztin, geweckt. Also, wollten diese zumindest, denn ich lag ja auf dem Boden. Wach wurde ich trotzdem, sagte aber nichts, da ich mir das Spektakel noch etwas länger anschauen wollte. (Falls ihr euch fragt welches Spektakel ich meine, lest einfach weiter:) „Mensch Birgit, wo ist denn Louisa hin?" „Seh ich so aus als wüsste ich das? Du warst doch die Nacht in der Schwesternkanzel und hättest sehen müssen wenn jemand die Zimmer verlässt." „Aber Birgit, ich hätte es doch gesehen! Und vor allem währe sie irgendwo aufgespießt worden und uns hätte jemand Bescheid gesagt. Eine Schwester in so nem Aufzug wäre entdeckt worden, meinst du nicht?" irgendwann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und prustete aus meiner Ecke. Laut, jedenfalls so laut, dass beide mich hören konnten und ihre Köpfe neben einander neben das Bett streckten. „Echt, ihr müsstet mal euere Gesichter sehen, zum schreien ist das!". Ich schaute nur in die verdutzen Gesichter von den beiden. Dann brach Schwester Birgit das schweigen: „Sach mal, was machst'n du auf dem Boden? War das Bett zu unbequem?" „Witzig. Nein, ich wollte so um 00:10 am Schwesternknopf drücken, da ich morzmäßigen Hunger hatte, hab ich übrigens immer noch. Jedenfalls habe ich dann das Gleichgewicht verloren und bin hier auf dem Boden gelandet. Mein Rufen und mein Klopfen habt ihr ja anscheinend nicht wirklich wahrgenommen." beendete ich meinen Satz.
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Heyy, endlich mal ein neues Kapitel von mir. Lasst nicht nicht lügen, ich glaube mein letztes Kapitel war im Mai oder April (verbessert mich bitte falls ich falsch liege haha) jedenfalls hat mir die Motivation und die Zeit dazu gefehlt, das Kapitel fertig zu schreiben (so ca. 300-500 Wörter standen schon, sind also fast 1000 dazu gekommen). Hoffe euch geht es soweit gut:)
An alle die schon wieder Schule haben/arbeiten müssen: mein Beileid! Ich hab noch etwa 1 1/2 Wochen frei. Für alle anderen noch wunderschöne Sommerferien<333
Ich hör dann jetzt auch auf zu schreiben, Finger tun weh haha. Bin momentan zum Glück im Schreibfluss und denke deshalb, dass ihr nicht all zu lange auf ein neues Kapitel warten müsst.

FreundschaftenWhere stories live. Discover now