𝑺𝒆𝒗𝒆𝒓𝒖𝒔 𝑺𝒏𝒂𝒑𝒆 #1

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„Nachsitzen Miss Perkins. Um 8 Uhr in meinem Büro." Professor Snape sah sie nur einen kurzen Moment an, bevor er sich schwungvoll umdrehte und schon im nächsten Zug einen fehlgeleiteten Fluch abblockte. „Ich dachte, ich unterrichte hier nicht bei Erstklässlern." Hörte Amelia noch, bevor sie sich erneut ihrer Trainingspartnerin zuwandte. Nachsitzen, ausgerechnet bei Snape... Das würde ein langer, anstrengender Abend werden.

Pünktlich um 8 Uhr stand sie vor einer Tür in den Kerkern, beinahe nervös vor dem, was sie nun erwarten würde. Erst, als sie Peeves herannahen sah, fasste sie den Mut und klopfte an. „Herein." Sie schluckte, bevor sie die Tür öffnete und das Büro betrat, in dem schon einige Bücher auf dem Pult lagen. „Guten Abend Miss Perkins." Professor Snape deutete auf den Stuhl vor dem Pult, und dann auf die Bücher. „Ihre Aufgabe besteht für den Abend darin, eine Ansammlung von Verteidigungszaubern und deren Wirkung heraus zu schreiben." Sie nickte nur und begann mit dem Aufsatz, bis sie beim Patronus stehen blieb. Zählte ein Patronus als Verteidigungszauber? Es half nichts, sie würde den Professor fragen, obwohl der ebenfalls in seine Arbeit vertieft war.

„Professor Snape, Sir? Zählt ein Patronus als Verteidigungszauber?" Sie räusperte sich, und für einen Moment überlegte er, bevor er nickte. „Ja, er zählt als solcher. Was ist eigentlich ihr Patronus, Miss Perkins?" Plötzlich interessiert sah der Professor von seinen Unterlagen nach oben, und musterte seine Studentin genauer. Diese wurde rot und wich seinem Blick aus. „Ich... Ich habe bisher keinen zustande gebracht Professor, mir wurde nie gezeigt..." Sie musste den Satz nicht beenden, denn er wusste auch so, was folgen würde. „Stehen Sie auf, Zauberstab raus." Snape erhob sich und hob seinen Zauberstab, bevor er sich neben sie stellte und ihr die Bewegung zeigte. „Denken Sie an einen glücklichen Moment, ihren glücklichsten. Und dann sprechen Sie laut und deutlich- Expecto Patronum" Er zeigte ihr die Bewegung dazu, und nickte dann beinahe ermutigend. „Probieren Sie es."

Doch während bei Snape eine wunderschöne Hirschkuh aus der Spitze seines Zauberstabes sprang, war ein wenig heller Rauch alles, was sie zustande brachte. „Nicht aufgeben." Er stellte sich hinter sie und legte seine Hand auf ihre. „Versuchen Sie es noch einmal. Denken Sie ganz fest an ihren Moment, und dann..." Tatsächlich gelang es ihr mit seiner Hilfe etwas besser, doch noch immer nahm ihr Patronus keine wirkliche Form an- so würde er sie niemals schützen können... Entmutigt sackte sie auf die Stufen. So gut sie im brauen von Zaubertränken auch war- Verteidigung gegen die dunklen Künste lag ihr nicht. Obwohl Professor Snape ein sehr guter Lehrer war.

„Sehen Sie ihren Moment wirklich ganz fest vor sich?" Vorsichtig ließ sich Snape neben sie sinken, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu lösen. Sie nickte und fing leise an. „Es ist schon so lange her, aber..." „Sie müssen nicht darüber reden wenn Sie nicht möchten." Unterbrach Snape sie überraschend sanft, doch sie lächelte leicht. „Ich... denke gerne daran, irgendwie." „Dann erzählen Sie mir davon, Amelia." Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Vornamen genannt hatte, und genau das war ausschlaggebend dafür, dass sie den Mut zum weitersprechen fand. „Vor vier Sommern war ich mit meiner Schwester und meinem Neffen im Zoo, und der kleine ist ganz vernarrt in mich. Wir haben uns ein Eis gekauft, und obwohl er sein eigenes Eis hatte, wollte er immer meins haben. Nur von mir hat er sich füttern lassen, und das ist glaube ich das schönste, an das ich mich erinnern kann." „Und doch macht es Sie traurig." Erkannte Snape, und ertappt senkte sie den Blick. „Ja, auch... Es vergeht so viel Zeit, und meine Schwester und ich entfernen uns immer mehr voneinander. Das tut weh..." Snape nickte, und als ob er spürte, wie sehr sie gerade den Trost brauchte, legte er vorsichtig einen Arm um sie. Vorbei war die kühle Distanz, die ihn sonst immer umgab- für diesen kurzen Moment war er einfach nur... ein ganz normaler Mensch. Dankbar ließ sie sich in diese tröstende Geste fallen, und es fühlte sich so gut an, so vertraut, dass sie sich am liebsten gar nicht mehr aus seinen Armen gelöst hätte. Sie schwiegen, doch es war keine unangenehme Stille, obwohl in ihrem Kopf tausende Fragezeichen schwirrten. Was war das hier? Er war ihr Professor, und sonst immer so unnahbar, und jetzt...? Sie drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung, um ihn anzuschauen, und. Das zarte Lächeln auf seinen Lippen überraschte sie beinahe noch mehr, als die ganze Situation es eh schon tat. Schnell senkte sie ihren Kopf wieder ein wenig, doch Severus legte sanft eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Er suchte ihren Blick, und als sie keine Anstalten machte zurück zu weichen kam er ihr näher, bis seine Lippen federleicht über ihre glitten. Sie schloss die Augen und lehnte sich ihm entgegen, und dadurch ermutigt legte er seine Lippen dieses Mal richtig auf ihre. Für einen Moment war sie überwältigt, doch dann legte sie eine Hand auf seine und erwiderte den Kuss, der so schön und so verboten zugleich war. Er zog sie, ohne sich von ihr zu lösen näher zu sich, und sie küssten sich, bis die Turmuhr schlug und sie zurück in die Realität brachte. War das gerade wirklich passiert? Hatten sie sich wirklich geküsst?

Erschrocken rückte Snape von ihr ab, bevor er aufstand und noch mehr Distanz zwischen sie brauchte. „Es tut mir Leid Miss Perkins, ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist." Sie stand ebenfalls auf und wollte sich ihm nähern, doch beinahe sofort wich er zurück und hob abwehrend die Hände. „Gehen Sie jetzt, das Nachsitzen ist beendet." Er drehte ihr den Rücken zu, und enttäuscht ließ sie die Schultern sinken. Hatte es ihm wirklich so wenig bedeutet? War es für ihn nur ein Fehler gewesen?

Doch sie wusste genau, wann es besser war zu gehen. Also raffte sie ihre Unterlagen zusammen und ging zur Tür, doch bevor sie den Raum verließ drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Ich glaube, das wird mein neuer Lieblingsmoment... Severus." Und ohne ihm die Chance auf eine Antwort zu geben verschwand sie zu ihrem Schlafsaal. Nie würde sie diesen Kuss vergessen...

Severus Snape OneshotsWhere stories live. Discover now