Einleitung (Angel)

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Teilnahmslos gleitet mein Blick über die vorbeiziehende Landschaft der Algarve. Das eintönige, trostlose Rotbraun und das Gestrüpp, das sich hier und da durch den Sandboden gekämpft hat, sieht genauso kümmerlich und traurig aus, wie ich mich fühle.

Immer wieder huscht der Blick des älteren Taxifahrers zum Rückspiegel, während er mich fragend mustert, aber ich ignoriere ihn geflissentlich.

Der freundlich wirkende Portugiese kann nicht wirklich etwas für meine schlechte Laune, aber er ist derjenige, der mich wieder zurück in die einengende Langweile bringen wird, die sich mein Leben schimpft.

Gut, eigentlich bringt er mich nur zum Flughafen, aber was tut dieser klitzekleine Fehler in meiner Metapher schon zur Sache?

Als ich das Fenster des Wagens herunterlasse, bläst mir die warme, nach Sonne und Meer duftende Luft entgegen, die ich in den letzten drei Wochen mehr als lieb gewonnen habe und die nun sanft die Gänsehaut fortwischt, die die klimatisierte Luft im Inneren des Taxis auf meiner Haut hinterlassen hat.

Wehmütig schließe ich die Augen und sauge den Geruch ein so tief ich kann - stumm betend, dass er mir so vielleicht etwas länger als ein paar Tage in Erinnerung bleiben wird. Ich will hier nicht weg, wirklich nicht.

Die letzten Wochen waren drei der schönsten meines Lebens.

Am liebsten hätte ich mich heulend wie ein kleines Kind an einer der Laternen am Straßenrand festgekrallt und sie nicht mehr losgelassen. Aber mein Vater will, dass ich wieder zu ihm nach Hause nach New York komme und wenn Alexander de Niro etwas will, muss sich sogar das Glück seiner eigenen Tochter seinem eisernen Willen beugen.

Sofort fällt mir der irritierte Blick meiner Studienfreundin Elsa ein, als ich ihr erzählt habe, dass ich nach Portugal fliegen würde, um dort meine Semesterferien zu verbringen. Sie als gebürtige Norwegerin kann nicht verstehen, dass ich nicht in die Karibik, sondern nach Europa geflogen bin. 

Dass ich dadurch lediglich so weit weg wie möglich vom Einfluss meines Vaters entfernt gewesen bin, habe ich ihr nicht erzählt, denn wir kennen uns gerade einmal ein Jahr lang - nicht lange genug, als dass ich ihr meine Familienprobleme unter die Nase gerieben hätte.

Tja, genutzt hat mein toller Plan aber wenig, denke ich und ein wütendes Schnauben entschlüpft meinen Lippen, während ich an gestern denken muss.

28 Lincoln Street - a rockstar romanceWhere stories live. Discover now