Kapitel 22

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Mit einem Seufzen schaut sich Johnny um. Überall liegen Brocken von der Decke herum, Glasscherben, zerfetzte Kabel. An einer Stelle an der früher eine Tür und nicht nur ein großes Loch in der Wand war, tritt Captain America heraus. Johnny beobachtet ihn kurz dabei, wie er noch mit jemandem in dem Raum hinter der halb intakten Wand redet, dann schaut er aber wieder auf den Boden und scharrt mit den Füßen ein paar Glasscherben beiseite und entdeckt einen Cupcake hinter einem Betonstein. Ein trauriges Lächeln zupft an seinen Lippen.

Eine Hand, die plötzlich schwungvoll auf seiner rechten Schulter landet, bringt ihn dazu, zusammen zu zucken und die Hände aus seinen Hosentaschen zu ziehen. Automatisch spannt sich sein Körper an. Durch das jahrelange Training hat es sich in sein Hirn gebrannt immer und sofort kampfbereit zu sein. Aber die Stimme, die folgt, bringt ihn wieder dazu sich zu entspannen.

„Stress dich nicht", murmelt Clint hinter ihm.
Tue ich nicht, denkt Johnny, hat aber nicht die Willenskraft dazu es auch laut auszusprechen. Er hebt auch nicht den Blick zu seinem Mentor. Stattdessen schiebt er die Glasscherben mit dem Fuß wieder zurück und verdeckt den Cupcake erneut darunter. Sein Blick bleibt an der Stelle hängen, bis die rauen Finger vom zweiten Bogenschützen sich unter sein Kinn schieben und er den Jüngeren zwingt ihn anzuschauen. Johnny schaut ihm in die klaren, interessierten Augen und bemerkt, wie sein Mentor sich Zeit nimmt um seinen Schützling eingehend zu mustern. Nach einem Moment senkt Clint selbst den Blick und entlässt Johnny somit auch. Er dreht sich weg und schaut wieder zu dem Türloch, in dem mittlerweile nicht mehr der Captain, sondern Bruce Banner steht. Mit einer ruppigen Bewegung an der Schulter zieht Clint den jungen Mann näher und drückt ihn an sich. Zuerst will Johnny seinen Mentor von sich wegdrücken. Er hebt die Hände an und will sie an die Schultern von seinem Gegenüber legen. Aber als Clint ihm einmal sanft über den Rücken streicht, lässt auch Johnny nur seine Hände auf dem Rücken von Clint liegen und akzeptiert die Umarmung.

„Mach dir wirklich nicht zu viele Sorgen. Sie sind stark und erst einen Tag verschwunden. Wir werden nach ihnen suchen."

Jetzt brechen sie wieder die Umarmung und ein letzter Blick, gepaart mit einem aufmunternden Lächeln von Clint reichen, damit Johnny etwas leichter ums Herz wird.

Er dreht sich wieder um und schaut sich erneut in dem chaotischen Raum um. Dann geht er langsam zu der Stelle, an der die Bar steht. Tatsächlich scheint die recht unversehrt zu sein. Er sieht dort noch ein halbvolles Glas stehen und lehnt sich gegen die Bar.
Fast alle Avenger sind jetzt wieder im Raum. Tony verteilt Aufgaben an seine Roboter, damit sie den Wohnbereich wieder aufräumen. Scheinbar sind sie damit fertig Hinweise zu suchen. Es hätte Johnny auch sehr gewundert, wenn sie irgendetwas gefunden hätten, was ihnen dabei hilft zu verstehen, was passiert ist. Iron Man und der Captain haben ihn nach dem Überfall einige Zeit in einem anderen Raum befragt. Er kennt Feena schließlich am besten. Das ist ihm auch bewusst, schließlich ist Feena kein besonders offener Mensch und wird sich kaum den anderen mehr geöffnet haben als ihm gegenüber. Trotzdem schockiert es ihn selbst ein wenig, wie bestürzt er darüber ist, dass gerade Feena verschwunden ist. Andererseits hat er sie wirklich lieb gewonnen und verbringt wirklich gern seine Zeit mit ihr. Es war eine willkommene Abwechselung als er damals plötzlich ans College gehen sollte, um sie zu beschatten. Nachdem er sie kennengelernt hat und bemerkt hat, dass von ihr keine wirkliche Gefahr ausgeht, hat er sich entspannt. Für ein paar Wochen konnte er das normale Leben eines Mitt-Zwanzigjährigen kosten und er hat ihm gefallen. Natürlich würde er es nie aufgeben Agent bei Shield zu sein... aber es war eine wirklich coole Erfahrung und vielleicht ist das auch der Grund, warum Feena ihm so wichtig ist. In der kurzen Zeit, in der er sich mal normal gefühlt hat, war sie seine beste Freundin. Und dann konnte er sie auch noch in sein richtiges Leben mitnehmen...

Wieder seufzt er nur leise und senkt den Blick. Seine Hand liegt auf der Bar neben ihm und er beginnt in den Staub auf dem schwarzen Tresen ein Muster mit dem Zeigefinger zu malen.

FenrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt