Kapitel 5

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Schweissgebadet schreckte ich auf und holte keuchend Luft. Das Laken war nass vor Schweiss und klebte unangenehm an meinem Körper. Kraftlos liess ich mich wieder zurück ins Bett fallen, die Augen weit geöffnet, seine Stimme immer noch in meinem Kopf.

Du bist schuld! Warum hast du mir nicht geholfen? Ich habe dich gebraucht!

«Es tut mir leid...», schluchzte ich in die Stille meines Zimmers und eine Träne rann über meine Wange. Hinterliess eine salzige Spur voller Verzweiflung.

Es fühlte sich an, als würde die Dunkelheit mich erdrücken. Als würde sie immer näher kommen, um mich irgendwann komplett zu verschlingen. Und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.

Mit einem Griff neben mich betätigte ich die Nachttischlampe und spürte, wie die Enge vertreiben wurde. Ein tiefer Atemzug zwang meine Muskeln, sich zu entspannen und in Bewegung zu setzen. Es war nicht das erste Mal, dass mich ein Albtraum wach hielt und wenn ich schon nicht schlafen konnte, so wollte ich doch etwas Produktives machen.

Ich hatte noch alte Videoaufnahmen von Vergangenen Spielen. Wenn ich nur herausfinden könnte, wie wir unsere Angriffe noch besser machen könnten. Noch schneller und noch effizienter.

Doch ich kam nicht weit, das Vibrieren meines Handys unterbrach mein Vorhaben.

Iwa..., dachte ich augenverdrehend, doch wenn ich an gestern zurück dachte wurde mir ganz warm. Alles nach dem Kuss war absolut unangenehm gewesen. Wir hatten beide nicht gewusst, was wir machen sollten und uns daher kurzerhand voneinander verabschiedet. Doch der Kuss an sich hinterliess immer noch ein leichtes Kribbeln auf meinen Lippen.

Ohne noch länger zu Zögern griff ich nach dem Gerät und klickte auf abnehmen.

«Shitty-kawa am Apparat», grinste ich mit einem provokanten Unterton.

«Warum zum Teufel schläfst du nicht?», herrschte mich mein Gegenüber an. «Morgen ist Training, verstanden? Und wehe du konzentrierst dich nicht, dann hau ich dir eine rein!»

Ein Kichern entfuhr mir, als ich seine aufgebrachte Stimme hörte. Wenn er wütend war wurde er immer gleich so direkt. Dann war es ihm egal, was die anderen von ihm dachten, über ihn redeten. «Ach Iwa-chan... Ich konnte nur nicht schlafen, das ist alles...» Das es ein Albtraum war, verschwieg ich, sowie auch von wem dieser handelte. Doch ich hätte das Thema besser nicht mehr angeschnitten, denn Iwa war cleverer als man annahm. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass es nur einen Grund gab, der mich mitten in der Nacht wachhielt.

«Albtraum?», erklang seine ruhige Stimme durch den Hörer und ich murmelte nur eine leichte Zustimmung. Verdammt, ich brauchte sein Mitleid nicht! Ich brauchte niemandes Mitleid!

Sein nächstes Wort liessen mich stocken und das Handy fallen lassen. Es war nur ein einziges Wort, ein einziger Name, doch liess er mir das Blut in den Adern gefrieren. Masauro.

-

Diese Nacht hatte ich kaum geschlafen, meine Gedanken wollten mir einfach keine Ruhe mehr geben. Und auch im Unterricht konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Meine sonst so zielsicheren Antworten verfehlten ihr Ziel um weiten.

Verdammt!

Ganz ruhig, reiss dich zusammen Tooru. Lass nicht zu, dass du deinen Kopf verlierst!, flüsterte seine Stimme und ich fühlte, wie meine Schultern hinabsackten. Wie die Luft aus meinen Lungen strömte und ich mit einer sicheren Bewegung nach der Türklinke griff, um mich meinem Team zu stellen.

Das Lächeln, das meine Lippen zierte, war nicht echt. Genau so wenig wie die sorglose Stimme, mit welcher ich mein Zuspätkommen entschuldigte. Die anderen aus meinem Team wandten sich kopfschüttelnd von mir ab, während ich anfing mich einzuwärmen. Nur ein Augenpaar verfolgte jede meiner Bewegungen genau und liessen eine Gänsehaut auf meinen Armen zurück. Liesen mich leicht frösteln.

«Okay Leute», hörte ich Iwa rufen und sah, wie er ein paarmal in die Hände klatschte, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. «Trainiert den Aufschlag weiter. Achtet darauf, wo ihr hinzielt. Besonders du, Kindaichi.» Mit strengem Blick musterte er den Erstklässler, welcher sich sichtlich unwohl fühlte. Ein leichtes Schmunzeln konnte ich mir trotz meiner schlechten Laune nicht verkneifen. Er war einfach toll mitanzusehen, wie Iwa andere einschüchterte. Er wäre ein toller Kapitän gewesen. Besser als ich, der gegen einen Schwarm Vögel verlor. 

«Und du Oikawa brauchst gar nicht so doof zu grinsen», klang seine Stimme und ich zuckte zusammen. Verdammt. Alle sahen mich an, als ich gerade meine Lippen schmollend zusammenziehen wollte. «Wir sprechen uns draussen!», knurrte Iwa und drehte sich um, um die Turnhalle zu verlassen.

Etwas perplex stand ich da und versuchte zu verstehen, was nun zu tun war. Sollte ich mitgehen und mich diesem Gespräch stellen? Oder zurückbleiben und mich meinem Vize-Kapitän widersetzen?

Geh mit, wenn du dich ihm wiedersetzt schädigt das das Moral des Teams.

Wie immer hatte er recht und ich setzte mich in Bewegung. 

Stimme / IwaOi ffDonde viven las historias. Descúbrelo ahora