Kapitel 9

149 12 1
                                    

Stille. Seit mich Iwa das zweite Mal geküsst hatte, war Stille in meinem Kopf eingekehrt. Niemand der mir sagte, wie nutzlos ich doch sei, oder mir die Niederlage gegen die Krähen unter die Nase rieb. 

Und diese kurze Pause  genoss ich sehr. Besonders da ich wusste, dass sie nicht für lange anhalten würde. Masauro in mir würde nicht für immer schweigen. Doch für diesen kurzen Moment war es in Ordnung. 

Nervös lief ich vor der Haustüre auf und ab und wartete auf das erlösende Klopfen, welches bereits vor fünf Minuten hätte erklingen sollen. Meine frisch geputzten Schuhe klackten bei jedem Schritt und ich knüpfte aufgeregt meine Manschettenknöpfe auf und zu. 

Verdammt! Wo blieb er denn bloss?

Wütend zischte ich auf, als ich erneut nach dem Handy griff, um nachzusehen, ob er zumindest geschrieben hatte. Doch Fehlalarm, anscheinend war ich ihm doch zu wenig wichtig. 

Das sagte ich dir doch schon von Anfang an... Doch hab keine Angst, ich helfe dir.

Meine Bewegungen stockten und ich presste meine Handflächen auf meine Ohren. "Sei still", flüsterte ich vor mich hin, während ich ich die Augen zukniff und tief nach Luft schnappte. "Sei still!"

Ich bin der Einzige, den du brauchst, Tooru. Vertrau mir!

Warme Hände umgriffen vorsichtig die Meinen und lösten sie von meinen Ohren. Erschrocken sah ich auf und blickte in Iwas dunkle Augen. Schnell schüttelte ich den Kopf um die Stimme, die immer noch in meinem Kopf nachhallte, zu vertreiben. Danach hob ich mein Kinn an und versuchte mich an einem schelmischen Lächeln. "Wo warst du denn so lange? Haarbürste nicht gefunden?"

Doch ohne auf meine Provokation einzugehen legte er einfach seine Arme um mich und zog mich in eine feste Umarmung. Seine warmen Hände brannten sich förmlich durch den Stoff und ich bekam eine Gänsehaut. 

Verdammt, wie ich es liebte wenn er mich umarmte. Verdammt sei auch, dass mein Herz begann schneller zu schlagen. Und mein Kopf komplett abschaltete als ich ihn an seine Schulter legte und mit tiefen Atemzügen seinen Duft in mich aufsaugte.

Verdammt, war ich verliebt in diesen Typen. 

"Wollen wir los?", flüsterte er und ich nickte. Ja, das klang gut. Mit einer fliessenden Bewegung nahm er meine Hand und führte mich aus dem Haus hinaus in die kühle Luft. 

Wie vor ein paar Tagen sagten wir kaum ein Wort und liefen nur nebeneinander durch die Stadt bis hin zu einem Restaurant, welches uns mit köstlichem Geruch willkommen hiess. Einer Kellnerin konnten wir unsere Jacken geben und wurden zu einem Tisch gebracht. 

Ich mochte solche Restaurants. Sie waren hell, gross und man bekam seine Privatsphäre. Auch waren sie sauber und hygienisch. Mein Blick glitt zu Iwa, der sich gegenüber von mir niederliess und nachdenklich die gefaltete Serviette betrachtete. Kurz musste ich lächeln. Eines der wenigen echten Lächeln in letzter Zeit, und das nur weil ich gerade Iwa-chan dabei beobachtete, wie er die Falttechnik der Servietten studierte. 

Als ich den Blick wieder auf seine Augen richtete, sah er mich direkt an. Schnell wandte ich den Kopf ab, spürte aber gleichzeitig, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. 

Ich hatte schon lange gewusst, dass Iwa ein Mensch war, den ich nicht durchschauen konnte. Der ohne sichtbaren Grund handelte, seinen Emotionen ausgeliefert. Doch dass ausgerechnet er in der Lage war, mich so in Verlegenheit zu bringen, war mir unbekannt. 

Mein Blick blieb an der Kellnerin hängen, die uns die Speisekarten brachte. Mir blieb der Mund offen stehen, während sie sich mit einer eleganten Bewegung zum Gehen wandte. Hatte sie mir gerade zugezwinkert? 

Mein Blick glitt zurück zu Iwa, der die Lippen zu einer missmutigen Grimasse verzogen hatte. "Sie war echt hübsch, nicht wahr Iwa-chan?", stichelte ich und tat so, als würde ich mich erneut zu ihr umdrehen. 

"Idiot!", knurrte mein Gegenüber und ich musste mir ein kleines Grinsen verkneifen.

"Vielleicht kommt sie ja wieder..." Ich legte nachdenklich den Kopf schief und wagte einen Seitenblick in Iwa's Richtung. Vieldeutig wackelte ich mit meinen Augenbrauen und musste mir ein Lachen verkneifen, als ich ihn angewidert den Kopf schütteln sah. 

"Wären wir nicht in einem Restaurant, würd ich dir Nasenbluten verschaffen!", zischte er und ich lehnte mich selbstzufrieden in meinem Stuhl zurück. 

Stimme / IwaOi ffTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang