𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 21 - 𝙺ö𝚗𝚒𝚐 𝚃𝚑𝚎́𝚘𝚍𝚎𝚗

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POV. Elain

Nach einer ruhigen Nacht zwischen einigen Felsen hatten wir unseren Weg nach Edoras fortgesetzt und nun ragte die Stadt am Horizont vor uns auf. Als wir näher kamen, konnte ich auch die hohe Mauer um die Stadt und die Häuser erkennen, die über die Ostseite des Hügels verteilt waren. Am höchsten Punkt des Hügels thronte die goldene Halle Meduseld, der Sitz von König Théoden.

Nach einigen Minuten hatten wir schließlich die Stadtmauer erreicht und ritten auf dem Pfad, der sich zwischen den vielen Häusern entlang schlängelte, den Hügel hinauf. Die meisten Menschen blickten misstrauisch von ihren Arbeiten auf, als wir an ihnen vorbei kamen. Es herrschte eine erdrückende Stille. Niemand unterhielt sich und niemand machte mehr Geräusche als nötig.

„Auf jedem Friedhof ist die Stimmung fröhlicher“, murmelte Gimli, der mit Aragon dicht vor uns ritt und ich musste ihm zustimmen.

Allerdings kannte ich diese Art von Stimmung an diesem Ort gar nicht. Die letzten Male als ich hier gewesen war, hatten sich die Leute an ihren Haustüren und über die Fenster unterhalten und Kinder waren lachend umher gerannt. Es hatte eine unbeschwerte Stimmung geherrscht, die einen angesteckt hatte. Heute merkte ich nichts davon.

Heute spürte ich die Blicke der Menschen, die sich in meinen Rücken brannten und mir förmlich zu riefen: Du gehörst hier nicht hin. Ich wusste nicht woran es lag, aber die Menschen hier hatten mich noch nie mit offenen Armen willkommen geheißen.

Gandalf blieb mit Schattenfell vor der Treppe zur Halle Meduseld stehen und schwang sich eleganter als ich es ihm zugetraut hatte von dem Pferderücken. Vielleicht hatte sich nicht nur sein Aussehen geändert.

Als auch wir anderen abgestiegen waren, nahmen ein paar der Rohirrim unsere Pferde mit - schließlich gehörten sie streng genommen ihnen - und wir liefen mit Gandalf an der Spitze die Treppe hinauf. Sobald wir an dem großen Eingangstor angekommen waren, schwangen die Türflügel auf und eine Handvoll Rohirrim traten uns entgegen.

Den vordersten der Männer kannte ich - es war Hama, einer der treuesten Soldaten des Königs. Er war meistens derjenige gewesen, der meine Übungseinheiten mit Éowyn beobachtet hatte, nachdem König Theoden eingesehen hatte, dass er seine Nichte und mich nicht davon abhalten konnte.

Der braunhaarige Mann ließ seinen Blick kurz über unsere kleine Gruppe schweifen, bevor er sprach: „So bewaffnet darf ich euch nicht zu König Théoden vorlassen, Gandalf Graurock. Auf Geheiß von Grima Schlangenzunge.“

Bei seinen Worten runzelte ich meine Stirn. Seit wann hatte Grima so viel Befehlsgewalt hier? Das letzte Mal als ich Edoras einen Besuch abgestattet hatte, war er nicht mehr als ein einfacher Berater gewesen.

Während Gandalf nach dem auffordernden Blick von Hama seine Waffe abgab, blickte ich den Soldaten immer noch misstrauisch an. Hätte nur er mich aufgefordert und nicht Grima dabei erwähnt, hätte ich mich sicherer gefühlt, meine Waffen abzugeben.

„Elain“, murmelte Gandalf und ich hörte die unterschwellige Bitte darin. 'Vertrau mir, ich weiß was ich tue'.

Zögerlich nahm ich also meine Waffen vom Gürtel und überreichte einem Soldaten diese zusammen mit meinem Pfeil und Bogen. Meine versteckten Dolche ließ ich allerdings wo sie waren.

Die anderen hatten ihre Waffen bereits abgegeben und wir wollten die Halle gerade betreten, als Hama uns aufhielt.

„Euren Stab“, verlangte der Rohirrim und deutete mit dem Kopf auf das weiße Holz in Gandalfs Hand.

Ich spannte mich kaum merklich an und beobachtete den Zauberer aus dem Augenwinkel. Er durfte seinen Stab auf keinen Fall abgeben, sonst konnte er den König niemals heilen.

𝙳𝚒𝚎 𝚠𝚎𝚒ß𝚎 𝙶𝚊𝚋𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Donde viven las historias. Descúbrelo ahora