27. Kapitel

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Wenn ich in einem gut bin, dann ist es über mein Leben zu jammern. Ja, mich hätte es auch schlimmer treffen können, sehr viel schlimmer. Aber das Traurige am Leben ist, dass man nie zufrieden ist mit dem was man hat. Zugegeben sind wir Menschen echte Jammerlappen.

Nie kann man es uns Recht machen. Ach und wenn man es uns mal Recht gemacht hat ist es entweder doch nicht gut genug oder man kann es nicht mit gutem Gewissen annehmen. Die eigenen Gedanken lassen es nicht zu, dass man es glaubt oder sich darüber freut. Nein, sie reißen einen innerlich auseinander.

In dieser Zeit könnte man echt etwas Sinnvolleres machen. Sind wir Menschen so schlau? Wohl eher nicht. Wir machen unser Leben hingegen eher zu einer noch mehr melancholischeren  Geschichte.

Irgendwie macht es mich fertig Drake leiden zu sehen, obwohl ich die ganze Zeit so gebangt habe, dass er endlich sich für mich entscheidet.

Habe ich meine Tage?
Nein. Ok, doch aber was spielt das für eine Rolle? Mehr als ein paar Kopfschmerzen habe ich nicht. Eigentlich kann ich wegen dem milden Verlauf meiner Tagen dem lieben Gott dankbar sein, aber besser wäre es wenn soetwas gar nicht existieren würde.

Eine Frau zu sein bedeutet immer zu leiden. Wir sind ungleichberechtigt, werden immer abgewertet, unterschätzt. Und als wäre das nicht genug müssen wir jede 4 Wochen leiden. Außerdem sind wir es, die Kinder austragen müssen.

Wenn ich ein Mann habe würde ich ihm selbst den Staubsauger in die Hand drücken, wenn er meint es wäre zu dreckig. Vom Leben sind wir Frauen schon genug bestraft, also warum sollte ich seine Scheiße mitwegsaugen?
Bin ich gut darin vom Thema abzuschweifen? Vielleicht. OK zugegeben sehr gut.

Drake sitzt komplett verloren neben mir. Es war für mich noch nie erlösender das Klingeln der Schulglocke zum Schulschluss zu hören. Wäre da nicht meine Geschichtslehrerin Frau Anders. Sie blickt nur genervt durch die Reihen und schreit, als wir alle schon am Einpacken sind:„ICH beende die Stunde."

Hach ich liebe diese Lehrerin. Am liebsten würde ich einfach trotzdem gehen, aber leider bin ich zu brav.
Ganze zehn Minuten später lässt sie uns endlich gehen. Natürlich gehe ich mit Drake nach Hause. Was Lacy darüber denkt? Innerlich frustriert es mich schon, dass sie ihn nicht mag. Wobei das dass sie ihn nicht mag eine Untertreibung ist. Sie hasst ihn.
Dennoch ist es mein Leben und ich finde es richtig ihm noch eine Chance zu geben.

„Warum hast du deine Beliebtheit aufgegeben, wenn es dich so bedrückt? So viel Mitleid kann man für eine Person doch nicht empfinden", sage ich wobei ich meine Arme verschränke.
„Du hast dich schon wieder verletzt",murmelt er traurig, als er meine Arme sieht. „Wieso hast du es aufgegeben?",frage ich nochmals leise nach.

„Weil du mir verdammt wichtig bist", entgegnet er und hält mich an meiner Hand fest. „Ich bin so aufgelöst weil ich dafür gesorgt habe, dass es dir so mies geht. Ich sehe alles ein", fügt er hinzu.
„Warum hast du es dann so lange durchgezogen?", frage ich. „Ich war dumm und blind", antwortet er.

„Verzeihst du mir?",fragt er. „Habe ich dir schon längst",gebe ich zu, woraufhin er mich verwundert ansieht. „Ich habe echt Mist gebaut", entgegnet er. „Menschen machen Fehler", sage ich daraufhin. „Ich bin ein verdammter Idiot", meint er und blickt in meine Augen. „Du bist mein Idiot", grinse ich.

Kurz darauf verliere ich mein Lächeln aus dem Gesicht, da das Gesagte etwas zu viel sein könnte.

„Ich würde mich so verdammt glücklich schätzen mich dein Idiot nennen zu dürfen", antwortet er und streichelt mir sanft über meine Hand. Langsam küsse ich ihn auf die Wange.
Enttäuscht sieht mich Drake an. „Warum kein echter Kuss?", fragt er. „Er war echt",antworte ich und grinse. „Ich meine auf den Mund",entgegnet er und schaut mich weiterhin fragend an. „Ein bisschen ärgern darf ich dich doch oder?",grinse ich.

„Ich würde so gerne Andere Dinge mit dir machen",lacht Drake und blickt in meine Augen. Er macht es oft, dass er mir in meine Augen schaut. Es ist fast schon so, als würde er mir direkt in die Seele starren. Seine braune Augen verleihen mir ein warmes Gefühl. Ich weiß nicht wirklich, wie ich es am Besten beschreibe, aber in seiner Nähe fühle ich mich verdammt wohl.

Dass er andere Sachen mit mir vorhat finde ich irgendwie seltsam. Definitiv liegt es nicht an ihm, sondern an mir, nur an mir.
Wenn man sich selbst nie gelernt hat zu lieben kann man schlecht es akzeptieren, wenn eine andere Person für einen Gefühle hat. Immer wieder schwingt die Angst mit, dass man nur verarscht wird. Die Ungewissheit wandert, wie ein Schatten bei jedem Gespräch mit. Man versucht ihn zu ignorieren, großteils geht es auch, doch manchmal kriecht er wieder hervor.

Man will vor diesem Schatten fliehen, doch es geht nicht, da es das eigene Gewissen ist. Es ist eine ewige Verfolgungsjagd. Sie zu gewinnen ist unmöglich.
Zumindest momentan.
Irgendwie vertraue ich ihn nicht zu hundert Prozent, auch wenn er es eigentlich verdient hat.

Deshalb will ich ihn etwas hinhalten, bis ich mich besser im Griff habe. Er hat es verdient, dass ich ihm nochmals Vertrauen schenke. Beziehungsweise habe ich ihm noch nie wirklich mein Vertrauen geschenkt. Es vorher nicht zu tun war richtig. Nur nun scheint es so, als ob es richtig sei ihm mein Vertrauen doch zu geben.

„Was das zu viel?",fragt Drake und lässt meine Hand los. Direkt schüttel ich meinen Kopf:„Nein, es war ok. Ich war nur kurz in meinen Gedanken verloren."
„Welchen?",fragt er und blickt mit mit seinen Teddyaugen wieder an. „Mit Vertrauen habe ich es nicht. Ich brauche Zeit", entgegne ich. „Du kannst dir ruhig Zeit lassen, Lilly. Egal bei was. Und wenn dir etwas zu schnell geht sag es einfach nur", sagt Drake und greift wieder nach meiner Hand.

Irgendwie überkommt mich die Lust wirklich andere Dinge mit ihm zu tun...

Drake - The Boy Next Door✔️Where stories live. Discover now