31. Kapitel

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Als Drake und ich Hand in Hand nach unten gehen blickt Drakes Mutter uns verwirrt an.

„Seit ihr?",fragt sie und zeigt aufgeregt mit ihrem Finger hin und her. Drake blickt mich fragend an. „Auf einem guten Weg",antworte ich zögerlich. „Wir wollen uns Zeit lassen",fügt Drake hinzu. „Dann wünsche ich euch viel Glück",grinst seine Mama.

Schnell drücke ich die Türklinke, da mir die Situation etwas unangenehm ist. Drake folgt mir Gott sei Dank sofort. „Auf einem guten Weg?",fragt Drake. Warum wusste ich dass soetwas kommt? „Ich bin nicht so gut in Dinge betiteln. Außerdem ist an der Formulierung doch nichts Böses", antworte ich.

„Wollte nur nachfragen", meint Drake daraufhin und blickt auf den Boden. „Bist du sicher, dass du mit mir da rein willst?",fragt er und schaut auf meine Augen, woraufhin ich nicke. „Allein packe ich es nicht", gebe ich zu.
Meine Nerven gehen gerade soetwas von mit mir durch.
Gefühlt läuft mein Herz Marathon und meine Knie sind zitterig, wie nur was.

Dadurch, dass Drake meine Hand hält geht mein Puls etwas runter, aber dennoch bin ich furchtbar aufgeregt. Ich bin allein schon glücklich, dass er die Tür aufmacht und das nicht an mir hängen bleibt.

Als wir das Wohnzimmer betreten sitzt mein Vater noch auf der Couch. Meine Mum schaut mich geschockt an, als sie Drake sieht. Schüchtern laufe ich neben ihm, bis wir uns Beide zu meinem Vater auf die Couch setzen.

„Sind Sie der Freund meiner Tochter? Ich bin Jim", sagt mein Vater und gibt Drake die Hand. „Ich bin nur ein Kumpel",antwortet Drake. Hätte er mehr gesagt, hätte mich meine Mama getötet. Zum Glück nicht.

„Sie wirken sehr vertraut, deshalb habe ich das gedacht. Aber ja gut, Freundschaften sind auch etwas Schönes", entgegnet Jim. Ja ab nun nenne ich ihn in meinen Gedanken nur noch Jim. Biologisch ist er mein Vater, aber psychologisch habe ich keinen Vater.
Zumindest fühlt sich das nicht so an.

„Warum jetzt erst?",frage ich leise.
„Dadurch, dass ich zwei schwere Schussverletzungen hatte beim letzten Mal hat mich das unfähig gemacht den Beruf weiter auszuüben. Ich wäre beinahe an den Schussverletzungen gestorben. Zum Glück meinte es Gott gut mit mir. Nun habe ich mich erholt. Als ich im Krankenhaus lag bereute ich es dich nie kennengelernt zu haben", erzählt Jim.

„Sie haben wegen eines Berufes ihre Tochter zurückgelassen?",fragt Drake. „Es war eine Berufung. Viele aus meiner Familie starben früh. Ich wollte nur mein Leben in vollen Zügen leben, solange es geht. Ich dachte nicht, dass ich überhaupt so alt werde", antwortet er und blickt zu mir.

„Leben in vollen Zügen ohne Kinder? Sie wissen nicht, was sie verpasst haben",brummt Drake. „Ich wollte nie ein Vater sein",gibt er zu und wirft die Hände in die Luft. „Mein Vater sagte immer, dass Familie das wichtigste im Leben ist", fügt Drake hinzu.

„Für mich ist es das nicht. Ich bin auch nicht dein Vater", antwortet Jim und verschränkt seine Arme.
In mir herrscht Verwirrung und Wut. Ich weiß nicht welches Gefühl überwiegt. „Warum bist du hier?",frage ich sauer und werfe ihn einen kalten Blick zu.

„Wie gesagt-Ich will dich kennenzulernen", antwortet er mit einem Lächeln. „Warum willst du das? Um dein Gewissen zu entlasten? Dir war ich die ganze Zeit egal. Warum sollte ich plötzlich dir irgendwas bedeuten?",frage ich weiter. „Wie gesagt, ich habe nun Zeit", wiederholt er. Am liebsten würde ich ihm das Couchkissen über das Gesicht ziehen.

Ist der Mann vor eine Wand gelaufen? Vielleicht hat auch meine Mum auf ihn eingeredet. Sie kann manchmal echt angsteinflößend sein, selbst am Telefon. „Zugegeben war es meine Frau, die mich überredet hat herzukommen", gibt er schließlich zu.

War klar. Aus eigener Intention hätte der Bilderbuchsoldat nicht einmal daran gedacht hier aufzukreuzen.
Bei den Karten hat er sich bestimmt auch nichteinmal Mühe gegeben. Zumindest schließe ich das daraus. Drake hat irgendwie schon Recht- meine Mum hat es aus gutem Grund verheimlicht. Zumindest merke ich das nun.

Mich widert der Kerl an. Vor allem wie er sich seine Fehler nicht eingestehen kann und auch noch denkt, dass was er gerade treibt normal ist.
Er ist gestört. Warum kann ich nicht einfach einen normalen Vater haben? Oder noch besser-er verpisst sich einfach wieder und ich verdränge aus meinen Gedanken, dass ich ihn je kennengelernt habe.

Trauer, Wut durchströmt meinen Körper. „Bitte gehe wieder und spiele für deine Frau den großen Helden, aber für mein Leben wirst du nie eine Rolle spielen, nicht einmal eine Nebenrolle. Also bitte gehe und tue was du am Besten kannst- mich in Ruhe lassen", brumme ich. In mir tobt meine Wut.

Wegen diesem Mann habe ich mich so oft schlecht gefühlt. Ja ich war ein Unfall, aber sowas passiert und man sollte es die Person nicht ihr Leben lang spüren lassen. Mit seiner Abwesenheit hat er genau das getan. Er hat mich fühlen gelassen, als sei ich Dreck. Dann kreuzt er auf kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag und bestätigt durch seine Aussagen sozusagen, dass ich ihm egal bin.
Ich passe ja nicht in sein Leben.
Die Wahrheit ist, dass er auch nicht in mein Leben passe.

Ohne noch ein Wort zu sagen verlässt mein Vater das Wohnzimmer und dann das Haus.
Weinend falle ich in Drakes Arme, die mich fest umarmen.
„Er ist so ein Idiot",schluchze ich. „Redest du über mich",grinst Drake. „Du weißt wen ich meine",entgegne ich. „Ja, ganz klar mich",fügt er hinzu. „Ich liebe dich, das weißt du",flüstere ich.

Mama schaut direkt etwas geschockt zu uns rüber. Schließlich setze ich mich wieder auf und rücke etwas von ihm weg. „Warum muss alles immer so beschissen sein in meinem Leben", murmle ich verzweifelt und gehe hoch in mein Zimmer.

Ja, ich wollte unbedingt, dass Drake mitgeht. Ich bin selbst Schuld. In dem Moment fühlte es sich auch so richtig an.
Wenn ich eine Schwäche habe, dann ist es, dass ich mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lasse.
Manchmal verstehe ich nicht, wie andere Leute sich so gut im Griff haben. Man fühlt sich immer, wie ein Außenseiter, weil alle immer so scheinen, als würden sie alles auf die Reihe bekommen.

Aber wenn man wieder um genaue hinsieht bemerkt man, dass es doch nicht so ist. Nur können Andere besser mit solchen Gefühlen besser umgehen. Ich gebe mich ihnen hin, und lasse mich förmlich leiten. Gott, bin ich schwach.

Als meine Mama das Zimmer betritt rechne ich schon mit dem Schlimmsten...

Drake - The Boy Next Door✔️Where stories live. Discover now