Kai Havertz

2.3K 102 7
                                    

-Für havertzgirl -

Meine Augen hafteten fest an der kleinen Box, die mir meine Mutter heute morgen vorbei gebracht hatte. Ich hob sie an und hörte dabei ein leises klimpern, das mir unmittelbar ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.

Eigentlich war mein Mund permanent zu einem Grinsen verzogen, seit ich gestern die unfassbare Nachricht mitgeteilt bekommen hatte, dass mein Blutkrebs fort war.
Es grenzte nahezu an ein Wunder, da ich schon mein halbes Leben im Krankenhaus verbracht hatte und die Chancen quasi gegen Null strebten.

Aber scheinbar hatte sich mein Durchhaltevermögen ausgezahlt. Meine Eltern waren förmlich ausgerastet und meine kleine Schwester sprachlos. Bis jetzt konnte ich es selbst kaum glauben.

Nur Kai war noch nicht eingeweiht, da er erst heute von seinem Auswärtsspiel aus München zurück kehren würde.
Deshalb erschien es mir als perfekte Idee, ihn einfach doppelt zu überraschen.

Ich konnte mir geradezu vorstellen, wie sehr er sich freuen würde. Schließlich hatte auch er eine lange Zeit seines Lebens an meiner Seite verbracht. Eigentlich schon seit ich mit 11 Jahren die Diagnose Leukämie bekommen hatte. Wir waren damals nur Klassenkameraden, aber schnell hatten wir beide festgestellt, dass wir zwei passende Puzzle Teile waren.

Die Tür flog auf, ich zuckte zusammen und erinnerte mich daran, dass ich für ihn ja noch immer krank war.
"Hi" er lächelte und legte seine große Reisetasche auf dem Boden ab.

Ich konnte das Grinsen nicht unterdrücken, "Ihr habt gewonnen.", sagte ich wissend, obwohl ich das Spiel gar nicht gesehen hatte.
Im Nachhinein hatte ich die Zusammenfassung gesehen und Kai musste genau zu der Zeit ein Tor geschossen haben, in der mir der Doktor die frohe Botschaft übermittelt hatte.
Wenn das mal kein Schicksal war.

Kai quetschte sich neben mich unter die Decke und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. "Wie geht's dir?" fragend hob er den Kopf.
Ich musste mich äußerst zusammen reißen, um nicht direkt die Bombe platzen zu lassen.
"Gut-" ich griff über seinen Rücken nach der Schachtel, "Hier, ich hab was für dich."

Stirnrunzelnd richtete er sich auf und nahm die kleine Box entgegen. "Für was denn?" hakte er nach, doch ich zuckte nur unwissend mit den Schultern.
"Mach auf" forderte ich ihn auf.

Langsam klappte Kai den Deckel herunter und wechselte einen schnellen Blick zwischen mir und dem Inhalt, ehe er den Schlüssel heraus nahm.
"Hä?"

Lachend verdrehte ich die Augen, "Les den Zettel dazu!"
Mein Freund richtete sich auf und zog das gefaltete Papier hervor, auf dem genau ein Wort stand.

Er faltete ihn auf und schien das Wort mit seinen Augen aufzusaugen.

Krebsfrei

Rasch wanderte sein Blick zu mir, Unglauben spiegelte sich in den hellen Augen wieder.
"Sina? Was?" stockend legte er den Zettel beiseite.

Ich konnte mir die Tränen nicht mehr zurück halten und nickte einfach nur. "Er ist weg." hauchte ich nun selbst ein wenig ungläubig.

"Oh mein gott, das, das ist-" stammelnd schlang er seine Arme um mich und ließ den Satz mit einem lauten Seufzen in der Luft hängen.
Mein heißeres Lachen ging im Stoff seines Pullis unter, ehe ich meinen Kopf zurück zog um ihn ansehen zu können.

Kais Augen glänzten und ein breites Lächeln trohnte auf seinem Gesicht. "Ich kanns selbst noch nicht so ganz glauben."

"Ich wusste, dass du das irgendwann schaffst. Daran hab ich nie gezweifelt-", er wischte mir eine Träne von der Wange, "Aber ganz ehrlich, ich hab mich so sehr an das Krankenhaus Essen gewöhnt, das wird jetzt eine riesen Umstellung."er lachte. Und es klang ein bisschen nach Erlösung.
Mir war klar, dass ich die Kranke war, aber es war mir auch bewusst, dass es für meine Mitmenschen nicht viel einfacher gewesen war.

Deshalb freute es mich umso mehr, dass diese 'Last' nun endlich wegfallen konnte.

"Aber was soll der Schlüssel?" fragte mein Freund nach einer Weile, in der wir uns einfach nur in den Armen lagen.
Ich räusperte mich, "Das ist mein Zimmer Schlüssel von Zuhause."

Verwirrt hob Kai eine Augenbraue, bevor ich jedoch schon weiter sprach. "Wir wollten doch immer schon zusammen ziehen, aber es war schwierig von heute auf morgen eine Wohnung zu finden, deshalb bekommst du erstmal nur den Schlüssel."
Vielversprechend schmunzelte er mich an, "Du bist einfach großartig. Aber eigentlich haben wir doch schon eine Wohnung."

Ich erinnerte mich, dass sich Kai extra eine Wohnung in der Nähe des Krankenhauses gemietet hatte. "Tut mir leid, aber ich will erstmal gaaanz weit weg von diesem Ort."

Der Fußballer nickte verständnisvoll, "Stimmt, ich kümmere mich drum."
Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. "Nur wenn ich dabei bin. Ich hab fast die Hälfte meiner Kindheit verpasst und was ich jetzt gar nicht gebrauchen kann, ist überschwängliche Vorsicht, kapiert?"

"Woah" Kai lachte und hob abwehrend die Hände, "Schon gut, ich besorge uns nur ein paar Angebote okay und die Besichtigungen machen wir dann zu zweit."

Zufrieden stimmte ich zu, ehe ich Kai wieder näher an mich zog. Mit einem tiefen Atemzug sog ich seinen unverkennbaren Duft ein. Das hatte sich noch nie geändert.
"Kai?" murmelte ich, ein wenig verschlafen.
"Hm?"

"Können wir eine Whirlpool Badewanne haben?" irritiert öffnete er seine Augen, nickte aber, "Alles was du willst."

Meine Augen blitzen förmlich auf, "Auch einen Hund?"

Nun setzte er sich auf und musterte mich prüfend, "Reicht dir Amadeus nicht?". Er sprach unseren Dalmatiner an, den ich damals unbedingt nach Mozart bennen wollte.
Meine Eltern konnten mich gottseidank noch von dem Namen Wolfgang abhalten.

"Doch, aber wenn wir eine eigene Wohnung haben, dann ist Amadeus immer bei meinen Eltern und wenn du fort bist, bin ich ganz alleine." ich legte ein Schmoll Gesicht auf, woraufhin Kai ergiebig seufzte.

"Wir können ja mal schauen."

Ich deutete dies als ein Ja und jauchzte erfreut auf.

"Aber nur wenn ich ihn benennen darf" forderte mein Freund.
Grinsend schaute ich ihn an, "Sofern du ihn nicht wie dein altes Meerschweinchen auf 'Kai Junior' taufst geht das klar."

Ein genervter Laut drang aus seinem Mund, "Ich war Acht, okay. Außerdem klingt Kai Junior ziemlich cool."

"Jaja", bevor er weiter reden konnte küsste ich ihn.

Wenig später war ich wieder alleine und schaute gedankenverloren an die Decke.
Es war verrückt wie schnell sich mein Leben um 180 Grad gedreht hatte, als ich die Diagnose Leukämie bekam. Aber genauso verrückt würde sich mein Leben jetzt wieder um 180 Grad drehen.
Und um ehrlich zu sein konnte ich es kaum erwarten endlich wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

Fußball Oneshots -boyxgirlDonde viven las historias. Descúbrelo ahora