Gesangstalent (6)

661 25 29
                                    

Annabeth pov

Percy, was machst du nur mit mir? Du verschwindest morgens einfach und tauchst dann als Topfavorit in einer Musiksendung auf. Ich hatte heute morgen bereits Panik bekommen, ehe ich den Zettel gefunden habe. Ich gebe zu, es war nicht deine schuld, auch wenn du wissen solltest, dass ich nicht mehr voll aufmerksam sein kann, wenn du von einem Abend auf den nächsten Morgen verschwindest. Diese Angst hat natürlich zwei Hauptauslöser, Hera und Tartarus, aber das ändert nichts daran, dass so gut wie jeder vernünftige Gedanke aus meinem Kopf gelöscht wird.

Selbst als ich dann doch seinen Hinweis gefunden hatte, war ich nicht wirklich ruhig gewesen. Was wäre, wenn jemand mir nur vortäuschen würde, dass es Percy gut ging? Seit dem Krieg hatte ich eine Art Kompass in mir, der immer auf Percy deutete. Ich wusste nicht zu 100% sicher, warum das so war aber da es nur aus Vorteilen bestand, konnte und wollte ich mich nicht darüber beschweren. Außerdem konnte ich auch spüren, wenn Percy körperlich verletzt wurde. Auch das nahm nur einen Teil meiner Sorgen von mir.

Ich wusste, dass ich den ganzen Tag unaufmerksam war, aber es wusste sowieso jeder warum. So gut wie jeder im Camp wusste, wie es mir ging, wenn Percy nicht da war. Leider gönnten nicht alle uns unser Glück, egal was wir getan hatten.

Als Halbblut kann es zwar sein, dass man nicht aufpasst aber es ist nie so, dass man nicht mehr seine Umgebung wahrnimmt. Zumindest nicht wenn man nicht vollkommen am Ende ist. So konnte ich zum Beispiel sehen, dass Drew wenn überhaupt schadenfroh guckte... keine große Überraschung aber ich war mit anderen Dingen beschäftigt.

Ich hatte über mein Handy Sally angerufen und ihr davon erzählt, was sich heute morgen zugetragen, oder eben nicht zugetragen hatte. Sie hatte mich sofort gefragt, wo er das letzte mal gewesen sein und so weiter, aber auch gesagt, Percy wäre nicht bei ihr. Ich konnte aus ihrer Stimme hören, dass sie zwar nicht log, aber auch nicht die ganze Wahrheit sagte.

Ich versuchte mehr herauszufinden, aber nach ein paar Minuten meinte sie schließlich: „Bitte, Annabeth, ich habe es versprochen. Ich darf nichts dazu sagen. Nur so viel: es geht im gut" Ich schwieg. Auch wenn sie niemals etwas mit bösen Hintergedanken tun würde, konnte mich nichtmal diese letzte Aussage beruhigen. Als ich meine Sprache dann wiederfand, brachte ich nur eine lahme Verabschiedung zustande. Sie klang aber nicht so, als würde sie es mir übel nehmen.

Den ganzen Tag über beschäftigte ich mich irgendwie, ohne wirklich bei der Sache zu sein oder Ergebnisse zu erzielen. In meinem Hinterkopf wusste ich, dass das ziemlich unvernünftig war aber meine Sorge um Percy schob das alles aus meinem Bewusstsein.

Beim Abendessen kam genau ein anderer Gedanke durch: wie groß wäre das Feuer wenn ich es nicht beeinflussen würde? Um einiges höher vermutlich.

Als wir uns dann vor den Fernseher setzten, der aus irgendeinem Grund angeblich keine Monster anlockte, wünschte ich mir einfach die ganze Zeit, das Percy irgendwann durch die Tür reinplatzen würde, eine Papiertüte in der Hand halten würde und „hier ist dein Frühstück, Neunmalklug, der Bus ist ausgefallen" rufen würde. Etwa alle zwanzig Sekunden sah ich auch auf den Fernseher aber wirklich aufpassen tat ich nicht. Sehe ich Percy da? Keine schwarzen Haare, keine grüne Augen, wegschauen... und so weiter.

Zuhören tat ich auch quasi nicht. Genau zwei Dinge blieben in meinem Gedächtnis: erstens, die Sendung wurde nicht von Sondermeldungen über gigantische Naturkatastrophen in der Nähe von New York unterbrochen, was ein klarer Hinweis auf Percys Aufenthaltsort gewesen wäre, und zum anderen, das wir eine zweitklassige Musikshow für mögliche zukünftige Talente sahen.

Die wenigen Ausschnitte die ich hörte, deuteten stark darauf hin. Einige von ihnen könnten möglicherweise tatsächlich berühmt mit ihrer Musik werden. Zum Beispiel als Kammerjäger.

Percabeth Oneshots Where stories live. Discover now