Nobody

18

Der laute Bass der Musik, die aus einem großen Haus gegenüber von uns dröhnte, vibrierte in meiner Brust, als ich die Autotür hinter mir zuknallte und die Umgebung musterte. Wir befanden uns definitiv in einem der reichsten Gegenden Londons. Das Haus vor uns war weiß gestrichen, mit viel Glas verschmückt und ein Balkon befand sich auf der Seite der Straße, auf dem sich schon mehrere Menschen tümmelten und lachten. Eine größere Grasfläche lag vor dem Haus, ein weiteres kleines Gebäude links neben ihm, zu dem mehrere Treppen führten. Es war schon dunkel, und mehrere kleine Laternen waren im Garten aufgestellt, die ein wenig Licht schenkten.

Ich war mit Liam in seinem Auto zusammen mit Niall zu der Party von Dave gefahren. Schon vorher hatte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Bauchgegend ausgebreitet, denn dies war sicher die erste richtige Party, die ich besuchte. 

Ein leichter Wind wehte, was meine weiße Bluse ein wenig aufblies und die kühle Luft meine Haut streifte. Ich überkreuzte meine Arme, um die sich bildend Gänsehaut zu vertreiben und drehte mich zu Liam und Niall, die hinter mir aus dem Wagen stiegen. In der Kleiderwahl war ich mir ziemlich unsicher gewesen, und als ich die Outfits der wenigen Frauen, die sich außerhalb des Hauses befanden, betrachtete, wurde meine Unsicherheit größer. 

„Soll man da irgendwas besonderes anziehen?", fragte ich, während ich die klägliche Auswahl meiner Klamotten betrachtete, die ich aus meiner Wohnung mitgenommen hatte.

„Es gibt keinen Dresscode, also zieh irgendwas an, in dem du dich wohl fühlst", meinte Niall, der selbst ein einfaches weißes Top anhatte, kombiniert mit einer Jeans.

„Naja, es sollte schon irgendwas Heißes sein."

Mein Blick wanderte zu Liam, der uns beobachtet hatte und nun nach seinem Kommentar grinste.

Ich hob eine Augenbraue, denn er war sich sicher bewusst, dass ich die Klamotten, die er sich unter ‚heiß' vorstellte, nicht besaß. 

Schlussendlich hatte ich mich für eine schwarze, leicht zerrissene Jeans und eine weiße Bluse entschieden, über die ich eine braune Lederjacke zog. Meine normalerweise leicht lockigen Haare hatte ich geglättet. Ich trug mehr Make-up auf als sonst in der Organisation, weshalb meine Haut rein aussah und meine schwarz umrandeten Augen größer wirkten als sonst. 

„Süß", sagte Liam grinsend, als ich aus der Badezimmer trat. Ich schnaubte genervt und verließ mit Niall den Raum, dicht gefolgt von Liam.

Ein lautes Stimmengewirr empfing uns, als wir die schwere Eingangstür öffneten und in den Flur traten, der von Menschen gefüllt war. Liam hatte gemeint, wir müssten etwas später hingehen als die vorgegebene Zeit, da so die Menschen schon besser gelaunt waren.

„Ich bin dann mal weg", murmelte er, und verschwand hinter einer offenen Tür in der Menschenmasse. Da in der Nähe dieses Raumes die Lautstärke der Musik anstieg, nahm ich an, dass es sich dort um die Tanzfläche handelte. Die meisten Menschen waren hier in unserem Alter, ich konnte mir jedoch nicht vorstellen, dass sie alle Daves Freunde waren. Unsicher blickte ich umher. Die Frauen waren sehr knapp bekleidet. Manche hatten kurze Cocktailkleiner mit einem großen Ausschnitt an, anderer nur bauchfreie Tops und eng anliegende Röcke, die ihren Po nicht ganz bedeckten. 

Liam hatte Recht gehabt.

Mein Blick fiel auf eine Frau mit langen, schön gewellten bernsteinfarbenen Haaren, die mich von oben nach unten betrachtete und dann Niall anlächelte, der neben mir stand. Mit wenigen Schritten gesellte sie sich zu uns, und erst jetzt fiel mir ihr Outfit auf. Es war ein sehr enges, schwarzes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, sodass ihre Brüste fast hinausfielen. Es war selbst als Frau schwer, nicht hinzustarren.