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Der Raum, in den mich Zayn stoß, war dunkel und stank nach Desinfektionsmittel. Ich konnte die groben Umrisse von Regalen erkennen. Zayn drückte mich fest mit dem Rücken zur Wand und hielt mir mit einer Hand den Mund zu, obwohl ich so unter Schock stand, dass ich gar nichts hätte sagen können. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Nacken, der leicht nach Zigarettenqualm roch und ich am liebsten gehustet hätte.

Je lauter die Stimmen wurden, und somit auch die Menschen näher, desto stärker wurde Zayns Griff. Er keuchte leise bei jedem Atemzug, mit dem Versuch möglichst leise zu sein. Ich selbst bekam nur schlecht Luft, da seine große Hand auch meine beiden Nasenflügen leicht zudrückte. Diese angespannte Stimmung hielt einige Sekunden an, und ich war derart verwirrt, dass ich die aktuelle Situation nicht richtig wahrnahm.

Als die Gruppe an unserer Tür vorbeigegangen war und hinter dem Eingang verschwand, von dem wir gekommen waren, drückte Zayn noch einmal kräftig zu, sodass ich einen unterdrückten Schrei von mir gab, und ließ dann von mir ab.

"Ok, jetzt können wir weiter," sagte Zayn monoton.

Er wollte mich wieder aus der Tür schleifen, als ich ihn am Arm packte und ihn so mit dem Kopf zu mir drehte.

"Was sollte das eben bitte?"

Ich versuchte, stark zu klingen, aber der Schock und die Verwirrung war deutlich in Form eines Zitterns in meiner Stimme zu hören.

"Komm einfach mit."

"Das werde ich nicht tun, solange du mir nicht sa-"

Auf einmal machte Zayn eine schnelle Bewegung auf mich zu, packte mich und schlug meinen Körper an die Wand, sodass mir die Luft wegblieb. Für einen Moment dachte ich, er würde von mir ablassen, aber mein Gefühl täuschte mich. Zayn holte nur noch einmal stärker aus und schlug mich erneut gegen die Wand. Einen Augenblick wurde mir schwindelig, mein Kopf dröhnte und Tränen schossen mir in die Augen, die ich automatisch schloss.

Warum?

Zayns Griff lockerte sich nicht, sein Gesicht näherte sich nur meinem Gesicht.

"Du machst, was ich sage. Hör auf zu denken. Hör auf, dich zu wehren, du hast keine Chance. Siehst du ja."

Er hörte sich so an, als würde er hämisch lächeln, während er mir ins Ohr raunte. Ich traute mich jedoch nicht, die Augen zu öffnen und in die eines Mannes zu blicken, der mich grade brutal gegen eine Wand geschlagen hatte.

Zayn ließ mich plötzlich los, sodass ich kraftlos auf den Boden sackte.

"Alter, das war gar nichts. Wenn du jetzt schon schlapp machst, kannst du gleich gehen."

Ich blieb stumm.

DAS war gar nichts? Ich war zwar unter schwierigen familiären Bedingungen aufgewachsen, aber Gewalt  dieser Art kannte ich nicht.

"Komm schon.. Wir müssen weiter. Ich kann dich auch hier drin einschließen, wäre dir das lieber?!"

Zayn machte einen Schritt auf mich zu, beugte sich, und hob mich vorsichtig hoch, sodass wir uns in die Augen blickten. In der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, aber sie sahen aufgeweckt aus, als hätte er gerade etwas getan, das ihn begeisterte.

"W-wohin gehen wir?", fragte ich leise, eingeschüchtert.

"In mein Zimmer."

Als er meinen verwirrten Blick sah, fügte er hinzu:

"Ich hab dir doch gesagt, ich will unter vier Augen mit dir sprechen?"

Daraufhin nickte ich und Zayn öffnete die Tür.

NobodyWhere stories live. Discover now