Nobody

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An alle, die das hier lesen, ob ihr erst vor kurzem auf die Geschichte gestoßen seid oder immer noch dabei seid, danke! Falls ihr den Überblick verloren habt (was sehr wahrscheinlich ist), lest am besten die letzten paar Kapitel nochmal, das ist besser als immer kurze Zusammenfassungen vor den Kapiteln. "Viel Spaß" x

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Harrys POV

Die 10 Mitglieder des inneren Kreises hatten sich an unserem langen Versammlungstisch eingefunden und die hektischen Stimmen ballten sich zu einem Sturm zusammen. Diese Unruhe verlieh mir Magenschmerzen und der Gedanke, dass das Gemurmelte der Wahrheit entsprach, trieb mir kleine Schweißtropfen auf die Stirn.

Kein verloren gegangener Plan, kein Streit und auch keine Trauer durfte die kontrollierte Ruhe stören. Es war etwas, was eine verwundbare Stelle im System aufzeigte und so nicht vorkommen durfte. Das sollte jeder Einzelne hier wissen, wir waren nicht umsonst ausgewählt worden. Unser Team bestand aus einer kleinen Gruppe von ausgebildeten, sehr vertrauenswürdigen Spionen, Heckern, einem Polizisten, einem Schütze oder einfach sehr schlauen Köpfchen. Ein System wie dieses konnte nur funktionieren, wenn das Vertrauen jedes einzelnen ineinander ein haltendes Netz bot. Wir hatten eine Mission, einen Plan und ein einzelner Schritt könnte gefährlich enden.

Corleone pfeifte einmal scharf und wie Hunde drehten sich alle Köpfe in seine Richtung. Er hatte unauffällig den Raum betreten, selbst mir war seine Anwesenheit entgangen und ich ärgerte mich innerlich, dass ich die anderen nicht zur Ruhe gebracht hatte. So abgelenkt war ich. Emotionale Abgestumpftheit war etwas, was ich schmerzhaft in der Organisation lernen musste und nur langsam kamen plötzlich alle Ängste und Befürchtungen an die Oberfläche. Ich war längst nicht so abgehärtet und emotional kalt, wie ich es mir einredete. Ich wusste, was besser war, zu fühlen oder nicht zu fühlen. Einfach so lange bis alles vorbei war. Wenn wir es geschafft hätten, würde es endlich zulassen und wieder lernen zu fühlen. Dann durfte die Mauer der Emotionen auf mich einstürzen und ich würde alles fühlen wollen, von Freude zu Angst zu Schmerz und Trauer.

Die einzige treibende Kraft war momentan die Wut und die Ambition, endlich ein Ende zu setzen. Die wenigen Menschen noch zu beschützen, die mir in diesem Leben wichtig waren. Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder Corleone.

Dieser stützte sich mit beiden Armen am Tischende ab. Auf dem Tisch lagen verschiedene Aufschriebe wild kreuz und quer. Die Lagerpläne, gezeichneten Skizzen, ausgedruckten Überwachungsaufnahmen und weiteren Aufzeichnungen wurden nur im Herzen der Bewegung aufbewahrt, unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Corleone griff nach einem Stift und begann, auf einem leeren Blatt Papier mehrere Striche zu ziehen. Jeder versuchte den fließenden Bewegungen seiner Hand zu folgen, doch es ergab sich kein Bild und die verwirrenden Blicke wanderten seinen Oberkörper hinauf, bis jeder auf den Ausdruck seines Gesichtes gebannt war. Seit heute morgen schwebte ein Gerücht im Raum, nur wusste niemand, ob es wirklich stimmte. Niemand hatte Beweise. Für einen kurzen Moment hielt Corleone inne und schaute in die Runde. Dann griff er schnell nach der Bedienung, die vor ihm auf dem Tisch lag und schaltete den Projektor an.

„Da ich jetzt eure Aufmerksamkeit habe: Wir haben eine kleine Nachricht von der Organisation bekommen", er grinste etwas. „Ich will, dass ihr euch das Video genau anschaut. Jede Sekunde. Beobachtet es. Analysiert es. Und spätestens am Ende sollte jeder eine Antwort haben, wieso er hier ist."

Der Bildschirm flackerte einen Moment, bis Schwärze ihn ausfüllte und nur ein dumpfes Geräusch zu hören war. Mein Magen rumorte. Niemand wusste zwar, ob es wahr war, aber jeder wusste, um was es ging, und ich war nicht bereit, sie leiden zu sehen. Ich konzentrierte mich auf meinen Atem, damit die Wut, die in mir wütete, nicht die Kraft besaß, mich zu beherrschen. Mit jeder Sekunde, die ich auf den schwarzen Bildschirm sehen musste, schlug mein Herz schneller.