Kapitel 5

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Als der Wein und das Essen kommt, bedanken wir uns, reden aber ansonsten nicht sehr viel miteinander, obwohl so viele Fragen in meinem Kopf sind, die ich ihn an liebsten alle sofort fragen würde.
Bevor wir essen, stoßen wir ein mal mit unserem Wein an und wünschen uns einen guten Appetit.
Das Essen und der Wein ist wirklich sehr gut, obwohl ich eigentlich keinen Wein mag. Das, was Dimitri scheinbar immer hier ist, ist ein sehr gutes Kobe-Steak mit etwas Gemüse und Kartoffelbrei. Das klingt zwar sehr einfach und nach nichts besonderes, aber so, wie es angerichtet ist, sieht es extrem gut aus. Da würde wahrscheinlich selbst ein Vegetarier nicht Nein sagen.
Die ganze zeit über schaut er mich an, redet aber nicht.
Ich frage mich, was er denkt.
Ich auch.
Unter seinem eindringlichen Blick bin ich sehr unsicher und schaue hauptsächlich auf mein Essen. Bis auf seine Frage, ob es mir schmeckt, hat er nichts gesagt. Als der Kellner kommt und ebenfalls fragt, ob alles gut ist, sage ich auch ihm, dass es mir schmeckt, was ihn scheinbar erleichtert.
"Was macht du beruflich?", frage ich ihn um die Stille zu durchbrechen.
"Ich arbeite in der Firma des Rudels."
"Was ist das für eine Firma?"
"Wieso weißt Du das nicht? Eine Erdgasfirma."
Ich schäme mich etwas, dass ich nicht weiß womit mein jetziges Rudel ihr Geld verdient. "Tut mir leid.", sage ich lediglich kleinlaut und er lässt es dabei.
Das Russen es nicht so mit Gefühlen haben wusste ich ja, aber das die so kalt sind?
Ein Klischee. Aber ich wünschte auch, dass er offener und wärmer wäre. Gebe ich zu. Wir beide sind etwas enttäuscht. Nicht, dass es etwas an unseren Gefühlen für ihn ändern würde. Wir sind Mates, daher wird das Band zwischen uns immer aneinander sein, aber irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt.
Mehr umarmen, glücklich sein, Wärme und Zuneigung.
Genau. In unserer alten Region sind die Mates aufeinander zugelaufen und man konnte sie gar nicht mehr voneinander trennen. Sie haben sich entweder dauerhaft umarmt oder haben direkt miteinander rummgemacht.
Ich schaue Dimitri an, der mich immernoch eindringlich anschaut. Meine Augen wandern auf seine Lippen, als er sich einen weiteren bissen des Fleisches nimmt. Seine Lippen sehen sehr weich aus, sie sind schön geschwungen, rosa und sehen sehr einladend aus. Diese Lippen würde ich gerne mal auf meinen spüren, aber ob das jemals passieren wird? Das alles habe ich mir ganz anders vorgestellt, bemerke ich, als ich in seine Augen schaue und er mich weiterhin mit seinen kalten, unergründlich Augen anschaut.
"Wieso hast du aufgehört zu essen?", fragt er etwas härter und zieht mich aus meinen Gedanken. Das ich aufgehört habe zu essen, habe ich gar nicht bemerkt. "Schmeckt es dir doch nicht?", fragt er etwas lauter und ich merke, dass der Kellner aufschreckt und sich auf den Weg zu uns macht.
"Das Essen ist gut.", beruhigen ich ihn und den Kellner.
Dimitri zieht seine eine Augenbrauen skeptisch hoch. "Was ist denn dann los?"
"Nichts.", lüge ich.
"Sag es mir.", sagt er etwas bestimmter
"Es ist nichts.", versuche ich mich und ihn zu überzeugen.
"Myra.", knurrt er und ich schaue ihn erschrocken an. Ich hätte nicht gedacht, dass er mich anknurren würde. Aber andererseits kenne ich ihn ja auch gar nicht.
"Ich denke, dass es hier nicht angebracht wäre.", versuche ich ihn auszuweichen. Er nickt und legt seine Serviette neben den Teller. Der Kellner kommt sofort und fragt direkt: "Was kann ich für Sie tun?" "Die Rechnung.", sagt er kühl und ich schaue etwas überrascht.
"Bist du schon satt?", frage ich ihn.
"Das Essen nehmen wir mit, auch ein Dessert, irgendeins." Der Kellner nickte bloß und bringt die Teller weg.
Nachdem der Kellner ein gutes Trinkgeld bekommen hat, gehen wir mit unserem Essen zum Auto. Dort hält er mir wieder die Tür auf, damit ich einsteigen kann.
Als wir beide im Auto sind, fragt er mich erneut: "Was ist los?"

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