Shopping Mal

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Gemütlich lag ich auf der Couch und schaute mir einen spannenden Film an. Es war schon eine Woche vergangen, als ich in Amerika ankam. James ging jeden Tag zu seiner Arztpraxis, ich sah ihn nur noch wenig. Und ich hatte kaum zu tun gehabt. Ich las meine Romane, schaute Fernsehen, kochte für James und wälzte mich in meinem Kummer. So hatte ich mir meinen American Dream nicht vorgestellt. Mein Dasein entwickelte sich langsam zu einer Sinnlosigkeit, dass mir meine Heimat auch so sehr fehlte.

Es klingelte an der Tür. Wer konnte das sein? James ist in seiner Praxis.

Ich öffnete die Tür und sah eine lächelnde Emily.

"Hey, ich dachte mir, du könntest Gesellschaft gebrauchen".

"Kann ich reinkommen?"

"Klar", antwortete ich glücklich.

Sie setzte sich auf der Couch.

"Möchtest du was trinken?", fragte ich sie.

"Gerne."

Ich holte ihr ein Glas Wasser und reichte es ihr.

"Nett, dass du mich besuchst", suchte ich den Gesprächsfaden.

"Ich wäre schon viel früher gekommen, aber Mum meinte, ich solle noch warten, dass du erst richtig ankommst und dich erstmal eingewöhnst", erklärte sie.

"Das ist lieb, ich drohte schon zu vegetieren", gab ich von mir.

"Keine Sorge, jetzt bin ich da".

"Worauf hast du Lust? Hat James dir schon die Stadt gezeigt?", fragte sie mich.

Ich schüttete den Kopf.

"Typisch James, wieso habe ich überhaupt gefragt. Er ist nicht so der Erlebnis-Typ. Komm, mach dich fertig und ich zeig dir die Stadt".

"Das ist eine tolle Idee, ich gebe noch James Bescheid".

"Quatsch. Er ist doch nicht dein Betreuer, wenn er wissen will, wo du bist, kann er dich anrufen, stimmts?", fragte sie mich.

Und ja sie hatte Recht. James ging mir eh soweit wie möglich aus dem Weg und ich hatte keine Ahnung warum. Und es nervte mich.

Ich ging in meinem Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank. Fertig angezogen ging ich nach unten.

"Ähm, Zarina, du kannst unmöglich mit solchen Kleider rausgehen. Du verhüllst deine komplette Schönheit."

"Ich weiß nicht, in Afghanistan ist das üblich, dass sich die Frauen verhüllen".

"Schatz, du bist aber nicht mehr dort. Hier kannst du machen, was du willst. Das mit dem Städtetrip wird bei den Kleider definitiv nichts, du brauchst unbedingt neue Kleider. Wir gehen shoppen".

Ich zuckte mit den Schulter, hauptsache ich muss die Zeit nicht alleine verbringen.

Ich nahm meine Handtasche mit etwas Geld und meinem Hausschlüssel, den mir James gab.

Als ich die Haustür zuschloss, machte ich mich auf den Weg zu ihrem Wagen.

"Ich entschuldige mich jetzt schon für meine offene Art, aber ich kann mich nie zügeln. Aber läuft da was zwischen euch?", fragte Emily mich augenzwinkernd.

Ich schluckte.

„Zwischen wen?", fragte ich sie.

Sie verdrehte die Augen. „Zwischen wem wohl. Zwischen dir und meinem introvertiertem Bruder".

"Nein, Wir sind eher Freunde, denke ich zumindest, James ist ziemlich in sich gekehrt, manchmal spricht er mehr, manchmal weniger".

Emily lachte, während sie in den Außenspiegel schaute.

"Da hast du ihn ganz gut beschrieben. Könntest du dir aber mehr vorstellen?"

Sollte ich lügen? Doch ich würde eher mit Emily eine ehrliche Freundschaft pflegen wollen.

"Ich glaube schon, aber erzähl es ihm nicht. Sowas würde ihm nur Kopfschmerzen bereiten".

"Sei dir sicher, alles, was du mir anvertraust, werde ich nicht preisgeben."

"Ich glaube er wird keine Frau mehr lieben. Ich habe Bilder von ihm und seiner Frau gesehen, sie war wunderschön. Sie sahen beide so glücklich aus."

"Bilder sind nur Momentaufnahmen, sie können einen täuschen. Die beiden hatten mehr Krisen als glückliche Momente, nur fotografiert sie keiner".

"Wie meinst du das?", fragte ich sie.

"Ich finde, dass die beiden nicht zueinander gepasst haben, Evelyn wollte immer Everyone's Darling sein, in angesehener Gesellschaft, Ruhm, Geld, Publicity. Alles, worauf James gerne verzichten will."

"Du passt gut zu ihm", ergänzte sie grinsend.

Ich lachte. "Du kennst mich doch kaum".

"Es ist die Art, wie du ihn anschaust. Selbst wenn die ganze Welt gegen ihn wäre, du würdest hinter ihm stehen. Und wie du meinem Vater die Stirn geboten hast, warst du echt sexy".

"Du spinnst", lachte ich.

"Und wir sind da", sagte Emily und parkte vor der großen Mall.

"Komm, ich muss dir mein Lieblingsladen zeigen, da werden wir ganz bestimmt was finden".

Sie nahm meine Hand und führte mich durch die Menschenmengen, ohne ihre Hand hätte ich sie bestimmt verloren.

Als wir ankamen, ließ sie meine Hand los und sie nahm schon die ersten Kleiderstücke in die Hand, die ich anprobieren soll.

Gütiger, die Sachen ähnelten eher einem Fetzen.

"Ich weiß nicht..", stammelte ich.

"Probiere es doch mal", ermutigte sie mich und schickte mich Richtung Umkleidekabine.

Es handelte sich um ein enges schneeweißes Kleid, das nicht einmal bis zu den Knien ging. Zudem waren die Schulter nicht bedeckt. Mein Hintern stach eindeutig hervor.

"Ähm Emily, ich kann das nicht tragen".

"Komm doch erstmal raus, und zeig es mir."

Ich trat hervor.

"Gott, wer nicht du, könnte dieses Kleid anziehen?".

"Man sieht zu viel, viel zu eng", erklärte ich mein Unbehagen.

"Es sieht fantastisch aus, wir nehmen es. Ich habe noch paar Hosen und Oberteile, die dir gut stehen werden."

"Dieser Laden scheint mir nicht relativ günstig zu sein."

"Ach vergiss das Geld. Schließlich sind wir jetzt eine Familie. Übrigens werden wir mit diesem absoluten heißem Kleid in einer Bar gehen."

Da hatte ich nun meinen Abendteuer.

ExplosionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt