Die Ruhe vor dem Sturm

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Die Guyuntürme verschwanden langsam am Horizont, wärend Ningguang an der Reling lehnte und die frische Morgenluft genoss. Irgendwo ertönte die leise Melodie einer Grasflöte. Sie war einfach und seltsam friedvoll. Das Wasser glitzerte unter dem blauen Himmel und der Tianquan schloss entspannt die Augen. Lange hatte sie keine richtige Ruhe mehr gehabt.

"Lady Ningguaaaaaaang!" Moment ruiniert. Sie drehte sich um und sah die Reisende mit dem Schwebewesen. Wie hieß es gleich nochmal? "Paimon hat dich lange nicht gesehen." Paimon also. "Guten Morgen ihr beiden" erwiederte sie würdevoll. Eigentlich hatte der Tianquan ein wenig Ruhe haben wollen, doch gleichwohl freute sie sich die zwei wieder zu sehen. "Was führt euch auf die Alcor? Viel haben wir nicht erfahren. " fragte Lumine. Da Ningguang gerade wirklich keinen Nerv für dieses Thema hatte, blockte sie mit einer Gegenfrage. "Komplizierte Verhandlungen. Berichtet ihr lieber genaueres. Auch ich weiß nur grob über die Ziele unser Helden Bescheid. Was genau beabsichtigt ihr zu tun, wenn ihr vor der Raiden Shongun steht?"

Doch bevor Lumine etwas sagen konnte, ertönte eine Stimme. "Kapitän Beidou bittet euch zu sich." Ein Junge mit hellem Haar und leichtem Akzent kam zu ihnen Herüber. Ningguang hatte ihn noch nie gesehen, doch erkannte die Kleidung. Sah ganz nach einem der Samurai von Inazuma aus. Das war doch interessant. Ein Gast aus Inazuma? Wie war er wohl hier her gekommen? Sie musste ihn umgehend beobachten lassen. Ihre Neugier verbergend blickte Ningguang ihn an. "Beidou ruft mich?" "Ja." "Und... aus welchem Grund?" Ihr Magen hüpfte. Seit ihrer Ankunft hatten sie sich nicht mehr gesehen. Beidou hatte die Nahrungsvorräte kontrolliert und keine Zeit gehabt. Ningguang hatte verwirrt festgestellt, dass ihr diese Tatsache irgendwie schlechte Laune gemacht hatte. Egal. "Weiß nicht genau, fragt einfach." Fragt einfach!? Ningguang fand diese Ausdrucksweise ihr gegenüber ziemlich vorlaut und hob das Kinn wären sie an dem Samurai, Paimon und Lumine vorbei stolzierte, hoch aufs zweite Deck, wo Beidou am Steuer stand und den Horizont beobachtete.

Mit konzentriertem Blick und sicherer Kontrolle über das Schiff, fest auf den leicht schaukelnden Planken stehend stand die Kapitänin in der Sonne. Und für einen Moment machte allein dies sie in Ningguangs Augen zur wunderschönsten Person der Welt. Schnell schüttelte Ningguang den Kopf. Bei Morax sie war definitiv übermüdet.

"Gut geschlafen?"
"Wie bitte?"
Beidou wante sich um und lächelte: "Ob du gut geschlafen hast." Du Pff "Die Hängematte war tatsächlich sehr unkomfortabel aber sonst war ich doch recht zufrieden." Beidou lachte "Wenn du hier ein richtiges Bett möchtest musst du Kapitänin werden" Ningguangs Augenbraue zuckte hoch.
"Warum habt ihr mich rufen lassen?" Die harmlosen Plänkeleien zwischen ihnen ließen ihren Bauch kribbeln, doch was auch immer es war, es störte ihre Maske und Autorität. Also musste es möglichst beseitigt werden. Dieses Unterfangen schlug bei Beidous nächsten Worten je doch grandios fehl. "Ich wollte dich auf ein Glas Wein heute Abend einladen."

Überrascht öffnete Ningguang den Mund.
Und schloss ihn gleich wieder. Ein Wein? Ihr erster Gedanke war, dass es weit unter ihrer Würde war mit einer Kapitänin in einer Kajüte zu hocken und sich zu betrinken. Der Zweite, dass Beidou immerhin ziemlich berühmt war. Der Dritte, dass Anpassung der beste Weg war zu überleben. Und so nickte sie langsam. "Sehr gut, wir sehen uns dann später"

Erst auf halbem Weg zurück zur Reisenden und Paimon realisierte sie was gerade passiert war. Sie hatte doch tatsächlich eine Einladung sich zu BETRINKEN angenommen! Es gab so viele bessere Möglichkeiten Mora zu investieren. Tausende! So oft schon hatten Mitglieder des Rates sie zu einem Glas eingeladen. Mehrfach. Doch Ningguang hatte alle abgelehnt. Sie war wirklich vieles, aber nicht bestechlich.

Während Lumine von ihren Zielen und Hoffnungen für Inazuma erzählte, schweifte Ningguangs Blick ab. Sie hörte kaum zu, sondern dachte über Beidous Einladung nach. Wieso machte sie ein simples Treffen direkt so nervös? Wobei 'nervös' nicht einmal das richtige Wort dafür war. Es war eher eine Mischung aus Aufregung und Vorfreude. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ihre Gefühle spiegelten in letzter Zeit ziemlich verrückt. Wenn die Alcor Inazuma erreicht hatte, war dies alles endlich vorbei und die eigenartigen Gefühle Ningguang's, Beidou gegenüber, würden dann auch vergessen sein. Mit dieser erfreulichen Aussicht, doch immer noch ein wenig verwirrt, wandte der Tianquan sich wieder dem Gespräch zu.

Als die Sonne langsam zu sinken begann, prasselte Regen auf das Deck des Schiffes und gegen die Fester der Kajüten seiner Passagiere.
Ningguang legte die Haarbürste bei Seite und betrachtete sich im kleinen Spiegel. Sie hatte sich nicht besonders heraus geputzt, geschweige denn, dass es einen Anlass dazu gab, doch dennoch wollte sie Eindruck schinden. Bei Morax, du gehst nur mit einer Kapitänin in eine Schiffsbar, übertreib es nicht Ningguang. Rief sie sich selbst zur Ordnung, doch der Tianquan konnte nicht verhindern, dass Schmetterlinge in ihrem Magen flatterten. Verdammt.

Ningguang strich gerade ein letztes Mal ihr Kleid glatt, als ein kräftiger Ruck durch das ganze Schiff ging und der Boden erzitterte. Die junge Frau wurde gegen den kleinen Ecktisch geworfen, wärend die Alcor hin und her schaukelte. Überrascht suchte sie nach einer Möglichkeit sich festzuhalten. Bevor sie jedoch etwas halbwegs Stabiles fand, wurde sie am Arm gepackt.

Die Tür war aufgesprungen und eine klitsch nasse Beidou hielt Ningguangs Hand fest, damit diese nicht erneut den Halt verlor.
Ningguang verdrängte die Hitze, die in ihr bei der Berührung aufkam, so gut wie es ging.
"Bei Morax, was ist hier los?"
"Geht es dir gut?" fragte Beidou, ohne auf die Frage einzugehen. "Ich- natürlich. Was ist passiert?"
"Wir haben das Nebelgebiet vor Inazuma erreicht, doch nicht nur der Nebel macht uns gerade zu Schaffen. Kazuha hat einen Tornado am Horizont entdeckt. Wir hätten ihn viel früher bemerken müssen, aber der Nebel hat uns die Sicht geraubt"
"Verstehe. Was müssen wir jetzt tun?"
"Normalerweise sucht man Schutzbunker oder feste Häuser auf, aber das geht hier natürlich nicht. Es gäbe nur die Möglichkeit auszuweichen. Mit einem Kilometer Abstand ist man Normalerweise sicher. Aber..." Die Kapitänin verstummte.
"Aber?!" langsam stieg Panik, in die sonst so beherrschte Ningguang auf.
"Du weißt, dass der Nebel und die Stürme vom Raiden Shongun persönlich geleitet werden. Normale Tornados können ein paar Sekunden oder mehrere Stunden dauern. Ihre je doch ... Ich sage es nicht gerne, aber ich hoffe sie ist uns freundlich gesinnt."
"Können wir den nichts tun?"
"Ich werde versuchen das Schiff weiter weg zu steuern. Aber es ist gefährlich"
"Und wieso bist du dann nicht oben!?"
"Ich wollte sehen, ob es dir gut geht. Sieht aus, als würde aus unserem Date nichts werden." Mit diesen Worten verschwand sie.

Ningguang starrte ihr nach. Hatte sie gerade Date gesagt?

Genshin Impact ~ Where ever the wind blows | Beidou x Ningguang Where stories live. Discover now