Lavendelmelonen und zu viel Bier

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Beidou starrte erschüttert auf den Nebel vor ihr und umklammerte das Steuer noch fester. In all ihrer Zeit auf See hatte sie nie etwas vergleichbares erlebt. Sie atmete tief durch, denn langsam regte sich ihr Zorn. Diese Götter waren verdammte Idioten. Entweder ignorierten sie die normal Sterblichen mit zynischer Gleichgültigkeit oder brachten sie halb um und hatten ihren Spaß daran!

Gerade einmal einen halben Kilometer, bevor der Tornado das Schiff und seine Crew erreicht hatte, löste sich der Wirbelsturm wie aus dem Nichts auf.
Beidou hätte schreien mögen.

"Lass uns Ankern und es für heute gut sein lassen." Kazuha war leise neben sie getreten und klopfte ihr auf die Schulter. "Ist ja gerade nochmal gut gegangen."
"Hm." Beidou seufzte. "Ist besser so. Verdammt bin ich müde."
"Lange nicht mehr so ausgelaugt gesehen, Kapitän." grinste ihr Begleiter und sprang die Stufen zum Hauptdeck hinunter. Dafür kassierte er einen, nicht allzu leichten, Schlag auf den Kopf. "Noch so ein Spruch und du wirst auf einer einsamen Insel ausgesetzt. "

"Und?" Kazuha blickte Beidou von der Seite an.
"Was 'und'?"
"Na, verschiebt ihr euer Date?" Beidou hob eine Augenbraue.
"Pass auf Samurai, du wirst nicht nur auf einer Insel abgestellt. Ich werde dich persönlich hinüber werfen, wenn du nicht aufhörst deine Nase in Dinge zu stecken,  die dich nichts angehen. Und die Adresse deines Sandhaufens präsentiere ich der Raiden Shongun auf einem goldenen Teller."
Dann schlug sie die Tür der Kajüte zu und ließ den grinsenden Kazuha im Gang zurück.
Es hatte sie schlimmer erwischt, als er vermutet hatte.

~ pov Ningguang ~

Ningguang hatte durch das runde Bullaugenfenster kaum etwas von dem erkannt, was draußen vorging und kletterte nun, leicht zitternd vor kälte, zum Hauptdeck hinauf, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.

Ihre vage Hoffnung, Beidou beim Steuerrad anzutreffen wurde jedoch enttäuscht. Eine Frau mit kurzem schwarzem Haar stand an ihrer Stelle.
"Sucht ihr jemanden bestimmten?" der blonde Junge aus Inazuma, der sie gestern zu Beidou geschickt hatte, ließ sich anmutig von einem der Ausgucke hinunter und landete leichtfüßig vor ihr auf dem Deck.
"Kaedehara Kazuha." fügte er, sich vorstellend, hinzu.
"Tianquan Ningguang. Und nein, ich suche niemanden. Eigentlich wollte ich Informationen über gestern Nacht beschaffen."
"Hm ja, ich weiß."
Der wurde immer frecher. Warum fragte er überhaupt, wenn er ihre Antwort schon kannte.
"Also?" meinte sie abschätzend und lehnte sich gegen die hölzerne Reling.
"Was genau meint ihr? Euer treffen mit dem Kapitän-"
"Ich meine den Sturm."
Bei der Erwähnung Kazuhas von Beidou, spürte Ningguang eine leichte Röte, die ihr in die Wangen kroch. Sie musst schleunigst hier weg. Gerade als der junge Samurai den Mund öffnete, um zu antworten, stolzierte sie mit den Worten: "Ich sehe ihr könnt mir nicht helfen. Vielen Dank auch.", unter Deck. Bei Morax, wie peinlich.

Nach dieser rasanten Flucht, blieb Ningguang  kurz die Luft weg, als sie auf der Treppe, die zu den Kajüten führte, dem Grund ihres Verschwindens begegnete.

Beidou sah ein wenig zerknautscht aus, als hätte sie wenig geschlafen. Hatte sie wahrscheinlich auch nicht.
"Guten Morgen, Lady."
Diese höfliche Anrede störte Ningguang.
"Hast du gut geschlafen?"
Beidou blinzelte überrascht.
Der Tianquan hätte sich Ohrfeigen können. Hast du gut geschlafen Ging es denn noch dämlicher? Die Kapitänin hatte gerade ihr Schiff und seine ganze Besatzung vor einem Wirbelsturm retten müssen. Ja klar! Die zwei Stunden in einer ungemütlichen Hängematte, waren bestimmt unglaublich erholsam gewesen.
"Ging so." Beidou seufzte. "Naja, danke an die Göttin der Ewigkeit und ihre großzügige Gnade." fügte sie sarkastisch hinzu.
Ningguang tat, als wüsste sie wovon die Andere sprach. Eigentlich Interessierte sie gerade nur eins.  "Also... heißt das ihr seid- du bist, fit genug, um doch noch etwas trinken zu gehen?"
Beidou lachte. "Für ein Bier bin ich mir nie zu schade! Bis heute Abend dann."
"War das gestern nicht noch Wein?"
Die Kapitänin zwinkerte ihr doch nur zu und verschwand.
Hmpf, vielleicht überlege ich mir nochmal ob ich komme.
Trotzdem lächelte Ningguang, als sie zurück in ihre Kajüte ging, um wegen dem Vorfall mit Kazuha, ihre Gedanken zu ordnen.
Was zur Hölle war nur los mit ihr?!

Der von weißem Nebel umhüllten Alcor wurden die Anker ausgeworfen und das Deck leerte sich allmählich. Die Matrosen und Gäste verzogen sich in ihre Schlafgemächer, die Schiffsbar oder den Salon, um zu schlafen, sich ein Bier zu gönnen oder Karten zu spielen und zu quatschen.

Leise Stimmen und der Geruch nach Alkohol schlugen Ningguang entgegen, als sie sich an einen kleinen, runden Tisch setzte um auf Beidou zu warten. Diese ließ zwei riesige Krüge Bier an den Tisch bestellen und setzte sich dem Tianquan gegenüber.
"So viel zum Thema 'Wein'"
"Ach komm, was denkst du denn. Wir sind kein schickes Sternerestaurant. Du bist auf einem Schiff, allerliebste Ningguang."
Diese brummte nur und nippte an dem kalten Getränk. Es schmeckte überraschender Weise sehr gut. "Das ist kein normales Bier."
"Das du das erkennst. Aber nein, es ist eine Spezialmischung, ein Rezept, dass mir Xiangling einmal gegeben hat. Mach das Bier ein wenig süßer, verstärkt aber auch die Wirkung des Alkohols."
"Und welche Zutat ist es?"
"Find's raus" lachte Beidou und stupste Ningguang leicht an. "Selbst ist die Frau, solltest du doch am besten Wissen, my Lady"

Ningguang lächelte und schloss die Augen.
Da war etwas süßes. Sie hatte es erst einmal geschmeckt, als sie Varka in Mondstadt besucht hatte. Ganz klar Valbeere.
Aber der Geschmack der kleinen Beere wurde noch intensiviert. Mit was hatte Ningguang keine Ahnung.
Und dann war da noch etwas. Es gab dem Bier ein einzigartiges Mundgefühl.(<- Nicht meine Beschreibung, dankt Myhoyo)

"Valbeeren sind drin. Aber die zwei anderen Sachen kenne ich nicht."
Gespielt enttäuscht blickte Beidou sie an. Die Augen der beiden Frauen trafen sich und ein kurze stille trat ein.
Beidou räusperte sich. "Es sind Lampenkraut und Lavendelmelone."
"Lavendel... Melone?" Ningguang lachte. Von dieser Frucht hatte sie noch nie gehört und 'Lavendelmelone' klang einfach zu sureal. "Im Ernst?"
"Ja klar! Das ist eine Frucht aus Inazuma. Wächst an Bäumen und so."
Kleine Grübchen bildeten sich in ihren Mundwinkeln und Beidou underdrückte den Drang, sanft darüber zu streichen. Sie hatte Ningguang noch nie lachen gesehen. Es sah schön aus.

Die beiden kannten sich schon sehr lange, hauptsächlich durch die gemeinsamen Geschäfte. Jeder dachte anders darüber.
Aus Beidous Sicht, waren die beiden gleichberechtigte Partner.
Ningguang meinte, die Kapitänin wäre eine zuverlässige Mitarbeiterin.
Das Volk munkelte, Ningguang bräuche jemanden, der sich an ihrer Stelle die Hände schmutzig macht.
Die Qixing versuchten den Tianquan davon zu überzeugen, dass Beidou zu eigenwillig war.
Sie hatten ein oder zwei mal zusammen Schach gespielt, aber sie hatten sich nie wirklich kennengelernt.
Doch wärend Beidou nun verschiedene Anekdoten ihrer Abenteuer und ihrer nicht sehr leichten Kindheit erzählte, Ningguang lachend zuhörte und  immer neue Krüge Bier serviert wurden, wurde es immer später. Ningguang hatte sich  zeimlich betrunken und auch Beidou hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Eine halbe Stunde später, waren die jungen Frauen alleine in der Schiffsbar.
Ningguang hörte schon lange nicht mehr richtig zu, sondern verlor sich einfach in den Augen der Kapitänin.
Der Tianquan liebte diese unbeschwerte Art von Beidou. Sie hätte stundenlang nur dasitzen können.

Doch auf einmal strich diese ihr eine Haarsträne hinters Ohr. "Weißt du, als ich gehört hatte, dass du mitkommst... hab ich mich schon irgendwie gefreut. Und als du dann tatsächlich meine Einladung angenommen hast, meinte Kazuha ich wäre naiver als er vermutet hat. Du weißt schon, weil ich so nervös vorher war- " "Du warst nervös?" "Natürlich war ich nervös!" "Ach ja? Und der Grund Kapitän?" Beidou lachte: " Als ob du das nicht weißt!  Der Tianquan von Liyue ist ideenlos. Dass ich das noch erlebe." Sie grinste. " ...Dies ist der Grund:"
Und mit diesen Worten küsste Beidou Ningguang. Ein Feuerwerk explodierte. Ningguang konnte an nichts mehr denken, als an Holz, Salz, ein wenig Alkohol und Lippen auf ihren. Sie versank in dem Kuss und spürte eine unglaubliche Wärme in sich. Nicht einmal ihre größten Leidenschaften, wie das Jadegemach hatten sie je so fühlen lassen. Als würde ihr die ganze Welt gehören. Nicht nur die Welt, nein, einfach alles! Eben Beidou.


Genshin Impact ~ Where ever the wind blows | Beidou x Ningguang Where stories live. Discover now