six: misery

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Heeseung saß gerade in seinem Wirtschaftskurs und zeichnete den groben Umriss eines fremden Mädchen auf seinem IPad, weil er sich nicht auf die Worte seines Lehrers konzentrieren konnte, als es jemand für nötig hielt, Alexis zu erwähnen.

Im Grunde wusste jeder an dieser Schule ganz genau, wer dieses Mädchen war, denn sie war die erste mit einem Stipendium an der ENHWA HIGH, die überlebte oder nicht abging, um auf eine andere Schule zu gehen - und offenbar störte das ein paar Leute in seiner Klasse. Um ehrlich zu sein war Heeseung total fasziniert von ihrem Durchhaltevermögen, denn wenn er an ihrer Stelle wäre, dann würde er jetzt bereits zwei Meter unter der Erde liegen.

Er kannte sie und sprach hier und da mit ihr über die Schule, und obwohl er sie eigentlich hassen sollte, konnte er es einfach nicht, obwohl sie die einzige Hemmschwelle war, die ihn daran hinderte, den Respekt seines Vaters für sich zu gewinnen. Das Problem war nämlich, dass sie nach allem, was er von ihr gesehen und gehört hatte, ein äußerst netter Mensch war, die immer nur das beste für andere wollte und sich Mühe gab, immer für Frieden zu Sorgen.

Noch wollte er es sich nicht eingestehen, aber tief im inneren wusste er, dass er etwas für sie empfand und bevor er sich umsah, formte sich der Umriss auf seinem IPad zu Alexis - die langen, gepflegten Haare, die sanft über ihre Schultern fielen, die dunklen Bambi-Augen und die herzförmigen Lippen, die sich ständig zu einem Lächeln formten, wenn sie mit anderen redete. Heeseung seufzte verzweifelt und schloss sein Malprogramm schnell, als er spürte, wie sein armes Herz anfing, wie wild zu rasen.

"Ich verstehe einfach nicht, wie meine Eltern sich den Arsch aufreißen, damit ich hier zur Schule gehen kann, um später ein gutes und privilegiertes Leben zu leben, nur damit jemand, der nicht einmal einen Vater hat, mit mir auf die gleiche Schule geht. Kann mir das einer bitte erklären?", sagte Minho, eines seiner nervigen Mitschüler, die keine Ahnung vom echten Leben haben und denken, alles dreht sich um sie - und es erschreckte ihn, wie alle im Raum zustimmend nickten - sogar die Lehrerin versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, was in seinen Augen einfach nur lächerlich war.

"Selbst wenn sie das Stipendium nicht bekommen hätte, hätte sie den Weg hierher gefunden", lachte Kibum und zeigte seine hässlichen, gelben Zähne. Heeseung ballte seine Hand zu einer Faust und sah zu, wie alle anderen im Raum gespannt darauf warteten, dass Kibum zu Ende sprach - im Gegensatz zu ihnen war ihm schon klar, was jetzt kommen würde, denn er wusste, was für ein Bastard dieses privilegierte Arschloch war.

"Ich habe gehört, sie verlangt mehr als 130.000 Won für eine Nacht." Das Gelächter der Klasse war wie ein Piepen in seinen Ohren und Heeseung drückte verkrampft das rechte Ohr an seine Schulter, als ob das irgendetwas bringen würde, aber sie wollte einfach nicht aufhören, und Heeseung spürte, wie sein Geduldsfaden immer mehr strapaziert wurde. Die dunklen und tristen Wände des Klassenraums drohten ihn zu erdrücken und mit jeder vergehenden Sekunde hatte er das Gefühl, dass er keine Luft mehr bekommt.

Zu laut, zu laut, zu laut.

Es fühlte sich so an, als wäre er gefesselt auf seinem Stuhl und müsste zusehen, wie alle sich über ihn beugen und laut lachen, ihr Mund so weit offen, dass man selbst die hintersten Zähne sehen konnte, und es wollte einfach nicht aufhören - dabei verstand er nicht einmal, wieso er sich so fühlte, denn es ging hier gerade um Alexis, nicht ihn. Über die vollen Reihen hinweg konnte er das Gesicht von Jiwoon erkennen, der die Augenbrauen runzelte verwirrt zu Kibum sah, als wäre er mindestens genauso verwirrt wie er.

"Kibum", kicherte die Lehrerin und legte mit einer geschwungenen Bewegung die Hand auf ihren Mund, um ihr Gelächter zu unterdrücken.

Zu laut, zu laut, zu laut.

ENHWA HIGH ❘ german ver.Where stories live. Discover now