eight: they found out

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━ A/N : Ich freue mich über Kommentare :).

Eine Stunde nach dem Anruf wurden die mittlerweile schlafenden Jungs alle wieder aus ihren ungemütlichen Betten gezerrt und auf den Flur geschickt. Riki war total schwindelig, als er zum erneuten Mal an diesem Tag in diesem grellen Flur stand und sich darauf konzentrierte, nicht umzukippen. 

Vor seinen schmalen Augen tanzten noch immer bunte Bilder und er musste erstmal zu sich kommen, aber die Panik gewann an Überhand, als mehr als fünf Lehrer mit jeweils einem Schlagstock in der Hand den Flur stürmten und die Jungs anbrüllten.

Jetzt erst verstand er auch, was los war - sie wollten die Zimmer kontrollieren, weil jetzt klar war, dass Jae On an einer Überdosis gestorben ist. Pure Angst machte sich in seiner Brust breit, weil er und Sunoo definitiv etwas zu verstecken hatten und das in weniger als zehn Minuten an Tageslicht kommen würde. 

Mit zitternden Händen griff er nach der Hand seines besten Freundes und versuchte, seinen Blick zu fangen, um ihn zu beruhigen, doch Sunoo starrte strikt auf den Boden und Riki konnte erkennen, wie sein Blick von einem Punkt zum nächsten tanzte, als würde er in seinem Kopf schon alle möglichen Szenarien durchgehen, die sich in den nächsten paar Minuten abspielen könnten.

Die beiden zuckten zusammen, als sie hörten, wie jemand aus einem Zimmer am Anfang des Flures heraus gezerrt wurde und auf den Boden geschubst wurde, während die Lehrer über ihn traten und sein Zimmer betraten. 

Rikis Blick fiel auf Jiwoon aus dem Zimmer gegenüber, der panisch von einem Punkt zum nächsten sah und immer wieder versuchte, in sein Zimmer zu gehen, doch ein Lehrer, der noch weiterhin den Flur auf und ab lief, brüllte ihn an, als er auch nur einen Schritt über die Türschwelle machte.

Er hatte etwas zu verbergen.

Einen Augenblick später stellte sich Heeseung neben ihn und umschloss sanft seine Hand mit seiner eigenen, doch die Panik in Jiwoons Augen legte sich auch danach nicht mehr, und Riki war endlos neugierig, was er zu verstecken hatte.

"Leute", flüsterte Jungwon, der jetzt leise aus dem Zimmer trat und sich hinter Sunoo versteckte. Riki hatte ganz vergessen, dass er bis eben noch am schlafen war und als die beiden erschrocken in den Flur traten, hatten sie ganz vergessen, ihn auch zu wecken. "Kein Grund zur Panik, ich habe alles die Toilette runter gejagt."

Der Japaner konnte augenblicklich spüren, wie Sunoo sich beruhigte und laut aufatmete und er freute sich, dass die Drogen, die die beiden konsumierten, jetzt keine Gefahr mehr für die beiden waren, bis ihm einfiel, dass er so dumm war und einen Joint unter seiner Matratze versteckt hatte - er war so so so dumm, wie konnte er sowas vergessen?

"Sunoo", flüsterte er panisch und drückte seine Hand feste. "Sunoo, unter meiner Matratze -", gerade als Riki seinen Satz zu Ende bringen wollte, stürmten die Lehrer das Zimmer, in dem Jiwoon schlief, der jetzt vor Panik total blass wurde und sich noch fester an Heeseung klammerte, als davor schon. Riki spürte Sunoos enttäuschten Blick auf seiner Haut, die förmlich in seine Haut brannte, und noch bevor er sich kontrollieren konnte, fing er an zu weinen.

Sie würden jetzt in weniger als zwei Minuten aus dem Zimmer kommen und dann direkt in seins gehen, und dann dauerte es nur noch ein paar Sekunden, dann war es vorbei. Die Stimmung im Flur war unfassbar angespannt und keiner der Jungs traute sich, auch nur vom Boden hoch zusehen, aus Angst, sie würden sogar dafür Ärger bekommen und Riki wünschte sich nichts anderes, als einfach nur zu sterben. 

Das wäre alles besser als hier zu stehen, die Hände hinter dem Rücken und die Fersen an der Wand.

Würde es denn jemals einen normalen Tag an dieser Schule geben? Die Jungs hatten sich noch nicht einmal von dem Eid heute morgen oder Jae Ons plötzlichen Tod erholt, da wurden schon wieder ihre Zimmer gestürmt - zur Hölle mit so einem Leben. 

Mit einem Seufzen lehnte sich Riki an die Wand hinter sich und schloss die Augen - ihm blieb nichts mehr, außer zu warten und zu hoffen, dass die Strafe so sanft wie möglich ausfällt.

Eigentlich war Riki nicht wirklich gläubig, dafür hatte er schon viel zu viel schlimmes erlebt, aber in diesem Moment fiel ihm nichts anderes ein, außer die Augen zu schließen und an jeden Gott zu beten, der nach all seinen Sünden überhaupt noch bereit dazu war, seine Gebete zu erhören. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt wie jetzt, nicht einmal als er zum aller ersten mal High war und sich fast selber umbrachte, aber er konnte einfach nichts dran ändern. 

Er schloss die Augen und wartete

und wartete

und wartete

aber nichts passierte. Es vergingen Sekunden, Minuten, aber nichts passierte. Riki, der bis vor ein paar Minuten noch nichts hören konnte, öffnete langsam aber ängstlich seine Augen und wurde einem derartigen Chaos entblößt, dass er die Hand auf seinen Mund legte, um keinen Ton von sich zu geben.

Jiwoon lag inmitten von verschieden Sachen auf den Boden, die Beine an die Brust gezogen, und er schluchzte wie ein kleines Kind, das kein Nachtisch bekommen hatte, während seine Lehrer ständig in sein Zimmer rein und raus gingen. Die anderen Jungs gaben keinen Ton von sich und starrten einfach nur bei diesem Horror zu, der sich gerade vor ihren Augen abspielte. 

Erst jetzt konnte Riki ausmalen, was alles für ein Kram neben Jiwoon lag.

Ein duzend Lippenstifte, eine schwarze Perücke, eine Schminkpalette, ein paar bunte Klamotten, die nicht zur Schuluniform gehörten, ein schneeweißer Rock, ein paar bunte Pinsel und eine einzige BB creme. 'Mädchensachen'.

Sunoo und Riki sahen mit offenem Mund zu, wie ein Lehrer immer wieder auf Jiwoon einschlug, der weinend auf dem Boden lag und schwörte, dass ihm die Sachen nicht gehörten, aber keiner machte sich die Mühe, zuzuhören. Riki verzog vor Schmerz sein Gesicht und versteckte sich hinter Sunoo, um wenigstens etwas auszublenden, was gerade passierte.

Es war fast schon erbärmlich, wie gerade mehr als 30 Jungs in diesem Flur standen, und keiner von ihnen etwas machen konnte, außer zuzusehen, wie Jiwoon immer mehr Blut verlor und vor Schmerz auf die Knie ging und zuzuhören, wie er um Hilfe bettelte, damit jemand ihm da heraus half, aber keiner sagte etwas.

Nur Heeseung - er war der einzige, der sich traute, sich vor Jiwoon zu beugen, damit sie aufhören, ihn zu schlagen, auch wenn das mit Abstand eines der dümmsten Sachen war, die man hier machen konnte - natürlichen hörten sie nicht auf ihn, sie taten es nie, stattdessen schlugen sie einfach auf ihn ein, weil er "respektlos" gegenüber seinen Lehrern war, aber es war klar zu erkennen, dass es Heeseung egal war, solange er Jiwoon beschützen konnte.

Jiwoon flehte immer wieder, dass sie aufhören sollen und Riki drehte sich erneut weg, als er zum ersten Mal an diesem Morgen sein Gesicht sehen konnte: salzige Tränen vermischten sich mit dem roten Blut, das von seiner Stirn aus über sein ganzes Gesicht lief und sein Gesicht verdreckte, seine Nase blutete ohne Ende und über seine aufgeplatzte Lippe lief Sabber.

Es war wirklich bemitleidenswert.

Schreie, Bitten, Wimmern, schmerzvolles Stöhnen.

Zu laut, zu laut, zu laut.

Und dann, dann war es plötzlich still und keiner sagte mehr etwas. Als Riki etwas später seinen Kopf wieder hob, zogen die Lehrer einen blutigen Jiwoon den Flur entlang nach unten und ließen den bewusstlosen Heeseung einfach so auf dem Boden liegen, bis schließlich endgültige Ruhe herrschte und alle wieder auf ihre Zimmer gingen.

Jay war der erste von den ganzen Jungs auf diesem Flur, der sich neben Heeseung setzte, der praktisch in seiner eigenen Blutlache schwamm.

Das war das letzte Mal, dass jemand Jiwoon während den kommenden sechs Wochen sah.   

ENHWA HIGH ❘ german ver.Where stories live. Discover now