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Der Typ mit dem kalten Blick lehnte sich gegen eine Mauer gegenüber von mir. Er hatte schwarze Haare und einen Undercut. Er hatte seine Arme verschrenkt und starrte zu mir.

Neben ihm saß ein weiterer Mann, mit blonden Haaren, viel Augenbrauen und blauen Augen. Auch er sah mich mit ernster Mine an, wirkte jedoch nicht ganz so gereizt, wie sein Partner.

Zwischen mir und den Männern sah ich Gitter.
Ich sah mich um und stellte fest, dass ich in einem Art Gefängnis war. Ich saß zwar in einem Bett, der jedoch in einem sicher verschlossenen Raum stand.
Ich spürte etwas schweres um meine Handgelenke und als ich einen Blick hinunter warf, sah ich schwere Ketten um sie befestigt.
Was sollte das?

Ebenfalls stellte ich fest, dass ich obenrum nur ein Top anhatte, das gleiche, was ich mir heute morgen angezogen hatte, jedoch war meine Jacke und mein Pullover verschwunden.
Ich bewegte meine Beine vorsichtig unter der Decke aneinander und stellte schnell fest: Ich war nackt darunter.
Wenn ich Glück hatte, hatten sie mir meinen Unterwäsche angelassen.

"Wo bin ich hier?", fragte ich und war überrascht, wie kratzig sich meine Stimmer anhörte. Natürlich ich war ja auch beinahe ertrunken.
Ich sah den Blonden an, in der Hoffnung von ihm eher eine Antwort zu erhalten, doch der Schwarzhaarige antwortete:
"Wir stellen hier die Fragen. Wer seid ihr und was wollt ihr?"

Ihr? Ich sah zur Seite und hauchte leise:
"Carl?"
"[Y-y/N]?", hauchte dieser zurück. Was für ein Glück, er lebte.

"Gehts dir gut?", fragte ich, doch wieder mischte sich der Fremde ein.
"Hört auf mit eurem Kaffeeklatsch und beantworte gefälligst unsere Fragen."

Wütend schmiss ich mich gegen die Ketten.
"LASST IHN DA FREI! ER IST NOCH EIN KIND!", doch sie schauten unbeeindruckt zu uns.

Ich hörte wie der Blonde seufzte und sich das erste Mal zu Wort meldete.
"Mein Name ist Erwin Smith und er ist Levi.", er deutete auf den Schwarzhaarigen neben ihm.
"Wir haben euch gestern am späten Abend an einem See außerhalb der Mauern gefunden, wo vorher ein Blitz eingeschlagen ist, ähnlich wie der, der bei einem Titanwandler auftaucht. Doch statt Titanen fanden wir euch, also wie könnt ihr das erklären?"

Ich hörte ihm aufmerksam zu, doch ich verstand nicht ein Wort. Was zur Hölle waren Titanen?
Er schien an meinem Gesichtsausdruck zu erkennen, dass ich ihm nicht antworten konnte. Er griff neben sich auf den Tisch und hob etwas schwarzes, rechteckiges hoch.
"Was ist das?", fragte Erwin.
"Mein Handy.", antwortete ich ihm, schließlich sollte er nicht denken, ich wäre nicht Kooperationsfreudig. Solange ich mit Carl von diesen Verrückten hier weg kam, war es mir egal, was ich tun musste.

"Was soll das sein?", knurrte diesmal Levi und ich sah ihn entsetzt an.
"Ein Mobiltelefon. Das müsst ihr doch kennen. Ich tippe eine Nummer ein und kann so Kontakt zu anderen Leuten aufnehmen."
"Zu welchen Leuten?"
"Zu jeden, der auch ein Handy besitzt und das tut fast jeder. Was ist los mit euch?", fragte ich entrüstet, als ich erkannte, dass sie keine Ahnung hatten, wovon ich sprach.

"Hast du so etwas vielleicht schon mal in der Unterwelt gesehen?", fragte Erwin an Levi gerichtet, doch er schüttelte nur den Kopf. Unterwelt? Was ist mit diesen Leuten?
"Wir werden es Hanji zum untersuchen geben.", sagte Erwin noch einmal an Levi gerichtet und sah wieder zu mir.

"Wir wollen wirklich versuchen euch zu helfen, doch das können wir nur, wenn ihr uns erklärt, woher ihr kommt und was ihr wollt.", versuchte er es nocheinmal.
Ich erklärte ihm, dass Carl und ich zusammen am Fluss waren und wir hineingefallen waren und ich keine Ahnung hatte, wie wir zu diesem ominösen See gekommen waren.

"Tch. So hat es doch keinen Sinn.", knurrte Levi genervt. Er stieß sich von den Wand ab, schnappte sich einen Schlüssel vom Tisch und öffnete die Tür neben meiner Zelle. Sofort hörte ich Ketten klirren und Carl, der leise vor sich hin wimmerte.
Ich ruckte an meinen Ketten und versuchte so weit wie Möglich an meine Gitter zu kommen, um etwas sehen zu können.

Es dauerte nicht lange, bis Levi mit Carl vor sich aus der Zelle kam, ein Messer an seinen Hals gedrückt.
"Erzähl uns endlich die Wahrheit oder ich schlitze ihm die Kehle auf.", sagte er ungeduldig und drückte Carl das Messer weiter an den Hals.

"Bitte! Lasst ihn gehen! Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß!", sagte ich verzweifelt und ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Ich ruckte an den Ketten, doch sie bewegten sich keinen Milimeter.
"Lasst ihn gehen. Macht mit mir, was ihr wollt, aber lasst ihn los!", flehte ich.

Ich sah zu Carl, der am ganzen Körper zitterte. Er hatte Angst. Ich auch.
Carl ballte seine Hand zu einer Faust und erst jetzt erkannte ich, was er vor hatte. Ich riss meine Augen vor Schreck auf und schüttelte hektisch den Kopf, doch es war zu spät.

Carl umklammerte seine Faust mit seiner anderen Hand und rammte seinen Ellenbogen so fest er konnte in Levis Bauch.
Vor Überraschung keuchte Levi auf und ihm rutschte das Messer aus seiner Hand.
Carl nutzte die Chance, ergriff das Messer und drehte sich so um, dass er sowohl Erwin als auch Levi bedrohlich ansah und sie mit dem Messer bedrohte.
War der Junge Lebensmüde?

"Tch. Gib es wieder her, bevor du dich noch verletzt.", sagte Levi kalt und trat einen Schritt auf Carl zu, der sofort mit dem Messer auf Levi zeigte.

"G-gebt mir die Schlüssel!", forderte Carl mit zittriger Stimme.
Ich sah, dass Erwin ein Schmunzeln über die Lippen huschte, doch zu meiner Überraschung nahm er die Schlüssel und warf sie zu Carl.
Der fing sie auf und langsam rückwärts laufend ging er zur Tür. Er ließ weder Levi noch Erwin aus den Augen und versuchte meine Gefängniszelle aufzuschließen.

"Was wirst du dann tun? Willst du uns umbringen und fliehen?", fragte Erwin, doch Carl antwortete nicht. Er hatte immer noch schwierigkeiten den richtigen Schlüssel für das Schloss zu finden.
"Wir wollen euch wirklich nur helfen.", fuhr Erwin fort. "Wir haben uns mit eigenen Augen überzeugt, wie mutig du bist, Kleiner. Und scheinbar begabt im Nahkampf. Schließlich schafft es nicht jeder den Hauptgefreiten zu entwaffnen."

"Tch.", machte der Schwarzhaarige nur und lehnte sich wieder lässig an die Wand, während er dabei zusah, wie Carl endlich den richtigen Schlüssel gefunden hat und meine Zelle öffnete.
Immer noch Rückwärtslaufend kam er zu mir und nun suchte er wieder den richtigen Schlüssel, für meine Ketten.

"Wir können dich bei uns im Aufklärungstrupp aufnehmen und ausbilden. Wir machen aus dir einen Soldaten, der für die Menschheit kämpft."
"Ich gehe nirgendwo ohne [Y/N] hin!", antwortete Carl sofort und ich wäre ihm am liebsten um den Hals gesprungen.
Er hatte endlich meine linke Hand befreit und drückte mir den Schlüssel in die Hand, mit dem ich das Schloss meiner rechten öffnete.

"Auch sie werden wir aufnehmen und ausbilden können."

"Ich bin keine Soldatin.", anwortete ich sofort. "Und Carl auch nicht."
Ich erhob mich aus den Bett und folgte Carl, der wieder zur Tür ging, immer noch das Messer vor sich haltend.
"Bringt und einfach an diesen See zurück und wir werden von hier verschwinden."

"Das geht nicht. Solange wir nicht wissen, was es mit euch auf sich hat, werdet ihr bei uns bleiben. Es war nur ein netter Vorschlag von uns. Ihr könnt während der gesamten Dauer auch hier unten versauern.", antwortete Erwin.

"Wir machen das!", entschied der Jüngste für uns.
"Carl!", zischte ich. "Du wirst hier bestimmt nicht zu einem Soldaten ausgebildet."
"Das ist meine Entscheidung!", sagte er entschieden.

Ich spürte Levis Blick auf mir.
"Was ist mit dir?", fragte er wieder monoton. "Sollen wir dich zurück in die Zelle sperren oder wirst du auch den Aufklärungstrupp unterstützen?"

"Wenn es eine medizinische Abteilung gibt, kann [Y/N] dort helfen."
"CARL!", zischte ich wieder, doch mich empfing Erwins überraschter Blick.

"Du bist Heilerin?"
"So ähnlich..", nuschelte ich. Wenn ich in Carls Nähe bleiben wollte, musste ich mich wohl oder übel beteiligen. Da ich wirklich nicht das Zeug zur Soldatin hatte, lag der medizinische Bereich eher in meinen Stärken.

Ehe wir noch ein weiteres Wort sagen konnten, machte Levi eine Ruck nach vorne, schnappte sich Carl das Messer aus der Hand und sagte:
"Gib das her, Rekrut, bevor du dir wehtust."

Erwin erhob sich von seinem Stuhl.
"Willkommen im Aufklärungstrupp! Folgt mir ich bringe euch raus."

"Moment!", sagte ich und alle hielten in ihrer Bewegung inne. Ich biss mir auf meine Wangeninnenseite ehe ich schmollend sprach:
"Könnte ich zumindest eine Hose bekommen?"

LEVI X READER // ~Ein neues Leben~ // ABGESCHLOSSEN//Where stories live. Discover now