Wut und Zuflucht

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Ich fand meinen Platz vor der Ersatzbank der Spieler, neben dem Trainerteam, ein und beobachtete das Spiel gespannt.

Das Spiel lief gut und zu Beginn der zweiten Halbzeit konnten wir eine 2:1 Führung verzeichnen, jedoch war ich nicht gerade entspannt. Fast minütlich sah ich auf die Uhr und zählt die Minuten, bis das Spiel abgepfiffen werden würde und mir ein Abend mit Marco bevorstünde.

Tatsächlich sah ich das erste Mal seit heute Morgen auf mein Handy und ließ die Gedanken an Max wieder zu. Er tat mir wirklich leid, so viel Mist er auch abgezogen und gebracht hatte, ich war heute nicht besser als er, das war nicht fair. Und trotzdem fühlten sich selbst die Gedanken an die guten Zeiten nicht mehr so an wie früher, das realisierte ich jetzt.

Als ich auf mein Handy sah, war da tatsächlich eine Nachricht von ihm.

15:04 Uhr ,,Viel Spaß bei deinem ersten Tag, hab deinen Zettel gelesen."

Ich spürte, wie die Wut in mir hochkochte. War das sein Ernst ? Hätte er ohne den Zettel ernsthaft nicht daran gedacht, dass ich heute meinen ersten Tag hier hatte? Wirklich emotional war die Nachricht auch nicht wirklich, wie ich feststellen musste.

Ich entschloss mich, ihn kurz darin einzuweihen, dass ich heute nicht nach Hause kommen würde, sondern mir ein Hotelzimmer nehmen würde, da ich morgen wieder früh arbeiten müsse. Danach war mein Handy sofort wieder verschwunden, so wütend und gleichzeitig enttäuscht war ich. Ehrlich gesprochen hatte ich auch gar keine Kraft mehr dazu, diejenige zu sein, die unsere Beziehung aufrechterhält. Eigentlich sollte ich nach so einem Tag zu ihm nach Hause fahren, ihm zuhören und mit ihm über meine Bedürfnisse sprechen. Gut, eventuell hätte ich dann den Kuss mit Marco weglassen sollen. Aber das war vorbei. Wie oft hatte ich das schon gemacht und nichts zurückbekommen. Ich hatte schlicht keine Kraft mehr.

Insgeheim musste ich mir auch eingestehen, dass ich mich wirklich auf den Abend und das Gespräch mit Marco freute, doch meine Gedanken wurden durch einen Torschuss und den entstehenden Torjubel unterbrochen. Marco hatte tatsächlich noch 4 Minuten vor Schluss das 3:1 geschossen, was mich jubelnd und synchron mit dem Trainerteam aufspringen ließ. Ein wirklich gelungener Abschluss des Spiels.

Die letzten Minuten waren dann eher ruhig und die Jungs brachten den Sieg souverän nach Hause. Die gesamte Mannschaft fiel sich nach Abpfiff feiernd in die Arme, inklusive Trainerteam, Mitarbeitern und mir mittendrin. Marco natürlich an meiner Seite.

Als die Stimmung sich so langsam wieder beruhigt hatte und auch ich offiziell von meinem Chef entlassen wurde, kam Marco kurzerhand auf mich zu, als ich gerade etwas abseits stand.

,,Hey du. Na zufrieden mit dem Spiel?"

Ich musste grinsen, stimmte ihm zu und gratulierte ihm zu seinem Tor.

,,Ich beeil mich mit dem Duschen, dann treffen wir uns am besten auf dem Parkplatz. Da wo du auch stehst. Dein Auto kannst du morgen holen, heute fahr ich." Marco grinste und zwinkerte mir zu, als er auch schon auf dem Weg zur Kabine war, und sich einer dreier Gruppierung von Spielern anschloss.

Ich entschloss mich, seiner Richtung zu folgen und auf dem Parkplatz noch eine zu rauchen. Den ganzen Tag hatte ich tatsächlich kein Bedürfnis danach und war abgelenkt, aber jetzt, wo die Anspannung allmählig nachließ und ich an Max gedacht hatte, war da schon das leichte Verlangen nach einer Zigarette.

Gesagt getan und ich stand auf dem Parkplatz und zündete mir die Kippe an. Der Rauch fühlte sich kühl in meiner Lunge an und ich genoss jeden Zug. Ich war vielleicht gerade einmal bei der Hälfte angelangt, da klang Marcos bekannte Stimme aus der Entfernung durch die Stille.

,,Heee rauchen ist ungesund."

Tatsächlich erschrak ich ein wenig bei seinen Worten. Es war zwar Ende Sommer, doch die Nächte waren verdammt kühl,mittlerweile war es fast 12 und ich trug immer noch nur ein Kleid mit Blazer. Außerdem stand ich alleine auf einem weniger als notdürftig beleuchtetem Parkplatz zwischen fremden Autos. Wer hätte sich da nicht erschreckt.

Da ich vor Schreck nicht auf Marcos Rufen reagiert hatte und ich mich sammeln musste, hatte ich nicht mitbekommen, dass er schon quasi vor mir stand.

,,Na Kleines, hab ich dich erschrocken?" Fragte er mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen. Er war in einen lockeren Trainingsanzug gekleidet, trug eine große Sporttasche auf seinen Schultern und roch unbeschreiblich gut. So gut, dass ich ihm beinahe schon wieder nicht geantwortet hätte. Ich musste mich kurz schütteln.

,,Ja verdammt. Welche Frau hätte das nicht? Nachts, alleine, auf einem fremden Parkplatz fast ohne Beleuchtung." gespielt sauer traf ein leichter Hieb seinen Oberarm.

,,Okay, okay. Entschuldige, das war nicht meine Absicht. Aber jetzt weg mit der Kippe und los zu meinem Auto, du wirst ja todkrank in deinen Sachen und glaub mir an Zigaretten wirst du heute eh nicht mehr denken, dafür sorge ich."

Gespannt zog ich die Augenbrauen hoch, denn dafür musste einiges passieren nach einem solchen Tag. Aber ich ließ mich darauf ein und nahm die Herausforderung seinerseits an. Hatte ich denn auch überhaupt eine Wahl? Mein Körper würde ohne zu zögern sofort alles tun, was er von mir verlangt, ob das nun wirklich klug war, oder auch nicht.

,,Da bin ich ja mal gespannt."

Mit einer Kopfbewegung signalisierte er, dass es Zeit zu gehen war, ich folgte dieser Aufforderung und gesellte mich ganz nah neben ihn.

,,Mein Auto steht nur 2 Reihen weiter." sagte er noch mit ruhiger Stimme und wir setzten uns in Bewegung. Alleine durch die Kälte einer späten Sommernacht.

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