Zimmergespräch

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-Marcos Sicht-

Ich starb bei ihren Worten jedes Mal tausend kleine Tode, so sehr konnte ich sie verstehen und so sehr tat es deshalb auch weh. Ich konnte ihren Willen wirklich nachvollziehen und eventuell wurde mir durch ihre Spiegelungen auch noch einiges klarer. Ich hatte sie zutiefst verletzt und ihr Vertrauen missbraucht, indem ich mir einen hab blasen lassen, während sie zuhause im Bett lag und auf einen Anruf von mir gewartet hatte. Eigentlich konnte ich von Glück sprechen, dass die überhaupt noch mit sprach.

Als dann die ersten dicken Tränen über ihre wunderschönen Wangen rollten und sie mir in die Augen sah, wollte ich sie einfach nur in meinen Arm nehmen, dafür sorgen, dass sie ganz schnell wieder verschwanden und ihr ganz nah sein. Stattdessen war ich der Grund weshalb sie überhaupt erst existierten und ich hasste mich selbst dafür, dass ich der Frau, die ich liebte augenscheinlich einen solchen Schmerz zugefügt hatte.

Auch der letzte Versuch meinerseits, sie irgendwie davon zu überzeugen mir noch etwas zuzuhören, scheiterte. Scheiße, sie konnte mir nicht einmal mehr in die Augen gucken. Also gab ich ihr zumindest einmal das, was sie von mir wollte und ließ sie alleine. Mein Herz und alles was dazugehörte hatte ich in diesem Moment in ihrem Zimmer gelassen, doch die Türe hinter mir war bereits ins Schloss gefallen und jetzt stand ich da ohne mein Herz, dass mir auf die schmerzhafteste Weise aus dem Körper gerissen wurde.

Wütend auf mich selbst und das, was ich mit meinem unreflektiertem Verhalten angerichtet hatte ließ ich ein lautes ,,Fuuuuck" aus meinem tiefsten Inneren los. Ziemlich dumm, weil Diana nicht die einzige mit einem Zimmer auf diesem Flur war, aber jetzt gerade in diesem Moment war mir wirklich alles egal. Wenn ich sie nicht haben konnte, wollte ich niemanden, soviel stand fest.

Nach einem letzten Blick zur Zimmertüre mit der Nummer 211, in der Hoffnung, dass sie mich durch irgendein Wunder doch noch aufhalten wollte, machte ich mich auf dem schnellsten Weg auf zu meinem Zimmer, dass ich auch noch gar nicht betreten hatte.

Ob ich sie beim Abendessen wiedersehen würde? Vermutlich versank sie in diesem Augenblick in noch mehr Tränen und lag wie gelähmt auf ihrem Bett oder dem Boden. Mein Herz stach bei dem Gedanken daran. Wie konnte ich nur ?

Komplett weggetreten und neben der Spur erreichte ich mein Zimmer. 196. Das Türschloss gab einen kurzen Piepston von sich, als ich die Karte vor die vorgesehene Stelle hielt, ehe sie aufsprang.

Das Licht brannte bereits, was mich darauf schließen ließ, dass ich das Zimmer nicht nur für mich alleine hatte. Wer auch immer sich das Zimmer mit mir teilte, derjenige tat mir jetzt schon leid, denn von dem sonst so lustigen und aufgeweckten Marco war seit ein paar Minuten nichts mehr übrig, nur noch die Fassade die erahnen ließ, was mir gerade geschehen war.

,,Marco ? Bro bist du es?"

Ich lief um die Ecke und sah Julian auf einem der Betten liegen. Bitte nicht.

,,Hey Jule."

Es brauchte nicht lange bis er bemerkte, das mit mir etwas nicht in Ordnung war. Fuck gar nichts war in Ordnung.

,,Was ist denn mit dir los? Drückt der GPS Tracker?"

Mehr als verwirrt sah ich ihn an. Was laberte er denn jetzt bitte für nen Müll? Welcher GPS Tracker? Er schien ziemlich schnell zu verstehen, dass ich rein gar nichts verstand und erklärte sich schnell.

,,Ach verdammt, vergiss es. Running Gag von mir und Diana über dich. Musste da gerade dran denken, als ich dich gesehen habe."

Alles in mir zog sich bei ihrem Namen in meinem Körper zusammen und ich rollte die Augen nach hinten während ich die Lippen aufeinander presste. Natürlich musste sie in der ersten Minute zum Thema werden. Ich verhielt mich zu offensichtlich, als das Julian meine Reaktion nicht lesen könnte.

,,Warte, hats wirklich was mit ihr zu tun, warum du so drauf bist?"

Warum versuchte ich eigentlich dagegen anzukämpfen? Mit mir hadernd setzte ich mich auf die Bettkante und lehnte mich nach hinten. Nach einer kurzen Zeit der Stille sagte ich einfach nur ,,Jap."

Ich sah es zwar erst nicht, nahm aber wahr, dass sich Julian augenblicklich hingesetzt hatte und mir jetzt genau gegenüber saß.

,,Ich verstehe gar nichts mehr. Jetzt erzähl schon man!"

Kurz überlegte ich noch, entschloss mich jedoch dazu, mich ihm gegenüber zu öffnen. Er war schließlich auch ein guter Freund von mir und kannte Diana wohl besser als jeder andere hier. Wenn ich mit jemandem darüber reden konnte, dann mit ihm. Also setzte ich mich wieder auf und sah ihm jetzt direkt ins Gesicht, das von Verwirrung und Ungläubigkeit geprägt war.

,,Schätze ich habs ziemlich verbockt bei dieser Frau."

Julian schwieg weiter und ich begann die Geschichte von Anfang an zu erzählen. Von ihrem Bewerbungsgespäch, unserer ersten Begegnung, was daraus geworden ist und wie ich es vermutlich für immer versaut hatte. Bis auf einige Zwischenfragen saß er einfach nur da und hörte mir zu und das tat verdammt gut.

,,Scheiße man, das hätt ich echt nie gedacht. Okay, sie hatte schon mehr mit dir zu tun als mit anderen, aber das das dahinter steckte, damit hätte ich echt nicht gerechnet."

Die Lippen aufeinandergedrückt und die Augenbrauen hochgezogen, nickte ich stumm.

,,Wieso zur Hölle bist du denn dann bitte zu der einen gefahren? Du hattest doch eigentlich alles, was du wolltest."

Die Tatsache, dass ich selbst darauf nicht mal ne vernünftige Antwort hatte, machte mir nochmal klarer, wie sie sich dann wohl fühlen musste.

,,Denkst du, ihr habt noch ne Chance das vielleicht wieder hinzubekommen, beziehungsweise du?"

Auch hier drauf hatte ich keine Antwort. Ihre Ansage war ziemlich deutlich gewesen und so verletzt hatte ich sie noch nie erlebt, auch wenn ich schon so einiges bei ihr verbockt hatte. Ich hatte wirklich ernsthafte Zweifel daran, ob sie mir jemals wieder vertrauen könnte.

,,Selbst wenn da eine Chance bestünde, ich weiß nicht, ob sie das überhaupt will. Du hättest ihren Blick sehen müssen. Sie sieht mich mit ganz anderen Augen jetzt. So viel Wut, Trauer und Enttäuschung, ich hätte selber anfangen können zu heulen."

,,Liebst du sie?" Seine Frage kam wirklich aus dem nichts und überforderte mich leicht. Dennoch hatte ich, wenn ich ehrlich war eine klare Antwort darauf. Ernst sah ich ihn an.

,,Verflucht, ja!"

Wir kamen beide zu dem Schluss zunächst abzuwarten und ihr den Raum zu geben, den sie verlange. Erst mit der Zeit würde sich zeigen, ob sie überhaupt wieder in der Lage sein würde mir ihr Vertrauen zu schenken.

Das Gefühl, das mich auf dem Weg zum Abendessen begleitete, konnte ich nicht in Worte fassen. Irgendwo hatte ich Angst davor sie wiederzusehen, anders herum wollte ich auch sehen wie es ihr ging. Würde sie mich überhaupt beachten ? Und wenn nicht, wie sollte ich damit umgehen? Verflucht, in ihrer Nähe zu sein war doch alles, was ich wollte.

ihr Lieben, das letzte Kapitel kommt morgen oder am Montag. Seid ihr Ready ? :)

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