Kapitel 4

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Clay setzte sich zu ihm an den Tisch, während ich noch immer dort stand und ihn ebenfall anstarrte.
,,Das nenne ich mal einen guten Eindruck'' kam es von diesem Jeremy, während er es sich auf seinem Stuhl bequem machte und anfing Essen auf seinen Teller zu legen.
Ich verdrehte meine Augen und nahm ebenfalls platz.
Ich schaute zu Clay, der nachzudenken schien.
Er hatte mich noch vorher gebeten wenigstens zu versuchen einen guten Eindruck zu hinterlassen, da es ihm wichtig war - daraus wurde dann wohl nichts.
Ich lehnte mich auf meiner Hand ab, die auf dem Tisch abgestützt war und schloss für einen kurzen Moment meine Augen.
Würde der Tag überhaupt noch eine gute Wendung nehmen, oder erwartete mich weiterhin Mist?
Ich seufzte und beschloss wenigstens noch zu versuchen, den Abend zu retten.
Ich öffnete meine Augen wieder, richtete mich auf und fing an, ebenfalls Essen auf meinen Teller zu legen.
,,Tut mir leid, dass Sie als aller erstes meine nicht so tolle Seite sehen mussten'' fing ich an zu sagen und schaute zu Jeremy.
,,Du musst mich nicht mit Sie ansprechen und halb so wild. Noch ist der Abend ja jung'' entgegnete er.

Während wir aßen, unterhielten wir uns dabei, erzählten uns Sachen und hatten tatsächlich Spaß.
Jeremy legte seine Hand auf meine Schulter und schaute mich an.
,,Du bist in Ordnung'' kam es von ihm.
Ich lächelte ihm zu.
Clay schaute mich an und das glücklich.
Ich war froh, dass ich wenigstens das noch retten konnte und eine Sorge weniger hatte.
Die größte Sorge, war mein Vater.
Als dieser mir wieder in den Sinn kam, legte sich meine Stimmung etwas.
Ich versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen, da ich den Abend nicht doch noch ruinieren wollte.

Nach dem Essen verabschiedete ich mich von Jeremy, Clay brachte ihn noch zur Türe.
,,Er ist ein guter Kerl, tut mir leid'' hörte ich Jeremy zu Clay sagen.
,,Ich bin froh, dass du es endlich siehst'' entgegnete Clay fröhlich.
Ich fing schon einmal an, dass Geschirr vom Tisch zu räumen, als ich Clay's Arme um mich herum spürte und er sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub.
,,Danke'' hörte ich ihn nuscheln.
,,Wofür?'' fragte ich.
,,Das du dich doch noch zusammen gerissen hast''
Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn an.
,,Dir war dieses Essen wichtig, also war es auch mir wichtig'' sagte ich.
Er lächelte und zog mich anschließend in einen Kuss.
Als er sich wieder von mir löste, strich er sanft über mein Auge.
,,Wirst du mir noch sagen, was wirklich passiert ist?'' fragte er nun.
Ich wollte ihn nicht anlügen, also musste ich mir etwas einfallen lassen.
Ich konnte ihm unter keinen Umständen sagen, dass mein Vater nicht mehr im Gefängnis saß und uns bedrohte.
Es war nicht nur drohen, sondern hier standen unsere Leben ebenfalls auf dem Spiel.
Mein Vater würde keinen Halt machen, Clay zu seinem Vergnügen und um mich leiden zu sehen, umzubringen.
,,Ich war auf dem Weg zu Tony, weil er auf der Arbeit etwas vergessen hatte. Auf dem Rückweg sind mir ein paar Typen blöd gekommen und ja...'' sagte ich.
Er schien mich zu mustern.
,,Ich hoffe für dich, dass sie schlimmer, als du aussehen'' entgegnete er.
Er schien mir also zu glauben.
,,Klar doch'' antwortete ich mit einem Grinsen.
Ich wollte mit diesen ganzen Lügen aufhören, doch es diente zu seinem Schutz.
Er würde sonst nur versuchen mir daraus zu helfen und sich selbst wieder in Gefahr begeben und ob ich ihn ein zweites mal aus den Händen meines Vaters retten konnte, wusste ich nicht.

Wir hatten Geld noch übrig - eigentlich sogar fast alles, doch das würde ich meinem Vater niemals geben.
Dreck war das einzige, dass er von mir bekommen würde.
Ich musste mir jedoch wirklich irgendetwas einfallen lassen, da er keine Ruhe geben würde, bis er genau das eben wieder haben würde.
Ich könnte ihn einfach bei der Polizei verpetzen, doch das würde nichts bringen.
Er hatte seine Leute überall, wir wären nach wie vor in Gefahr.
Manchmal wünschte ich mir, dass sich Clay niemals in den ganzen Mist verwickelt hätte.
Er hätte weiterhin sein Leben normal führen können, ohne jegliche Gefahr und doch entschied er sich dafür - nur wegen mir.

Wir lagen gerade im Bett, es war bereits mitten in der Nacht und ich lag immer noch wach.
Clay wurde wach und sah, dass ich es auch noch war.
,,Hast du noch gar nicht geschlafen?'' fragte er müde.
Ich schüttelte meinen Kopf.
,,Ist etwas los?'' fragte er nun.
Erneut schüttelte ich meinen Kopf.
Es reichte schon, dass ich mir so einen Kopf machen musste - er musste sich nicht auch noch einen machen.
Ich legte mich auf die Seite und schaute ihn an.
Ich strich ihm seine Haare, die ihm im Gesicht hingen, nach hinten.
,,Was würdest du davon halten, wenn wir meine Mutter morgen besuchen gehen würden?'' fragte ich ihn.
Er mochte meine Mutter, Mike und Luis sehr, deshalb wusste ich, dass er sich freuen würde sie auch mal wieder zu sehen.
,,Hört sich gut an'' gähnte er und schlief kurz darauf auch schon wieder ein.

Clay war einer der unschuldigsten Menschen, der mir je begegnet war und nur wegen mir, befand er sich erneut in Schwierigkeiten.
Wie lange würde das alles überhaupt noch gut gehen?

Tell me the truth - (Tell me everything 2)Where stories live. Discover now