Kapitel 20

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George's PoV

,,Wie konntest du das tun?!'' ertönte plötzlich Clay's Stimme am anderen Ende der Leitung.
,,Du wusstest doch ganz genau, dass du nie wieder zurück kommen würdest! Also sag's mir, WIE konntest du?!'' rief er.
Mein Puls stieg in Sekunden in die Höhe.
Ich war sprachlos, ich hatte absolut keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte.
,,Es tut mir leid...'' fing ich an.
,,Es tut dir leid? DU BIST IN EINEM ANDEREN BESCHISSENEN LAND!'' schrie er nun.
Es war nicht wirklich Wut, die da heraus kam - sondern eher Schmerz.
,,Um dich zu beschü - '' fuhr ich fort, doch er unterbrach mich.
,,Beschützen? Weißt du was? Fick dich, George! Denkst du ernsthaft das dein Vater mir größere Schmerzen bereiten würde als dich zu verlieren?!'' seine Stimme klang am Anfang ziemlich laut und zum Ende hingegen ziemlich leise.
Es herrschte für mehrere Minuten Stille.
,,Komm zurück, bitte...'' fing er leise an zu flüstern.
,,Ich brauche dich...'' fuhr er fort.
Die Art, wie er das sagte, bereitete mir Herzschmerzen.
,,Ich kann nicht...'' fing ich nun an.
,,Selbst, wenn ich wollen würde, könnte ich nicht. Ich habe gegen meine Bewährungsauflagen verstoßen, Clay. Wenn ich zurück kommen würde, würden sie mich sofort einsperren...'' fuhr ich fort.
,,Es muss doch irgendetwas geben...ich kann dich nicht verlieren, bitte...'' flehte er schon fast.
Seine Stimme klang so schwach und brüchig - so hatte ich ihn noch nie gehört.
,,Und ich kann nicht zulassen, dass du wegen mir erneut in Gefahr bist und deshalb erneut um dein Leben kämpfen musst'' 
,,Wir werden uns eines Tages wiedersehen, versprochen'' war das letzte, was ich sagte, bevor ich auflegte.
,,George ni - '' hörte ich ihn davor noch rufen, doch der Anruf wurde bereits beendet.
Ich starrte mehrere Minuten lang auf mein Handy, tausend Sachen gingen mir durch den Kopf.
Wie ging es ihm wirklich?
Würde er mit dem ganzen klar kommen?
Wie würde sein Leben ohne mich nun aussehen?
Würde er jemand neues kennenlernen und mich vergessen?
Wie auch immer es sein würde, er wäre ohne mich besser dran.
Natürlich schmerzte es, sehr sogar.
Vor allem, dass ich seine Stimme noch einmal nach zwei Monaten wieder das erste mal hörte und gleichzeitig wusste, dass es vermutlich auch das letzte mal war.

,,George!'' hörte ich meinen Vater nach mir rufen.
Mein Vater tat in Spanien das, womit er Zuhause - Zuhause bei Clay - aufgehört hatte.
Er fuhr seine Kriminellen Geschäfte hier natürlich weiter und ich war gezwungen dabei zu helfen.
Ich wollte dieses Leben nie wieder führen und war froh daraus gekommen zu sein und nun befand ich mich doch wieder an Ort und Stelle.
Mein Vater war gerade wieder dabei jemanden zu foltern.
Ich stand dort und schaute dabei zu.
Früher hatte ich nie weg geschaut, doch heute?
Heute schmerzte dieser Anblick mir - vor allem, da dieser Mann unschuldig war.
Er musste leiden, weil mein gieriger Vater an sein Geld wollte.
Mein Vater schaute mich plötzlich an und kam auf mich zu.
,,Den Rest übernimmst du'' sagte er und wollte gerade aus dem Raum gehen.
Er verlangte, dass ich auf diesen Mann einprügeln würde, bis er uns all seine Daten geben würde.
Dieser Typ war ich jedoch nicht mehr, also tat ich etwas, was ich mich früher nicht einmal ansatzweise getraut hätte.
,,Nein'' rief ich und er verharrte in seiner Position.
Er drehte sich um und schaute mich mit seinem durchbohrendem Blick an.
,,Qué dijiste?''
(Was hast du gesagt?) kam es von ihm.
,,Ich sagte nein''
Er kam mit langsamen Schritten auf mich zu.
,,So habe ich meinen Sohn nicht erzogen...'' fing er an.
,,Die Erziehung hat bei dir wohl nachgelassen in der Zeit, in der du auf Turteltäubchen mit deinem kleinen Freund gemacht hast...du musst wohl wieder daran erinnert werden, wer du bist und woher du kommst'' fuhr er fort.
Er schaute mir direkt in die Augen, danach verließ er den Raum, doch davor sagte er noch etwas.
,,Wenn du deine Befehle nicht ausführst, bekommst du sie selber ab'' sagte er und schnippte einmal mit den Fingern.
Im nächsten Moment kamen seine Leute auf mich zu und fingen an auf mich einzuprügeln.
Ich versuchte mich gar nicht erst zu wehren, sondern ließ es einfach über mich ergehen.
Dieser Schmerz erinnerte mich wenigstens daran, was Clay mir beigebracht hatte - dass ich Gefühle besaß.

Am späten Abend saß ich draußen auf einem Felsen und starrte auf das Meer hinab.
Ich hatte die Schnauze voll von meinem Vater.
Was ich vor hatte, würde ziemlich riskant sein, doch ein Versuch war es Wert.
Am nächsten Morgen stellte ich mich der Spanischen Behörde und bot ihnen an dabei zu helfen meinen Vater zu schnappen.
Erst wollten sie mich selber einsperren, doch ich konnte gut mit ihnen verhandeln.
Es dauerte eine Weile, doch einen Monat später konnte mein Vater geschnappt werden und wurde im spanischen Gefängnis eingesperrt - aus dem er nie wieder heraus kommen würde.
Dadurch, dass ich geholfen hatte und erneut nicht freiwillig handelte, setzte die Spanische Behörde sich mit der Deutschen in Verbindung.
Nach langer Diskussion konnte ich endlich zurück nach hause.
Es galt jedoch immer noch meine Bewährung und die Sozialstunden, die ich dort hatte.
Die Sozialstunden, die ich durch mein verschwinden nicht leisten konnte, wurden mir extra aufgeschrieben, doch damit war ich zufrieden.
Niemand, weder meine Mutter, Tony oder Clay wussten, dass ich gerade wieder gelandet war - bei ihnen.

Ich stand gerade vor unserem Haus.
Tatsächlich hatte ich zunächst etwas Angst zu klingeln.
Das letzte mal, als ich Clay sah, lag er im Koma.
Das letzte mal, als ich mit ihm gesprochen hatte, war es ein Abschied.
Wie würde er nun reagieren?
Würde er sich freuen?
Würde er mich hassen?
Ich hatte keine Ahnung.
Ich fasste meinen Mut zusammen und klopfte an der Türe.
Zwei Minuten später wurde sie geöffnet - von ihm.
Seine Augen weiteten sich, als er mich sah.
So schnell wie er sich mir um den Hals warf, konnte ich nicht einmal reagieren.
Freudentränen liefen ihm herunter - jedoch nicht nur ihm.
Er presste seinen Körper so stark gegen mich, dass ich fast glaubte mit ihm gleich auf dem Boden zu liegen.
,,Ich habe doch gesagt, dass wir uns eines Tages wieder sehen werden'' murmelte ich in seine Halsbeuge.
,,Tu das nie wieder...du bist alles, was ich habe...alles, was ich liebe...alles, was ich in diesem verdammten Leben brauche...'' nuschelte er und schaute mich anschließend an.
Im nächsten Moment presste er seine Lippen auf meine und küsste mich, als würde die Welt gleich unter gehen.
Er schaute mir tief in die Augen.
,,Ich dachte, dass ich dich nie wieder sehen würde...'' murmelte er.
,,Das dachte ich auch, aber jetzt wirst du mich nie wieder los - versprochen'' entgegnete ich ihm und zog ihn erneut in einen Kuss, während ich Tony hinter ihm stehen sah, der mir zu lächelte.


Das Ende von der Tell me - Reihe. ^^
Ich hoffe, dass euch der zweite Teil vom Buch gefallen hat.

Die nächste Ff wird, wie manche von euch selbst auf Instagram abgestimmt haben (G1nasstuff), Humanity werden! :)

Danke an alle, die gelesen, gevotet oder kommentiert haben und an die, die mich so aktiv unterstützen! <3








Tell me the truth - (Tell me everything 2)Where stories live. Discover now