#47 - #Samielle

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Ich war so richtig sauer.

Auf ihn, auf mich, auf die ganze Welt.

Ich war so sauer.

Wieso zur Hölle waren wir nicht einfach in der Lage, darüber zu reden, und fertig?

Ja, ich wusste, dass ich im Prinzip Schuld war. Ich hatte zu ihm gesagt, ich wollte eine Woche Abstand haben, um mich auf meinen Job konzentrieren zu können. Das war auch gut so, und der Plan hatte eigentlich auch gut geklungen und hätte auch einwandfrei funktioniert – wenn nicht wieder die halbe Welt dazwischen gekommen wäre.

Wenn ich nicht gemerkt hätte, hm, es wäre doch besser gewesen, gleich darüber zu reden.

Wenn nicht rausgekommen wäre, dass da etwas zwischen uns lief (oder auch nicht) und dass die ganze Welt jetzt davon wusste.

Wenn nicht dauernd irgendwelche Missverständnisse da wären.

Wenn er nicht hier aufgetaucht wäre im Gang.

Wenn er nicht so blöd wäre und nach München geflogen wäre.

...okay, ich korrigiere mich... wenn er nicht so süß wäre und nach München geflogen wäre...

Um ehrlich zu sein, war mein Herz vorhin durchgedreht, als Niall gesagt hatte, dass er mir mal wieder hinterher geflogen war. Ich meine, das tut man doch nicht, wenn man die Person nicht liebt und zurückhaben will, oder?

In mir keimte wieder ein kleiner Funken Hoffnung auf, als ich aus der Dusche stieg und mein Gesicht in dem weichen Frotteehandtuch vergrub. Ich atmete tief durch.

Er war süß. Das konnte niemand bestreiten. Aber gleichzeitig war es schon ein wenig blöd. Und er hätte doch wenigstens etwas sagen können!

Naja, okay, streicht das. Ich hatte ihm klargemacht, er sollte mich in Ruhe lassen, also war es klar, wieso er sich bei mir nicht gemeldet und sich angekündigt hätte.

Wahrscheinlich hatten wir uns an den Flughäfen knapp verpasst. Hah.

Ich zog mich an, schminkte mich und föhnte meine Haare. Ich steckte sie zu einem riesigen Dutt zusammen und ging dann in die Küche, um mir etwas zu essen zu suchen.

Aber leider war der Kühlschrank leer. Ich hatte nichts eingekauft (wann auch?), und ich konnte die Wohnung aber nicht in diesem Zustand hinterlassen. Papa würde in ein paar Stunden irgendwann hier wieder eintrudeln und ich konnte keinen leeren Kühlschrank hinterlassen, das war wirklich nicht in Ordnung. Also musste ich jetzt wohl oder übel noch los und ein wenig einkaufen. Gut dass ich früher aufgewacht war und noch einen Zeitpuffer hatte.

~~~

Ich war beim Einkaufen ein paar Mal von Leuten angesprochen worden, die mich erkannt hatten, aber sonst war alles in Ordnung.

Frank hatte mir angeboten, mich abzuholen, und ich hatte das Angebot dankbar angenommen. Er war wirklich ein Schatz. Man musste ganz schöne Nerven haben, wenn man die Tänzer ständig durch den New Yorker Straßenverkehr chauffieren musste, aber ihm schien das wohl nichts auszumachen.

„Alles gut bei dir? Du siehst heute echt gut aus, sehr ausgeschlafen und frisch!"

„Haha, machst du Witze?", entgegnete ich brummend, aber musste doch ein wenig grinsen.

Erstaunt stellte ich eine halbe Sekunde später aber fest, dass er das Ganze ernst gemeint hatte.

„Wirklich, Sam, du siehst heute erholt aus. Erholter als die letzten Tage", erklärte er mir und sah mich nur kurz von der Seite an.

„Na, wenn du das sagst..."

„Wir müssen jetzt noch ein paar weitere Tänzer abholen", informierte er mich.

HeartdanceWhere stories live. Discover now