13th chapter

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Es ist kalt. Der Wind weht noch sehr stark und doch habe ich statt der Kälte nur noch Augen für den Himmel und seine kleinen hellen Punkte, die so aussehen, als könnten sie jeden Moment von der Dunkelheit verschluckt werden. Ich weiß nicht wie lange ich schon hier draußen sitze, mein Handy habe ich in der Jackentasche verstaut und einen Blick darauf will ich gerade nicht werfen.

Ich habe Angst dass Lando sich nicht beruhigen kann und stattdessen den Wein in unserer Ablage niedermacht. Noch nie ist er mir in so einem Zustand gegenüber gestanden. Noch nie war er so betrunken in meiner Gegenwart und deshalb weiß ich nicht, was er gerade macht. Er könnte die Wohnung auf den Kopf stellen und gleichzeitig an der Wand kauernd weinen. Alles ist gerade möglich und das ist es, was mir Angst macht. Nichts ist gerade einschätzbar. Das einzige was mir gerade ein beruhigendes Gefühl der Normalität geben kann, ist der nächtlich frische Luftzug um meinem Kopf und der Abstand zwischen mir und den Sternen. Wenigstens das hat sich nicht verändert...

Um ehrlich zu sein, habe ich Landos Gefühle und ihre Stärke unterschätzt, vielleicht sogar versucht zu ignorieren, doch jetzt bekomme ich die Quittung dafür. Hätte ich nur besser aufgepasst... Hätte ich nur-

Nein. Das werde ich nicht noch einmal denken. Geistesabwesend schüttle ich meinen Kopf und versuche so, etwas Ordnung in meiner Verwirrung zu schaffen. Ich bin nicht seine Mutter und die Helikopter Freundin will ich auch nicht sein. Und trotzdem plagt mich mein Gewissen und zerschmettert mein Selbstvertrauen zu Boden. Irgendwas hätte ich anders machen können um ihn von dieser Dummheit abzureden. Vielleicht war es die Umarmung, vielleicht war es auch meine Abfuhr, ihn bis zum Reporter - Rundgang zu begleiten. Er muss sich so verlassen gefühlt haben... Mich sticht es in der Brust und die Luft um mich herum beginnt sich zu verdünnisieren. Was ihm nur durch den Kopf gegangen ist? Ob er gedacht hat, dass nun auch ich mich nach seiner 'Niederlage', nach seinem Fiasko von ihm abwenden würde, dass ich enttäuscht von ihm sei?

Unauffällig wische ich mir die Träne von der Wange. Hier jetzt zu weinen ist so erbärmlich von mir... Aber der Gedanke, mich von Lando, von der womöglich mir wichtigsten Person entfernt zu haben. Es bringt mich innerlich um. Es zerreißt mein Herz.

Meine Augen liegen auf der vom Mond glitzernden Wasseroberfläche. Das Rauschen des Flusses beruhigt mich ein wenig und ich beginne langsam meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Die Beine habe ich an meinen Oberkörper angezogen und meine Arme umschlingen meine Knie. Ich habe womöglich einen Fehler begangen, als ich einfach so aus der Wohnung geflüchtet bin. Womöglich einen meiner größten, doch genauso verstehe ich, warum ich mich dazu entschieden habe. Landos unbedachten Worte haben mich verletzt und ich musste vor diesem Schmerz flüchten. Ich musste versuchen, selbst bei klarem Verstand zu bleiben und mich nicht mit meiner Enttäuschung mitreißen zu lassen. Und die Flucht war in dem Moment meine einzige Chance ihm zu entkommen.

Wäre ich doch nur stärker... Hätte ich doch nur die Ruhe meiner Schwester und die Weisheit meiner Mutter... Dann wäre so vieles einfacher. So viele Probleme könnten schneller gelöst und aus der Welt geschaffen werden.

Plötzlich sehe ich im Augenwinkel eine, in Schatten getauchte Person auf mich zukommen und versuche nicht allzu offensichtlich zusammen zu schrecken. Wer ist das? Mein Kinn liegt nach wie vor auf meinen Knien, doch meine Augen verfolgen angespannt die Bewegungen des Schattens. Seine Schritte sind langsam und fast sieht es so aus, als würde er einen Stein vor sich herkicken. Die Hose ist schwarz, die Hände versteckt im hellen Pullover und das gesenkte Gesicht von den Haaren verdeckt.

Bitte sei Lando. Bitte lass uns die Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen und bitte lass ihn wieder etwas nüchterner sein. Nur so könnte ich ihn auch einschätzen...

Während ich innerlich hoffe und bete, verliert meine Sicht an Schärfe und stattdessen macht sich ein tiefer Schmerz in mir breit. Erst denke ich dass es von unserem Streit kommt, doch dann spüre ich den Stich in meiner Brust und schaffe es, ihn durch beruhigende Atemzüge zu mindern. Gedankenverloren sehe ich wieder auf das Wasser. Die Person, von der ich ausgehe es sei Lando, kommt immer noch in meine Richtung und scheint nicht abweichen zu wollen, doch mein Blick kann ihr nicht mehr folgen. Was ist das nur mit mir? Was denkt sich auch mein Körper, bei jeder noch so kleinen stressigen Situation Aufstände machen und mir einen Stich versetzen zu müssen?!

Made The DecisionHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin