20th chapter - Lando

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„Weißt du was die Schwester mich vorhin gefragt hat?"

Jul liegt halb schlafend auf meiner Brust, während ich ihr sanft durch die Haare fahre und sie leicht an mich drücke. Sie ist bei mir. Jul hat es überlebt und sie jetzt in meinen Armen halten zu können ist wie eine Erlösung. Diese beklemmende Angst die mich zuvor noch schwer atmen ließ, hat sich endlich von meiner Brust gelöst und stattdessen klammert sich jetzt eine kraftlose Jul an mich. Ich kann nicht anders und gebe ihr einen liebevollen Kuss auf den Scheitel. So lange ich es noch kann, werde ich nicht zögern ihr zu zeigen wie sehr ich sie liebe.

Müde schüttelt sie mit ihrem Kopf über meinem Herzen. Ich muss schmunzeln, wenn ich an das Gespräch von vorhin denke. Wie nervös und unangenehm diese Situation für mich war. Das man aber auch sowas fragen muss... mir will der Grund einfach nicht klar werden.

„Was denn?"

Ihr leises Brabbeln an meiner Brust ist irgendwie niedlich... ich fühle mich wie der Beschützer der ich immer sein wollte, mit ihr in meinen Armen und der Gewissheit, dass es ihr bei mir besser geht als allein.

„Wann wir das letzte Mal Geschlechtsverkehr hatten."

Amüsiert beobachte ich ihre Reaktion. Auch wenn sie zwanghaft versucht keinen Muskel zu bewegen, spüre ich wie sich ihre Hände in mein Shirt krallen und ihr Atem kurz stockt. Ich versuche irgendwie mein Lachen zu unterdrücken, als sie mit völlig verschlafenem Gesicht, aber dem besten dein-Ernst Ausdruck in ihren Augen zu mir aufsieht und eine ihrer Augenbrauen hebt.

„Und was hast du darauf geantwortet?"

„Dass wir es jeden Tag machen. Frühs, mittags, abends, zweimal in vierundzwanzig Stunden ist unser Minimum."

Mit einem neckenden Schmunzeln stupse ich unsere Nasen gegeneinander. Sobald ich das mache stiehlt sich auch bei ihr ein Lächeln auf die zuvor geschockt geöffneten Lippen... kann ich sie nicht einfach küssen?

„Du bist böse," theatralisch eingeschnappt legt sie sich zurück auf meine Brust und zwickt mir in den Bauch. Ich kann dabei nur leise lachen. „Aber weißt du was das schlimmste bei dem ganzen ist?"

Neugierig warte ich auf ihre Antwort.

„Ich kann dir einfach... nicht böse sein. Egal was du machst."

Ihr Gähnen verdeutlicht nur wie müde sie eigentlich ist. Einmal tief einatmend lege ich wieder meine Hand auf ihre Haare und fahre langsam kleine Kreise auf ihrer Kopfhaut, so wie sie es sonst bei mir macht. Ihre Worte machen mich glücklich. Nicht in dem Sinne, dass ich mir jetzt einfach alles erlauben kann weil ich weiß dass Jul alles vergeben wird. Nein. Es ist eher so, dass mir gerade eine große Last von den Schultern genommen wurde. Mir ist jetzt wieder klar, dass ich nicht perfekt sein muss um gut für sie zu sein. Ich darf genau wie sie Fehler machen und wir werden es dem anderen verzeihen. Ich spüre wie ein Stein von meinem Herzen fällt.

„Danke, Jul."

„Nenn mich ab sofort hun wenn wir unter uns sind."

„Du meinst hun von ‚Honey'? Wieso?"

„Ich finde das süß und außerdem ist das komisch wenn wir uns als Paar nur mit Vornamen anreden und keine Kosenamen füreinander haben, meinst du nicht?"

Oh man... ich glaube ich bin noch nie so rot geworden wie gerade eben. Wie kann ein Mädchen nur so süß sein?! Normalerweise fand ich es immer komisch Spitznamen zu haben so wie es meine Eltern machen, aber jetzt, wo es Jul anspricht, sehe ich doch ein Fünkchen Wahrheit in ihrer Aussage.

„Alles klar...," Ich lege bewusst eine Pause ein um sie zu necken, deshalb bin ich auch nicht allzu überrascht als ich im nächsten Moment wieder in den Bauch gezwickt werde und ich Juls enttäuschtes Schnaufen höre. Lächelnd beuge ich mich so gut es geht mit meinem Mund an ihr Ohr und flüstere nur noch. „...hun."

Made The DecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt