Kapitel 9

66 6 0
                                    


"Also, nur damit ich das richtig verstehe, du hast den meistgesuchten Kerl der Unterwelt, die letzten Wochen in deinem Haus versteckt und niemand weiß davon?"

Abel stand in mitten meines Wohnzimmers, mit verschränkten Armen und sah mich auf eine Weise an, wie ein Scharfschütze durch sein Gewehr, der bereit zum Abfeuern war. Ich schluckte schwer und warf einen Blick an ihm vorbei zu Alexion, der im Küchenbogen stand und sich unwohl zu fühlen schien, da er nun entdeckt wurde. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewogen hat, seine Tarnung für einen überkochenden Topf fallen zu lassen. Vielleicht um mein Haus vor einer Explosion zu bewahren oder um das Essen selbst zu retten oder vielleicht war das auch irgendeine Art Instinkt gewesen, aber was auch immer es war, es hatte uns in immensen Schwierigkeiten gebracht. Ich war bloß dankbar, dass es Abel und nicht Hades war, der ihn entdeckt hatte.

"Ja", sagte ich schließlich, "A-Aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich habe nicht die Seiten gewechselt oder so, ich schwöre. Ich habe nur... Ich habe..." mir viel keine Möglichkeit ein, auf einer weniger erbärmlichen Art zu sagen, dass ich nicht mehr allein sein wollte. Oder dass ich eine starke Verbindung zu Alexion spürte, die sich immer weiter vertiefte. Also verstummte ich einfach, während mich Abel aufmerksam ansah. Wenn er die Atmosphäre so gut lesen konnte, wie er behauptete, würde er sicherlich verstehen, was ich ihm zu sagen versuchte. Das Letzte, was ich brauchte, war, des Verrats angeklagt zu werden. In Hades Augen stand ich bereits auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Ich wollte ihm keinen Grund dafür bieten, mich zu erledigen.

Ich hatte keine Ahnung, woher mein plötzliches Bedürfnis nach Selbsterhaltung herkam.

Vielleicht lag es daran, dass ich nun das Gefühl hatte, dass es etwas gäbe, wofür es sich zu leben lohnte.

"Okay." sagte Abel schließlich und runzelte die Stirn, als er sich schräg drehte, damit er Alexion und mich im Auge behalten konnte, da er offensichtlich den Titanen nicht im Rücken haben wollte. "Na schön, also bumst mein Bruder mit einem Titanen. Fein."

"Nein", protestierte Alexion wütend und verlegen, als er ins Wohnzimmer kam. Abel trat sofort von ihm weg, weshalb Alexion einige Meter vor ihm stehen blieb und ihm aus verengten Augen ansah. "Er erlaubt mir hier zu wohnen, im Gegenzug für meine Unterstützung im Alltag und bei seiner Arbeit. Ich koche und putze und organisiere seine Arbeit für ihn. Das war es auch schon." Abel funkelte ihn misstrauisch an, sah dann aber um Bestätigung suchend zu mir und ich nicken nur knapp.

Aus irgendeinem Grund tat Alexions sofortige Ablehnung, dass etwas zwischen uns beiden laufen könnte, weh. Natürlich konnte nichts zwischen uns sein, aber er hatte es so heftig verneint, als ob er sich tausend andere Leute vorstellen konnte, mit denen er lieber zusammen wäre. Ich schob den Gedanken beiseite und hasste mich sogleich dafür, dass ich so dachte, weil er es offensichtlich nicht so meinte. So interpretierte es bloß mein verkorkster Verstand.

"Hades wird dich umbringen, wenn er davon erfährt." sagte Abel, die Augen auf mich gerichtet.

"Ich weiß." antwortete ich leise.

"Dann werde ich Hades töten", blaffte ihn Alexion an, woraufhin Abel ihn überrascht ansah, "Charon hat nichts falsch gemacht. Wenn Hades davon erfährt, werde ich ihm sagen, dass ich Charon dazu gezwungen habe, mich zu Herbergen." Abel schnaubte, stemmte eine Hand in seine Hüfte und schob sie in eine demonstrative Pose zur Seite, die Alexions Intelligenz in Frage stellte.

"Das wird nicht funktionieren. Charon kann nicht getötet werden." antwortete er rundheraus. Ich funkelte Abel böse an, weil er ihm dies verraten hat. Alexion zuckte mit den Achseln.

"Dann tue ich so, als wüsste ich wie." antwortete er trocken. Abel sah nicht so aus, als ob er damit einverstanden wäre. Er warf Alexion und mir immer wieder solch einen misstrauischen Blick zu, sodass ich mich fragte, ob ich mit meiner Annahme, dass er davon ausging, dass ich die Seiten gewechselt haben könnte, richtig lag.

Die Fähre des Leidens [malexmale] (Übersetzung)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora