Der Orden des Phönix

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Voldemorts Frage schallt durch den Raum. Ich schweige und wage es nicht mich umzudrehen und meine Freunde anzusehen. Niemand antwortet ihm denn alle unsere Antworten lauten Nein und ein Nein ist in diesem Moment ein Todesurteil.
Voldemort runzelt die Stirn. "Habt ihr gehört was ich gesagt habe? ANTWORTET MIR! CRUCIO!"
Ich habe nicht einmal bemerkt, dass sein Zauberstab auf mich gerichtet war bis den Schmerz begann. Dieser Schmerz ist anders als die anderen Male, die ich den Fluch erlebt habe, quälender. Es war keine Frage, ob er die Worte ernst meint, ob er wollte, dass ich Schmerzen habe. Dieser Schmerz ist mit nichts zu vergleichen was ich je zuvor erlebt habe. Jede Zelle meines Körpers schreit aus Protest. Jeder Gedanke, der durch mein Gehirn hämmert, bettelt um den Tod aber mein Mund kann die Worte nicht formen um jemanden zu bitten es zu beenden, mich zu beenden, denn alles was herauskommt sind verstümmelte Schreie.
Als der Schmerz endlich aufhört sacke ich gegen meine Fesseln. "Schlammblut?", fragt Voldemort. "Du bist eine schmutzige Kreatur, keine Frage aber dein Talent bleibt nicht unbemerkt. Über deinen Blutstatus kann man hinwegsehen. Schliesst du dich mir an?" Gut, dass Voldemort mit dem Rücken zu Bellatrix steht denn sie macht ein Gesicht des Protests. Ich weigere mich auch nur einen meiner Freunde anzusehen. Ich werde sterben das wusste ich in dem Moment als Bellatrix mir den Sack über den Kopf geworfen hat.
Ich blicke zu Voldemort auf. "Ich würde lieber sterben", spucke ich.
Voldemort kichert düster auf eine Weise, die mir sagt, dass nichts lustig ist. "Lasst uns die Sache beschleunigen, ja? Will jemand von euch mitmachen?"
"Nein du Trottel! Niemand hier wird sich dir anschliessen!", brüllt James. Du Idiot sei still. Voldemort lächelt ein breites verstörendes Lächeln. "Erlaube mir dir zu zeigen was mit diesen Leuten passiert", sagt er kalt. Mein Körper wird kalt. Jetzt kommt es. Ich bin nicht bereit. "Avada Ked-!" Es gibt einen lauten Knall! und die Tür fliegt aus den Angeln. "Stupor!" "Avada Kedavra!" Es werden so viele Zaubersprüche gewirkt, dass ich den Überblick verliere.
"Lily!", höre ich James durch die Aufregung schreien. Ich schaue ihm in die Augen und sehe, dass ihm der Schrecken deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Er kämpft gegen seine Fesseln an genau wie wir anderen auch. Wir alle wissen, dass es nichts nützt, aber was können wir sonst tun? Wir können nicht einfach hier sitzen und nichts tun. Ich spüre wie sich die Hände von jemandem um mich schliessen. Ich beginne zu schreien und um mich zu schlagen. Ich sterbe nicht kampflos. "Beruhige dich Mädchen!", bellt eine raue Stimme. Ich erkenne die Stimme nicht und ich habe nicht die Absicht ihr zuzuhören. Ich schreie und kämpfe weiter was schwer ist da meine Hände und Beine gefesselt sind, aber ich tue was ich kann. Die Hand, die meine Schulter festhält, schiebt meinen Stuhl nach hinten. Der Stuhl fliegt durch die Luft und mir dreht sich vor Panik der Magen um, weil ich keine Möglichkeit habe meinen Sturz abzufangen.
Alles geschieht sehr rasch. Ich spüre wie der Stuhl unter mir zerbricht und die Seile, die mich fesseln sich lockern. Bevor ich mich befreien kann, knallt mein Kopf auf den harten Boden. Alles wird schwarz zum zweiten Mal heute Abend.

"Können wir sie nicht einfach aufwecken?", fragt eine sehr undeutliche Stimme. Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen und halte meinen Atem gleichmässig. Ich spüre etwas Weiches unter meinem Kopf und meinem Rücken und es fühlt sich an als würde jemand ganz nah bei mir schweben.
"Sie ist schon zu lange bewusstlos!", bellt die raue Stimme von vorhin. Wie zum Teufel soll ich hier wieder rauskommen, ohne mich zu bewegen? Warum haben sie mich nicht umgebracht? Werden sie mich noch weiter foltern? Mein Herz schlägt schneller bei meinem letzten Gedanken und ich habe Angst, dass sie es hören, so laut hämmert es. Nun jetzt oder nie. Ich meine ich werde doch sowieso sterben, oder? Warum die Dinge nicht beschleunigen? Warum ihnen nicht die Hölle heiss machen? Ich schiesse in die Höhe, ohne mir die Mühe zu machen meine Umgebung wahrzunehmen. Eine Hand klammert sich an meinen Unterarm und versucht mich festzuhalten. Ich drehe mich schnell um und lasse meinen Fuss auf ihren Bauch treffen.
"Umpf!" Der Mann fällt auf die Knie.
"Evans! Was zum Teufel machst du da?" Ich drehe mich um und sehe Sirius, der mich mit leuchtenden Augen anstarrt.
Ich stehe wie angewurzelt auf meinem Platz. Professor McGonagall und Professor Dumbledore starren mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ein grosser, wild aussehender Mann mit einem sehr abnormen Auge starrt mich an, eindeutig genervt. Sirius beugt sich über einen verletzten James. So ein Mist. Der Typ, den ich getreten habe, war James. Gut gemacht Lily.
"Merlin James", rufe ich und eile zu ihm. "Es tut mir so leid."
"Es ist in Ordnung", sagt er mit einer Grimasse, während er aufsteht. "Schöner Roundkick Evans."
"Jemand hätte mir sagen können, dass es eine verdammte Rettungsmission ist!", schreie ich und verschränke die Arme vor der Brust.
"Du warst ein bisschen zu sehr damit beschäftigt ohnmächtig zu sein Rotschopf", sagt Sirius und wirft mir einen Blick zu.
"Ja", stimme ich wütend zu. "Was ist mit dir?" Ich drehe mich zu dem Mann mit dem seltsamen Blick um.
Er macht einen eiligen Schritt nach vorne. "Was glaubst du mit wem du hier redest?"
"Alastor bitte", sagt Dumbledore mit beruhigender Stimme und hebt seine Hand zu einer friedlichen Geste. Der Mann mit dem seltsamen Blick und den Wutproblemen - Alastor - zieht sich zurück und wirft mir einen unfreundlichen Blick zu. Professor Dumbledore dreht sich mit einem freundlichen Lächeln zu mir um.
"Miss Evans", sagt er freundlich. "Ich entschuldige mich für die Verwirrung. Es war ein überstürzter Prozess Sie sechs da rauszuholen."
"Wo sind wir?", frage ich wohl wissend, dass ich unserem Schulleiter gegenüber ziemlich unhöflich bin. Ich schaue mich zum ersten Mal in dem Raum um. Alles sieht sehr schlicht aus - die Wände, die Möbel einfach alles. Es gibt keine Fenster, dafür aber eine kleine Treppe in der Ecke. Es sieht fast so aus als könnten hier Muggel leben.
"Das Hauptquartier des Ordens des Phönix", antwortet Professor McGonagall die zum ersten Mal spricht.
"Des was?", frage ich.
"Der Orden des Phönix", antwortet Professor Dumbledore dieses Mal. "Ein Orden den ich gegründet habe, um Voldemort aufzuhalten."
"Was erzählst du ihnen?", knurrt Alastor. "Es sind Schüler!"
"Alastor", antwortet Dumbledore ruhig. "Sie werden alle nach der Schule eingeladen und sie sind alle schon volljährig."
Sie. Wo ist der Rest meiner Freunde? "Wo sind Remus, Pete und Marlene?", frage ich und spreche meine Gedanken aus plötzlich erschrocken darüber, dass wir es vielleicht nicht alle unbeschadet herausgeschafft haben.
"Genau hier", antwortet Marlene, während sie die Treppe hinunterläuft. Sie wirft ihre Arme um mich und ruft: "Ich bin so froh, dass es dir gut geht!" Ich sehe Pete und Remus die sich langsamer als Marlene nähern aber beide lächeln mich an, obwohl ihre Augen weit weg sind. "Was habt ihr drei da oben gemacht?", frage ich.
"Professor Dumbledore lässt uns Briefe schicken", antwortet Remus diesmal.
"Briefe?", frage ich und drehe mich um, um Dumbledore einen fragenden Blick zuzuwerfen.
"Professor können wir jetzt nach Hause gehen?", fragt James der unglaublich müde klingt und sich nicht um die Briefe kümmert.
"Ich fürchte nein Mr. Potter", sagt erund mustert James durch seine Brille. "Ich schicke euch alle zurück nachHogwarts. Das sind die Briefe, die sie gerade verschickt haben, um euch allezurück nach Hogwarts zu bringen. Ich versuche mit euren Eltern Kontakt aufzunehmen,aber ich bin sicher, dass sie mir zustimmen werden, dass Hogwarts ab sofort dersicherste Ort für euch ist. Eure Sachen werden dort auf euch warten."

Eine Stunde später sitzen wir zu sechst in einem Abteil des Hogwarts-Expresses auf dem Weg zurück zum Schloss. Pete sitzt in der Ecke und starrt aus dem Fenster, ohne zu sprechen. Remus sitzt ihm gegenüber und reibt sich die Schläfen, als ob er Kopfschmerzen hätte. Marlene liegt auf der Seite neben Pete und starrt auf weit entfernte Dinge, die ich nicht sehen kann. Sirius liegt ausgestreckt auf dem Boden und sieht so schelmisch aus wie immer. Ich bleibe praktisch auf James' Schoss zusammengerollt. Er streicht mit den Fingern durch mein Haar und vergräbt ab und zu sein Gesicht darin.
"Kommt schon Leute!", ruft Sirius und setzt sich plötzlich aufrecht hin. "Wir haben den ganzen Zug für uns allein! Im Ernst! Wer hat schon die Gelegenheit so etwas zu tun? Wir könnten nackt herumlaufen, wenn wir wollten!" Es herrscht eine Weile Schweigen und Sirius wartet. Ich kann sehen, dass er will, dass wir ihm so antworten wie wir es normalerweise tun würden. Er wartet darauf, dass Remus ihm ein scharfes "Sirius nein!" entgegenhält. Oder darauf, dass James ein neckisches 'Das würde dir gefallen nicht wahr Tatze?' Oder, dass Marlene spöttisch sagt: 'Träum weiter Black!' Aber niemand sagt etwas. Wir starren uns alle gegenseitig an oder die Wände oder aus dem Fenster.
Pete hat kein einziges Wort mehr gesagt, seit wir aus diesem schrecklichen Ort herausgekommen sind. Marlene versteift sich von Zeit zu Zeit. Ich kann in ihren Augen sehen, dass sie diese Momente immer wieder durchlebt. Remus sitzt nur steif da und presst seinen Kiefer zusammen.
Als wir das erste Mal in den Zug stiegen weinte James leise. Als ich ihn fragte was los sei vergrub er sein Gesicht in meinem Haar und flüsterte: "Ich dachte er würde dich umbringen Lily." Alles in mir brannte darauf ihm zu sagen, dass es mir gut ging, dass ich okay war aber alles was ich sagen konnte war: "Ich auch." Danach umarmte er mich noch fester und weigerte sich seinen Griff zu lockern.
"Kommt schon Leute", beschwert sich Sirius als niemand etwas sagt. Das Abteil bleibt still. "Ignoriert mich nicht einfach!"
"Sirius halt die Klappe!" Marlene schiesst in die Höhe. "Wir sind traumatisiert! Das ist wörtlich zu nehmen! Wir wurden entführt, verprügelt, gefoltert und waren nur Sekunden davon entfernt ermordet zu werden! Wir haben Du-weisst-schon-wen höchstpersönlich gesehen! Entschuldige, dass wir mehr Zeit brauchen, um uns zu erholen! Nicht jeder hat Übung darin über solche Dinge hinwegzukommen! Wir haben nicht alle misshandelnde Familien!" Sirius verstummt und ein Schatten legt sich über sein Gesicht. "Das hätte ich nicht sagen sollen", flüstert Marlene und presst sich eine Hand auf den Mund ihre Augen sind vor Entsetzen geweitet.
Er weigert sich mich anzuschauen, während er aufsteht. "Fick dich Marlene", spuckt er so leise durch die Zähne, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft und schlendert durch die Abteiltüren.
"Sirius! Warte! Es tut mir leid!", schreit Marlene springt auf und greift nach der Luft, wo er noch vor wenigen Augenblicken stand.
"Nein", sagt James schlicht und befreit sich von mir. "Ich habe es verstanden." Ich kann die Wut in seiner Stimme hören, die sich gegen Marlene richtet. Marlene beginnt zu weinen setzt sich wieder hin und stützt den Kopf in die Hände. Remus steht auf setzt sich neben sie und schaut besorgt durch die Glastür. Er sagt nichts, sondern klopft ihr mitfühlend auf den Rücken. "Ich bin ein furchtbarer Mensch", weint sie. Ich habe keine Antwort für sie denn Marlene ist keineswegs ein schrecklicher Mensch aber was sie gerade gesagt hat war nach jeder Definition des Wortes - schrecklich.
"Nein", sagt Remus beschwichtigend. "Du bist nur ein Mensch, der durch die Hölle gegangen ist und eine gute Entschuldigung dafür hat ein wenig gereizt zu sein."
"Er wird mich hassen", murmelt sie in ihre Hände.
"Nein wird er nicht", widerspricht Remus schnell, aber er wirft mir einen unsicheren Blick zu.

Ephemeral | A Lily & James Story (deutsche Übersetzung)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora