Schauder

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"Okay", sagt James, steht auf, hebt die Arme über den Kopf und streckt sich. "Ich gehe jetzt ins Bett." Er küsst mich auf den Kopf, bevor er sich wieder aufrichtet. "Für einen Freitagabend ist es noch etwas früh James", sagt Marlene verwundert und zieht eine Augenbraue hoch. James zuckt mit den Schultern. "Wir hatten diese Woche so viel Arbeit, weil alle Lehrer wegen der UTZ ausgeflippt sind." "Da kann ich dir nicht widersprechen", sagt Marlene und wendet sich wieder ihrem Roman zu. James seufzt erleichtert und wirft mir einen Blick zu. "Sei vorsichtig" forme ich mit meinen Lippen. Er grinst mich an und rollt mit den Augen. Schnell geht er die Treppe hinauf zu seinen Freunden, die bald unter seinem Umhang und auf dem Gelände verschwinden werden.
Heute Nacht ist Vollmond. Jetzt weiss ich die Wahrheit, sodass ich in diesen Nächten nie gut schlafe. Ich mache mir Sorgen, dass diese dummen Jungs sich selbst verletzen oder dass Remus jemanden verletzt und immense Schuldgefühle für etwas bekommt das er nicht kontrollieren kann.
"Alle Jungs sind heute früh zu Bett", sagt Marlene die viel zu aufmerksam ist. Ich zucke mit den Schultern, als ob ich es nicht bemerkt hätte. Peter, Sirius und James sind getrennt ins Bett gegangen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Remus "lernt" in der Bibliothek. Ich wippe ungeduldig mit dem Fuss und tue so als würde ich mein Buch lesen, wobei mein Blick nervös auf die Uhr an der Wand hängt bis Marlene schliesslich vorschlägt, dass wir ins Bett gehen.
"Oh warte", sagt sie und hält inne. "Ich muss ganz schnell zu Sirius."
"Warum?", frage ich etwas zu schnell und trete vor sie hin. Sie dreht mir ihren Kopf zu. "Ich muss ihn etwas fragen?" Ihre Aussage wird zu einer Frage offensichtlich verwirrt von meinem Tonfall.
"Kann das nicht bis zum Morgen warten? Sie schlafen wahrscheinlich schon", sage ich und versuche meine Stimme ruhig zu halten.
"Oh bitte", sagt sie grinsend. "Sirius Black geht an einem Freitagabend nicht so früh ins Bett."
Sie drängt sich an mir vorbei und geht die Treppe zum Jungenschlafsaal hinauf. "Marlene! Warte!", rufe ich ihr hinterher. Ich weiss, dass der Raum leer sein wird. Was zur Hölle soll ich tun? Meine Aufgabe ist einfach. Keiner darf merken, dass sie weg sind. Nun, Lily, du hast es vermasselt.
Marlene stürmt durch die Tür. "Siri-!" Sie bricht ab als sie sieht, dass alle Betten leer und perfekt gemacht sind.
"Was weisst du?" Sie dreht sich zu mir um und zeigt mit dem Finger auf mich.
"Nichts!" Ich bestehe darauf meine Hände in Kapitulation zu erheben und meine Augen weit aufzureissen, um hoffentlich Unschuld zu zeigen.
Marlene wirft mir einen Blick zu, bevor sie zum Fenster geht. Sie blickt zum Himmel und starrt auf den vollen hellen Mond. "Weisst du was ich denke?"
"Hm?", sage ich mein Mund ist zu trocken, um richtige Worte zu bilden.
"Ich glaube Remus sieht um den Vollmond herum immer krank aus", flüstert sie.
"Seine Familie hat einfach viele gesundheitliche Probleme", sage ich die Lüge fest und glatt, nachdem ich sie schon mehrmals geübt habe. Ich spüre die Schuldgefühle in meinem Bauch kribbeln, aber ich ignoriere sie. Das muss ich auch. Sie wirft mir einen Blick zu. "Aber wo sind die anderen Idioten?", fragt sie, ohne wirklich nach einer Antwort zu fragen. Ich starre auf den Boden. "Nun", sagt sie. "Ich werde es herausfinden." Sie schlendert an mir vorbei und zur Tür hinaus. "Was? Warum eigentlich? Können wir nicht einfach ins Bett gehen Mar?", frage ich und renne hinter ihr her, um sie einzuholen.
"Nö" sagt sie mit Nachdruck und schlendert weiter.

Ich folge ihr aus dem Porträtloch und weiss nicht was ich tun soll. Was soll ich tun? Was zum Teufel soll ich tun? Die Jungs haben mir nicht gesagt was ich in dieser Situation tun soll. Ich muss sie beschützen, aber es ist Remus' Geheimnis nicht meins.
"Marlene ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", sage ich und suche nach irgendeiner Ausrede.
"Warum nicht?"
"Nun", sage ich zögernd. "Wenn Remus das ist, wofür du ihn hältst, ist es dann wirklich die beste Idee bei Vollmond nach draussen zu gehen?"
"Ich will es beweisen", sagt sie hartnäckig. Das kommt mir viel zu bekannt vor. "Ich bin sicher Dumbledore weiss es und er ist ein brillanter Zauberer, also bin ich sicher, dass Vorkehrungen getroffen wurden."
"Warum sprichst du nicht einfach morgen mit ihm?", bitte ich.
"Die anderen drei", sagt sie ungeduldig und ignoriert mein Drängen. "Moony, ich verstehe, dass er ein Werwolf ist, aber warum haben die anderen drei diese seltsamen Spitznamen?" Viel zu aufmerksam Mar.
Während wir gehen, beobachtet sie die Gänge und hält Ausschau nach Lehrern. Wir erreichen den Haupteingang des Schlosses und sie öffnet vorsichtig die Tür zur kühlen Aprilluft.
"Marlene! Halt!", sage ich. Ich muss es ihr doch sagen, oder? Ich kann sie nicht da raus gehen lassen. Er könnte sie verletzen. Ehrlich, er würde mir nie verzeihen, wenn ich es hätte verhindern können. Remus wird es verstehen, wenn ich es sage, oder?

Ephemeral | A Lily & James Story (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt