Hilf mir!

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»LUCY!!!«

Schlagartig öffne ich meine Augen. Mein Gesicht ist tränenüberströmt und meine Augen brennen. Ganz nah über mir ist Bens gesicht, welches er besorgt verzieht.

»Was ist passiert kleine?«

»Ich... Ich kann nicht drüber reden..« Die Umgebung wird verschwommen und die Tränen laufen über meine Wangen.

»Doch, das kannst du. Ich kann einfach nicht mit ansehen, wie du weinst... Ich will dir helfen. Zusammen finden wir eine Lösung.«

Ich muss es ihm sagen. So kann das nicht weitergehen... Ich denke, ich kann ihm vertrauen.

Ben setzt sich zu mir auf´s Bett. 

»Also... Was ist los, Kleine?« Er legt seinen Arm um meine Schulter und ich schmiege meinen Kopf fest an seine Brust.

Mein Herz pocht in einem schnellen, unruhigen Rhythmus, mir steckt ein Kloß im Hals und mein Magen krampft sich zusammen. Ich habe Angst. Ich kann das nicht. 

Mir entfährt ein leises Wimmern, als die Tränen noch schneller und gnadenloser fließen. Ben strahlt eine überwältigende Ruhe aus, die mich ein wenig runterkommen lässt. 

Zitternd ziehe ich den Ärmel meines linken Arms hoch.

Wie kann ich ihm das bloß anvertrauen? Ich kenne ihn doch kaum...

Mit seinen Fingern fährt er zärtlich an der Innenseite meines Unterarms entlang. Mehrere blassrosa Striche zieren den Bereich um mein Handgelenk. 

»Oh Kleine. Ich bin immer für dich da. Danke, dass du mir das gesagt hast. Du kannst mir wirklich alles anvertrauen, denk daran... Wieso hast du das gemacht?«

»Hmmm... Ist kompliziert«

»Bitte, Lucy, du musst es mir sagen. So kann es nicht weitergehen. Ich mach mir riesen Sorgen um dich...«

»Alles fängt mit meinem Stiefvater an.« Ben hört mir aufmerksam zu und unterbricht mich nicht. Er ist einfach da.

»Ich hab nicht viele Erinnerungen an ihn. Aber an eine Situation kann ich mich noch genau erinnern. Als ich etwa 3 Jahre alt war, hat er unsere Wohnzimmertür eingetreten, während ich dahinter saß. Meine Mutter hat mich gerade noch gerettet. Ich vermute, dass er mich umbringen wollte aber... ach keine Ahnung. Wie ich vor Kurzem erst erfahren habe, war Thomas, mein Stiefvater auch Alkoholiker und hatte viele aggressive Ausbrüche. Er wollte mal sein Haus und auch unseres anzünden. Danach kam er in die geschlossene Psychatrie. Er wurde auf Medikamente gesetzt und durfte die Station nicht verlassen. Wir haben ihn auch einmal besucht, da war ich ca 5 oder 6 Jahre alt. Ich hatte panische Angst vor ihm und der ganzen Situation, doch nicht einmal meine Mutter nahm das ernst. Danach habe ich ihn dann nur noch auf der Beerdigung seiner Eltern gesehen.« Jetzt höre ich auch ein leises Wimmern von ihm. Ich sehe nicht hoch, da ich es nicht ertragen würde, ihn weinen zu sehen.

»Das ist ja schrecklich! Ich kann garnicht fassen, dass du sowas mitmachen musstest...« Ben fährt mir durch die Haare.

»Aber es gibt auch noch andere Gründe...«

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Ich will keineswegs das Ritzen oder allgemein die Selbstverletzung als gut heißen. Es ist keine Lösung und wer es macht sollte sich dringend an eine Hilfestelle wenden. Dort kann man euch helfen. Bleibt stark

Dunkelbunt | Casper fanfiction <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt