Panik

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Die Tür öffnet sich und Caro umarmt mich stürmisch. Dann betrachtet sie mich etwas genauer.

„Was ist denn mit dir passiert? Du wirst gesucht. Bist du verletzt?" fragte sie mich nun sichtlich besorgt.

„Ähhh, alles gut. Können wir rein? Ist dein Vater da?" erkundige ich mich sicherheitshalber vorher, denn auf das Krankenhaus konnte ich grade verzichten.

„Der ist noch arbeiten. Soll ich ihn anrufen?" kommt nun von ihr, als sie meine Schürfungen sieht.

„Ne, passt schon. Hab grad nicht so Lust auf viele Menschen. Tut auch gar nicht weh."

Ich zucke zusammen, die Tür fällt hinter uns ins Schloss. Dabei fange ich mir auch einen äußerst kritischen Blick von Caro ein, doch sie kennt mich gut genug um zu wissen, dass ich ihr bei gegebener Zeit alles erzählen würde. Deshalb setzten wir uns erst in ihr Zimmer und ich berichtete ihr von meinem Urlaub.

Etwas Zeit vergeht und ich kann mich langsam entspannen. Das merkt Caro auch und steuert nun langsam auf das von mir hinausgezögerte Thema hin.

Ich lasse mich darauf ein und beginne zu erzählen.

Tränen überwältigen mich und es fällt mir schwer, das erlebte in Worte zu fassen, da ich immer wieder kurze Fashbacks habe, die mich an die Situation vor ein paar Stunden erinnern. Doch ich schaffe es meine Erlebnisse bis zum Ende zu schildern.

Danach fühle ich mich etwas befreit, aber die nun aufkommende Müdigkeit überwältigt mich.

Caro bemerkt das und zieht mich mit in ihr Bett. Sie beruhigt mich und so verebbt auch mein vorerst letzter Heulkrampf.

Ich schließe meine Augen und schlafe augenblicklich ein.

Irgendwann werde ich von jemandem berührt. Ich mache augenblicklich meine Augen auf und zucke zur Seite.

Ich falle unsanft auf den Boden und komme erst jetzt wieder richtig zu Sinnen.

„Alles gut bei dir? Du hast um dich geschlagen und total geheult."

„Ja passt schon" antworte ich eine Spur zu gelassen. Und merke schnell das Caro mich sowieso durchschaut hat.

„Ich hatte einen Alptraum" beichte ich.

Sie nickte nur und verstand.

„Kann ich bei dir duschen gehen? Ich will noch nicht nach Hause."

„Ja klar, bleib so lang du willst."

Ich gehe ins Bad und entledige mich meiner mittlerweile ziemlich zerfetzten Kleidung. Mein Oberteil ist fast nass. Ich muss wohl sehr lebhaft geträumt haben und mich gruselt es bei dem Gedanken jemals wieder alleine zu schlafen.

Ich betrachte mich im Spiegel und schaue mir die Überbleibsel von gestern an. Kratzer und Schrammen zieren meinen Körper, ebenso ein paar Hämatome. Die Schmerzen sind grade noch so erträglich, weshalb ich mich dazu entscheide es Caro erstmal nicht zu erzählen. Denn, wenn ich Caro nach einer Tablette frage macht sie sich Sorgen oder holt sogar Phil.

Nach einer ausgiebigen Dusche fühle ich mich etwas besser, doch die Schmerzen nehmen weiter zu. Mittlerweile brummt auch mein Kopf, mit dem ich auf den Boden aufgeschlagen bin.

„Alles okay bei dir? Papa kommt gleich" fragt Caro durch die Tür hindurch.

„Ja, ich komme gleich."

Ich beeile mich und sitze ein paar Minuten später wieder in Caro's Zimmer. Ich habe einen Pullover und eine bequeme Hose von ihr bekommen, damit Phil keinen Verdacht schöpft. Aber auch meine Freundin muss nicht unbedingt wissen, dass ich gerade ziemliche Schmerzen habe und mein Kopf gleich platzt.

'Warum habe ich so Angst vor Phil? Er ist wie mein zweiter Vater für mich, weil  Papa oft auf Geschäftsreise ist. Weil er ein Mann ist? Oder ist es die Angst vor dem Krankenhaus, in das ich höchstwahrscheinlich müsste?'.

Ich bin zwar kein Fan vom Krankenhaus aber Angst habe ich davor eigentlich nicht. Ich weiß selbst nicht so genau, warum ich gerade so eine große Abneigung dem Ort gegenüber empfinde. Wahrscheinlich ist es die Angst zu erfahren, wie es dem Unfallopfer geht und die vielen Menschen dort.

„Wann willst du denn nach Hause? Du musst auf jedenfall Marco Bescheid geben, dass es dir gut geht, zumindest einigermaßen." schiebt sie noch hinterher und lässt mich damit aus meinen Gedanken wieder aufschrecken.

„Mir wäre es lieber, du redest auch mit Phil."

Bevor ich antworten kann, muss ich mir erst kurz sortieren.

'Sie hat dich nur angesprochen, Nora. Du bist doch sonst nicht so schreckhaft. Und eigentlich hat sie recht mit Phil'.

„Äh ja, mal gucken, mir geht's doch ganz gut." versuche ich sie mit wenig Erfolg abzuwimmeln, doch ihr Blick verriet mir, dass sie nicht mehr lange dich halten würde.

„Nora, glaubst du, ich bin blind? Ich sehe doch das du Schmerzen hast!"

„Hm"

Ich habe Angst vor dem was sie jetzt tun wird, obwohl klar ist was passiert. Sobald Phil kommt, wird er eingeweiht.

So langsam bekomme ich Panik.

„Papa hat geschrieben, dass er in 10 Minuten da ist."

„Hm, muss mal auf Toilette" antworte ich knapp und versuche meine Unruhe zu verbergen.

Ich schließe die Tür ab und setze mich an die gegenüberliegende Wand.

Die Panik steigt und ich fange an schneller zu atmen.

Mein Puls rast, meine Finger fangen an zu kribbeln, ich hyperventiliere.

Ich kann meine Panik nicht mehr kontrollieren, mein Körper gehorcht mir nicht mehr und ein Flashback rast auf mich zu.

„Bin wieder da!" ertönt nun eine männliche Stimme.

Soo, nach etwas Zeit wieder ein Kapitel. Wie gefällt euch die Story bis jetzt?

Flug ins Unglück (Asds)Where stories live. Discover now