Verschiedene Meinungen

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Wütend starrte ich auf Elijah. "Wir sind noch nicht weit geflogen. Also können wir auch nicht so weit von dem Flugplatz entfernt sein. Lass sie liegen und wir gehen nach Hause", knurrte ich und musterte die bewusstlose Samira, die immer noch reglos in Elijahs Armen lag.

"Bist du verrückt? Sie wird verbluten wenn wir sie hier alleine lassen!", gab er zurück."Mit ihr werden sie uns jagen. Ich weiß nicht was sie angestellt hab aber wenn diese Leute sogar auf uns schießen, dann muss es wohl nichts harmloses sein!", platzte ich aufgeregt heraus. "Und genau deswegen will ich sie beschützen und wissen was mit ihr ist. Vielleicht können wir ihr helfen", meinte Elijah. "Ohne mich", sagte ich und verschränkte die Arme. Es wehte mittlerweile ein sanfter Wind und blies meine Haare in mein Gesicht. Genervt strich ich mir meine dunklen Strähnen aus den Augen und versuchte, Elijah so eindringlich wie möglich in die Augen zu sehen. "Dann schau wie du nach Hause kommst", entgegnete er, während er Samira auf den Boden bettete und sie von oben herab streng musterte. Ich wusste das er ebenfalls skeptisch war. Ich musste nur die passenden Argumente haben und schon würde ich sie los sein. "Ich werde deine Mineralien mitnehmen", bestimmte ich. Er zuckte mit den Schultern als wäre ihm dieses überaus wertvolle Material völlig egal. "Und dein Auto", fügte ich hinzu und verzog meine Lippen zu einem fiesen Lächeln. Das musste reichen. Sein Auto müsste für Elijah überaus wichtig sein.  Er musterte mich eindringlich, machte aber keine Anzeichen überzeugt zu sein. "Komm schon sie ist nur ein Mädchen das uns Ärger macht", schnaubte ich ungeduldig. Sie war mir egal. Ich kannte sie nicht. "Dich kannte ich auch nicht, und ich habe dich trotzdem mitgenommen", entgegnete Elijah ruhig. Autsch. Guter Konter. 1:0 für Elijah. Ich versuchte mich zu beherrschen doch die Ungeduld kämpfte sich immer weiter nach vorn, gemischt mit Wut und einer unerklärbaren Eifersucht. "Vielleicht war das ja der Fehler!", schrie ich ihn an. Elijah schien keineswegs berührt zu sein, oder gekränkt, er behielt weiter den audrucklosen Blick als wäre ihm alles egal. "Ja, vielleicht", murmelte er. Das gab mir den Rest. Ich stieß einen wütenden, unterdrückten Schrei aus und stampfte wie ein Kleinkind auf den feuchten Boden auf. Ich schwitzte und mein Gehirn ließ mich nicht mehr klar denken.  Ohne mich umzudrehen stapfte ich in die Richtung, aus der wir gekommen war. Die vielen in den Weg hängenden Äste der riesigen Bäumen führten mich in die Irre. War der Weg wirklich so lang gewesen? Ich flüsterte leise zur beruhigung die Strophen eines alten Volkslieds, dass mich immer wieder beruhigte. Während ich die reimenden Wörter der ersten Strophen sang, hatte ich die überaus begabte Stimme meiner Mutter im Kopf, der zarte klang, mit dem sie das Lied dem Volk vorsang. Dem Dorf. Was wohl den Notstand und die Sirenen ausgelöst hatte? Nicht jeder hatte einen Bunker unter dem Haus, und plötzlich wurde es mir ganz mulmig zumute, als ich an all meine Freunde und Bekannte dachte die in einer inprovisierten Hütte lebten.  Ich versuchte mich auf den Text des ruhigen Liedes zu konzentrieren.

Hoch am Himmel, stets bei dir, wacht auf jeden, Mensch und Tier, lass dich sinken, träume weiter, lass dir von den Engeln winken. Ob Dorf oder Stadt, ob klein oder groß, jeder kann träumen, schlafend im feuchten Moos.





Before my lifeWhere stories live. Discover now