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Brooke

„Die Reinigungskraft kommt montags und donnerstags und besitzt als einzige Außenstehende das Zugangsrecht. Die Lobby ist rund um die Uhr bewacht, es gibt Überwachungskameras im Hausflur und die Haustür verfügt über ein Sicherheitsschloss sowie einen Fingerabdruckscanner. Ein Techniker der Hausverwaltung wird in ungefähr einer Stunde eintreffen und dafür sorgen, dass du ebenfalls Zutritt bekommst."

Nach meiner Panikattacke vor einigen Stunden und einem erneuten Gespräch mit dem Police-Department hatte John, wie er es selbst nannte, die Nase voll von dem Mist und brachte mich hier her. In die alte Wohnung seiner Schwester. Auch wenn man es vermuten würde, glich dieser Ort Ford Knox. Niemand, der nicht hier sein durfte, bekam auch nur ansatzweise einen Fuß hier hinein.

Vor einigen Monaten, als Thalia noch hier lebte, war es mir gar nicht bewusst. Vermutlich bekam ich es aber nicht mit, weil ich meine Besuche hier stets im Vorfeld angekündigt hatte.

John ging davon aus, dass ich hier sicherer wäre als in meiner Wohnung und nach dem Gespräch mit den Officern hatte ich diesen scheinbar nötig. Von Ben fehlte erneut jede Spur und es machte mir eine unheimliche Angst.

„Und Thalia hat damit keine Probleme?" Ich sah mich in der Wohnung um, welche noch immer so wirkte, als wäre sie bewohnt. „Was, wenn sie und Matthew hier herkommen?"

„Das wird nicht passieren. Matthew wird sie davon abhalten hierher zu kommen. Thalia weiß nicht, was passiert ist und das wird sich bis zur Geburt der Zwillinge nicht ändern."

Scheinbar hatte die Familie alles dafür getan, sie zu schützen. Ebenso wie sie es für mich taten. „Es tut mir leid, dass ich euch allen Probleme bereite."

„Der Einzige, der Probleme macht, ist Ben. Dich trifft keine Schuld an dem, was passiert ist und lass dir nie das Gegenteil von jemandem einreden." John war sauer. Nicht weil ich hier war, sondern weil niemand etwas gegen Ben unternehmen konnte. Seine Wut auf das Police-Department haben die Officer, welche mit dem Fall betraut waren, lautstark zu hören bekommen.

Ich konnte nicht verhindern, dass stumme Tränen über meine Wange liefen. Diese ganze Situation war einfach zu viel für mich.

„Weine nicht", versuchte er mich zu beruhigen. „Alles wird gut."

„Ich kann nichts dafür", flüsterte ich und wischte mir die Tränen weg.

John trat einen Schritt auf mich zu und platzierte seine Hand auf meinem Scheitel. „Ich werde vermutlich nie schlau aus euch Frauen. Immer müsst ihr weinen", flüsterte auch er. „Dabei ertrage ich diesen Anblick nicht."

„Ich weiß. Ich weiß. Du findest mich hässlich." Und ich konnte nicht verhindern, dass ich über meine eigene Aussage lachen musste.

„Das habe ich so nie gesagt. Im Grunde bist du schon recht hübsch anzusehen." Hatte er mir tatsächlich ein Kompliment gemacht? „Aber als du dir damals deine Haare rot gefärbt hast, war es schon recht grenzwertig. Das ist nicht deine Farbe."

Natürlich musste er wieder einen dummen Spruch abgeben. Ich wusste ja selber, dass ich mir damals keinen Gefallen damit getan hatte, mir die Haare zu färben. Ich wollte es einfach mal ausprobieren und nach dem Desaster wollte ich es auch nie wieder machen.

„Du bist perfekt. So wie du bist."

Ich spürte, wie ich rot wurde und konnte mit seinem Kompliment nicht umgehen. „Jetzt übertreibst du es." Ich griff nach meiner Tasche und ging mit dieser ins Schlafzimmer, damit ich mich etwas einrichten konnte.

Die Schränke waren, bis auf einige wenige Dinge, leer und somit hatte ich genug Platz für meine Sachen.

„Thalias restliche Sachen werden noch abgeholt." John stand hinter mir in der Tür. „Mein Dad verstaut sie dann in ihrem alten Zimmer. Ich habe ihm vorhin geschrieben und die Situation erklärt. Er wird ebenfalls noch herkommen, um mit dir zu reden."

Die nächste Stunde verbrachten wir damit, dass John die persönlichen Dinge von Thalia in Taschen verstaute und ich die leeren Regale mit meinen Dingen füllte. Wie lange ich hierbleiben würde und wann ich zurück in meine Wohnung gehen würde, war noch nicht abzusehen und ich hatte zu viel Angst davor zu fragen. Wir sprachen nicht miteinander, aber ich genoss seine Anwesenheit. Es gab mir ein gewisses Maß an Sicherheit.

Wir unterbrachen unser Tun erst, als es klingelte und der Techniker vor der Tür stand. Natürlich ging man auch in dieser Hinsicht auf Nummer sicher und John wurde fünf Minuten vor dessen Eintreffen darüber informiert, dass er gleich ankommen würde. Die ganze Prozedur ging schnell vonstatten. Mit einem Gerät, welches mein technisches Verständnis um Welten überstieg, nahm er meine Fingerabdrücke und speicherte diese ein. Am Ende wurde noch ein Test mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand gemacht und die Haustür öffnete sich.

In der Zeit, in der ich mit dem Techniker beschäftigt war, füllte John einen Bogen aus, welcher an den Sicherheitsdienst weitergeleitet wurde. Vor einigen Wochen hätte es mich noch gewundert, dass er mit meinen persönlichen Daten vertraut war, aber inzwischen wunderte mich bei ihm nichts mehr.

Kaum hatte der Techniker sich verabschiedet, trafen auch schon Norman und Josephine ein. Ich war erstaunt darüber, sie hier zu sehen, aber vermutlich hatte Norman sie in die Situation eingeweiht.

„Mein liebes Mädchen." Jo stürmte an John vorbei und schloss mich fest in ihre Arme. „Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es dir gut geht."

Ihre Umarmung tat mir so unendlich gut und nur allzu gerne schloss ich meine Arme um sie. „Danke, dass du da bist."

Jo löste sich von mir und nahm mein Gesicht in ihre Hände. „Es tut mir leid, was mit dir passiert ist. Aber ich versichere dir, dass wir alles daran setzen, diesen Mistkerl hinter Schloss und Riegel zu bekommen."

„Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl." Nun kam auch Norman auf mich zu. „Du kannst so lange bleiben wie du möchtest."

„Danke", richtete ich mich an ihn und Jo nahm mich noch einmal in ihre Arme. Irgendwie machte mich ihre Art traurig. Meine Mutter war nie so herzlich zu mir und wenn, dann hatte ich es vergessen.

„Ich bin auch noch da", meldete sich nun John, der noch immer im Flur an der offenen Tür stand. Vermutlich war Jo direkt an ihm vorbeigestürmt.

Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er genervt die Tür schloss und zu uns ins Wohnzimmer kam.

„Ach ja. Hallo Liebling." Jo ließ nun vollends von mir ab und ging auf ihren Sohn zu, dem sie zur Begrüßung in die Wange kniff. „Ich hoffe, du benimmst dich und kümmerst dich gut um Brooke."

Jo und John unterhielten sich daraufhin darüber, dass sie es doch bitte vermeiden sollte, ihm ins Gesicht zu kneifen. Das führte aber dazu, dass sie ihm eine Predigt darüber hielt, was ihr als Mutter zustand und wie sehr er sie doch bei seiner Geburt gequält hätte.

„Nimm die beiden nicht zu ernst. Es ist meistens so zwischen ihnen." Norman, der zwei Tüten in seiner Hand hielt, steuerte die Küche an, in welche ich ihm folgte. „John meinte, dass wir etwas zu essen mitbringen sollten, da es hier nichts außer ein paar Konserven gäbe."

Ich half Norman dabei, die Einkäufe zu verstauen und staunte nicht schlecht, als ich eine riesige Packung Erdbeereis in meiner Hand hielt.

„Sollte ich fragen, woher er weiß, dass du eine Vorliebe für Eiscreme hast?", fragte Norman und mein Kopf war mindestens so rot wie eine Tomate. „Er bestand regelrecht darauf, dass wir dir welche kaufen sollen."

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt