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Ein Zusammenstoß, der verändert

Es war ein ganz normaler Tag für Ace. Sie trug ihre normale Kleidung, die aus dünnen Leinenstoffen und etwas dickerem Leder bestand und sich in Grün- und Brauntönen hielt. Natürlich trug sie eine Hose, da diese ihrer Meinung nach viel praktischer war, und dazu eine leichte Jacke. Während sie durch die belebten Straßen der kleinen Stadt Fànna lief und den harten Pflastersteinboden unter den Sohlen ihrer Lederstiefel spürte, sog sie genüsslich den Geruch von frischen Brötchen und exotisch duftenden Gewürzen ein. Hier und da mischten sich etwas chemische und medizinische Düfte hinzu, oder, wenn man es gerade schlecht erwischte, eine Böe des warmen Sommerwindes, die die Landluft in die Stadt hereintrug. Die Mittagssonne schien warm in Ace' Gesicht und ließ sie blinzeln. Sie beleuchtete die orange- oder sandfarbenen Häuser am Rand der Straße und die Menschen, die noch vor dem Mittagessen ihre Arbeit vollenden wollten und somit fleißig schufteten. Ace beobachtete neugierig die Schuster, Schreiner und Korbflechter bei ihrer Arbeit und blieb an einem Stand mit kleinen, fein geschnitzten Holzfigürchen stehen. Sie war fasziniert von der detaillierten Arbeit, konnte aber nichts kaufen da sie momentan kaum Geld bei sich trug. Ihr Vater erlaubte es ihr nicht, allzu viele Münzen bei sich zu tragen, da die Diebe in dieser Stadt den braven Händlern organisiert das Geld vor der Nase davonstahlen. Ace hatte schon von dieser Diebesgilde gehört, sich aber nicht weiter damit beschäftigt. Als einziges Kind eines bekannten Händlerpaares konnte sie es sich nicht leisten, sich mit 'dem unteren Stand' zu beschäftigen. Ja, ihr Vater war ein gut verdienender, ehrgeiziger Händler hier im Lande. Er verkaufte Waffen und schmiedete sie selbst nach, wenn die Käufer viel davon erwarteten. Ihre Mutter unterstützte ihn bei seinem Werk, nähte und schneiderte selbst aber viel lieber und nutzte auch dies als Geldquelle. Ace' Vater war oft außer Haus, da er manchmal die wertvolle Ware selbst von A nach B brachte. Ihre Mutter war voll und ganz in ihrem Element wenn sie anstatt ihres Vaters den Handel aufnahm um das Geschäft voranzutreiben. Natürlich entsprang diesem Geschäft auch viel Geld, sodass sich die Familie ein großes Haus, einen Stall, Angestellte und natürlich vieles mehr leisten konnte. Trotzdem ging auch viel Geld an die Regierung, die die Steuern fast schon täglich erhöhte. Der Adlige namens Agisto, der die Stadt Fànna regierte, war ein hirnloser Schuft der das Geld lieber für große Orgien verprasste. Das Volk mochte ihn nicht, doch es wurde im Zaum gehalten von den Wachen der Stadt. Die Gesetze waren streng und jeder fürchtete den kalten, feuchten Kerker, grausame Folter und die Todesstrafe. Die rechte Hand Agistos stellte ein schleimiger, skrupelloser Verräter dar, der den Adeligen mit hinterhältigen Listen das tun ließ, was er wollte. Trotz des ganzen Mists in der Regierung ließ es sich in dieser Stadt doch recht angenehm leben. Das Wetter versprach gute Ernten, ein Fluss floss durch die Stadt hindurch, der noch nie ausgetrocknet war, und außerhalb der Stadtmauer befanden sich nur ewig wirkende Felder und kleine, frische Seen. Also, vergaß man die Ungerechtigkeit der Adeligen war das hier ein ganz nettes Plätzchen. Jedenfalls noch...

Ace' Magen knurrte. Es war Mittag und ihre Mutter hatte sie zu einem Handwerker geschickt um etwas abzuholen. Ace vermutete, dass es sich um ein kleines Nähkästchen handelte, dessen Verschluss vor einigen Tagen kaputt gegangen war. Sie kannte sich in der Stadt einigermaßen gut aus, nahm einige Abkürzungen durch Parks und über Mauern und erreichte letztendlich die Gasse, in der der Laden des Handwerkers lag. In die enge Gasse fiel kaum Licht, sodass es hier angenehm kühl war. Mit sicherem Schritt trat das junge Mädchen in die Werkstatt ein, die neben dem Laden lag, und sah sich fragend um. Sofort kam ein ungefähr 40-jähriger Mann mit braunen Haaren und Halbglatze auf sie zu - vermutlich der Handwerker, der sie bereits erwartet hatte. "Ah, Fräulein D'Oro. Kommt, ich zeige Euch das reparierte Produkt", murmelte er in einer heiteren Tonlage und lief flink in den hinteren Teil der dunklen Werkstatt. Mit bedachten Schritten folgte Ace ihm und bekam wie erwartet das feine Nähkästchen ihrer Mutter in die Hand gedrückt. "Wie neu", verkündete der Mann fröhlich und schob Ace wieder in Richtung Ausgang. "Eure Mutter hat bereits bezahlt, richtet ihr freundliche Grüße aus, ja?" Ace konnte nur noch nicken, dann verschwand der Handwerker wieder und wandte sich seiner Arbeit zu. Seufzend klemmte sich das Mädchen 'die Ware' unter den Arm und lief zurück auf die Straße. Inzwischen hatte sie wirklich Hunger und schlug den Weg zum Marktplatz ein, um sich dort etwas Essen zu kaufen. Immerhin, so viel Geld hatte sie.

The Whisper of FortuneNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ