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Es braucht seine Zeit, bis Wunden heilen

Ace erwachte. Das erste, das sie vernahm, war das harmonische Zwitschern der Vögel. Es versprach wieder ein schöner Sommertag zu werden. Zuerst blieb sie liegen und ließ sich das Gestrige noch einmal durch den Kopf gehen. War es richtig gewesen, diesem Assassinen das Leben zu retten? Okay, bisher wusste sie noch sogut wie nichts über ihn bis darauf, dass er Ezio hieß. Also wer sagte, dass er sich nicht einfach einen Spaß erlaubt hatte und sich angezogen hatte wie einer von ihnen? Gut, wenn es so war war es ein wirklich schlechter Scherz gewesen... Als ihre Mutter dann irgendwann von unten rief, dass das Essen fertig sei, stand sie seufzend auf und lief nach unten. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie noch ihre Kleidung von gestern trug. Sie war wohl zu müde gewesen um noch daran zu denken es auszuziehen. Sobald sie die Treppe nach unten ins Erdgeschoss hinablief kam ihr der Duft von frischem Brot und fruchtiger Marmelade entgegen. Marmelade, mhmmm. Mit unsicherem Blick zur Tür ihres 'Patienten' lief sie daran vorbei und kam ins Esszimmer, das eine Art Durchgabe zur Küche hin besaß. Einige Bedienstete wuselten hier und dort umher um Essen aufzutischen. Ihre Mutter saß bereits am Tisch, strich sich gerade ein Brötchen und sah Ace mit leuchtenden Augen entgegen. "Setz dich, Kleines", flötete sie fröhlich und legte das Messer zur Seite, mit dem sie die Marmelade auf ihr Brot gestrichen hatte. Ace ging dieser Anweisung nur allzu gern nach und nahm gegenüber ihrer Mutter Platz. "Wie geht es dir?", begann ihre Mutter ein Gespräch und biss in ihr Brötchen. Ace selbst nahm sich auch eines dieser leckeren Gebäckstücke und griff nach der Schüssel mit der Marmelade. "Ganz gut. Wann kommt Vater zurück?" Die blonde Frau atmete hörbar ein, was fast klang wie ein tonloses Seufzen. "Noch nicht allzu bald, habe ich mitbekommen. Es gab Schwierigkeiten in Tertia. Mehr weiß ich auch nicht..." Ace bemerkte den besorgten Blick ihrer Mutter. "Mach dir keine Sorgen, er ist schon immer zurückgekehrt", erwiderte sie mit aufmunternder Stimme und begann damit, sich ein Brötchen zu streichen. Es gab nur selten so ein leckeres Frühstück. Normalerweise bestand es nur aus Joghurt oder einem Brot mit Käse oder Wurst. "Ich weiß, aber er hat noch nie so lang gebraucht... Und in der Hauptstadt soll es von Kriminellen nur so wimmeln" Die Stimme ihrer Mutter zitterte leicht nervös. Sie hielt das angebissene Brot in einer Hand, mit der anderen wickelte sie sich eine ihrer blonden Locken um den Zeigefinger. Alles Gesten die zeigten, dass sie unter Anspannung stand. Doch Ace wusste, dass ihre Mutter so etwas gewohnt war. Eine Weile frühstückten sie schweigend weiter, dann erhob die momentane Herrin des Hauses abermals ihre Stimme. "Und, wie geht es deinem Patienten?" Mit ihren freundlichen, rehbraunen Augen musterte sie ihre Tochter und steckte sich das letzte Stück Brot in den Mund. Ace sah sie erst fragend an und öffnete anschließend überrascht den Mund. "Oh... ähm...", stammelte sie und schlang den Rest ihres Brotes herunter. Sie musste nach ihm sehen! Jetzt beim Essen erinnerte sie sich daran, dass sie Ezio ja noch nichts zu essen oder zu trinken angeboten hatte! Wie unhöflich... Sie biss sich unruhig auf die Unterlippe und sprintete zum Gästezimmer. Als sie die Tür aufriss atmete sie erleichtert aus. Er schlief noch. Das hieß er starb noch nicht an Durst und Hunger. Sie blieb nach Luft schnappend im Türrahmen stehen und lehnte sich leicht dagegen, bis sie wieder zu Atem kam. Eigentlich wollte sie ja noch etwas Essen und Trinken holen - aber irgendwie sah er so friedlich aus wenn er schlief. Die Gesichtszüge waren weich und entspannt, das braune Haar fiel ihm widerspenstig ins Gesicht und sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Erst jetzt im Licht der Morgensonne erkannte Ace, dass er eine Kette trug. Sie bestand aus einem Lederband und schwarzen sowie weißen Perlen. Und wenn sie schon einmal dabei war - der Verband musste auch gewechselt werden. Hoffentlich hielt er dieses Mal auch die Augen geschlossen, sonst würde sie direkt aussehen wie eine überreife Tomate. Über sich selbst den Kopf schüttelnd wandte Ace ihren Blick ab und lief zurück ins Esszimmer, in dem immer noch ihre Mutter saß und sie amüsiert lächelnd ansah. Ace verzog etwas das Gesicht. "Ist was?", wollte sie wissen und lief zur Durchgabe, um eine Bedienstete auf ihre Anliegen anzusprechen. Nachdem sie eine freundliche, braunhaarige Magd darum gebeten hatte, ein Tablett mit etwas Frühstück zu bereiten, drehte sich Ace wieder zu ihrer Mutter. "Er gefällt dir, nicht wahr?" Sie lachte unterdrückt. Ace riss empört die Augen auf. "Mutter! Was redest du da?! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass..." Ace verzog demonstrativ das Gesicht. Nein, das wirklich nicht. Er sah zugegeben gut aus... Aber sie war noch nie ein Fan von vorschnellen Entschlüssen oder 'menschlicher Schwächen', wie Ace Gefühle nannte, gewesen. Ihre Mutter kicherte nur leise während Ace missmutig das Tablett entgegennahm und in den Flur verschwand. Von der eigenen Mutter so etwas zu hören... tss. Wie konnte sie nur annehmen, dass sie ihn mochte?! Sie hatte sich weder auffällig oft bei ihm aufgehalten noch anderweitig so verhalten, dass man daraus etwas Derartiges schließen konnte. Vollkommen in Gedanken versunken lief sie ins Gästezimmer und stellte das Tablett auf einem Tisch am Fußende des Bettes ab. Dabei bemerkte sie nicht, dass Ezio bereits wach war und ihr mit dem Blick folgte, seit sie das Zimmer betreten hatte. Als sie sich nun in die Richtung ihres Patienten drehte und erkannte, dass er sie ansah, erstarrte sie. Ihr Herz pochte erschrocken wie bei einem aufgeschreckten Tier und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. "Verdammt, erschreckt mich nicht so, Herr Auditore!", rief sie anklagend und stemmte die Hände in die Hüfte. Ihr Patient hob lächelnd eine Augenbraue. "Herr Auditore? Ihr dürft mich gern bei meinem Vornamen nennen, Signorina. Ist das Essen für mich?" Ezio lächelte gleichzeitig charmant sowie frech. Ace verdrehte die Augen und nickte. "Ja, das ist es. Aber Ihr solltet euch schonen, Herr Auditore" Sie betonte die letzten Worte noch und deutete auf den roten Fleck, der sich etwas weiter links auf dem Verband zeigte. Ezio seufzte demonstrativ. "Das ist doch nur ein Kratzer..." Ace beobachtete ihn dabei, wie er versuchte, sich aufzusetzen. Als er dabei schmerzlich das Gesicht verzog und sich langsam wieder zurück auf's Bett sinken ließ lachte Ace etwas und verschränkte die Arme. "Nur ein Kratzer? Dann möchte ich Euch aber nicht sehen wenn Ihr eine richtige Wunde habt", meinte sie spöttisch und grinste mit einem neckischen Blick. Ihr Patient verzog erst leicht das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen, und lächelte dann wieder frech. "Ihr habt eine interessante Art, eure Patienten zu behandeln", erwiderte er nur und nahm einen erneuten Anlauf, sich aufzurichten. Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut kam er wirklich aufrecht zum Sitzen und blickte abwartend auf das Tablett. Wieder verdrehte Ace geräuschlos die Augen und drückte Ezio das Tablett in die Hände, damit er anfangen konnte zu essen. Während er schweigend aß ohne einen Blick auf Ace zu werfen, beobachtete sie ihn an eine Wand gelehnt dabei. Die Sonne schien wie schon am gestrigen Tage sommerlich und ließ die Pflanzen und Blüten des Gartens leuchten, die nicht im Schatten des Hauses lagen. Sobald er fertig war sah er Ace wieder an. Die bewegte sich erst nicht und dann erst sehr langsam auf ihn zu. Während sie das Tablett wieder nahm sah sie ihn so an, dass man sehen konnte, dass sie keine Widerrede duldete. "Und der Verband muss noch gewechselt werden." Ace trat möglichst ohne zu zittern oder zu stolpern aus dem Raum und brachte das Tablett zurück zur Küche. Ihre Mutter hatte sich bereits wieder ihrer Arbeit gewidmet sodass sie nicht mehr von ihr angegrinst wurde. Nach einem kurzen Abstecher ins Bad ging sie zurück ins Gästezimmer und hielt Ezio Verband und Wundsalbe unter die Nase. "Das kann der große Junge doch sicher selber machen", murmelte sie nur und grinste spöttisch. Woher dieser Anflug von andauerndem Spott kam wusste sie nicht. Vielleicht strahlte ihr Patient einfach eine gewisse Art... hm, Spott eben, ab. Ezio murmelte etwas Unverständliches das wie Italienisch klang und nahm Salbe sowie Verband. Wenigstens musste Ace dann nicht bei jeder Berührung zurückzucken. Das erleichterte die Sache ungemein. Mit wenigen sicheren Handgriffen nahm der junge Mann den Verband ab, trug vorsichtig Salbe auf die heilende Haut auf und band sich einen neuen Verband um den Bauch. Ace war verblüfft. Wer war so geübt darin, sich Verbände anzulegen? Sie bekam die Reste der Salbe und des Verbandes wieder zurück. "Weißt du, wo mein Oberteil ist?", hakte Ezio schmunzelnd nach und kratzte sich kurz gespielt verlegen im Nacken. Ace sah ihn kurz stirnrunzelnd an und ließ ihren Blick dann durch den Raum wandern. Stimmt, es war nicht da. "Ich... brauche nur einen Moment", murmelte sie hastig und verschwand aus dem Zimmer. Während sie im Bad nach dem gewünschten Kleidungsstück suchte biss Ezio die Zähne zusammen und setzte sich auf die Bettkante. Noch blieb sein Verband rein und weiß, wie es sein sollte. Kurze Zeit später trat Ace wieder in den Raum ein und hielt ein frisch gewaschenes Oberteil in der Hand. Kein Blut war mehr zu sehen. Bemerkenswert. Genauso wie die Tatsache, dass irgendjemand einfach so das Oberteil genommen und gewaschen hatte. Ace' Patient nahm ihr sofort das weiß-rote Kleidungsstück aus den Händen und zog es sich über, wodurch der Verband natürlich überdeckt wurde. Und der Grund, wieso sie in seiner Gegenwart immer rot wurde, auch. Ace verschränkte die Arme. "Ich sagte: Ihr braucht Ruhe!", mahnte sie ihn mit bösem Blick und deutete strikt auf das Bett. Ezio seufzte kurz und stand mit einem kurzen Gesichtsverziehen auf. "Ich wäre dafür, dass wir uns duzen", erwähnte er wie beiläufig und lief an der verärgerten Ace vorbei zur Tür. Die sah ihm sofort finster nach. "Und kannst du mir sagen, wo der Herr des Hauses ist?" Ezio stützte sich, indem er links und rechts nach dem Türrahmen griff und sich dort festhielt. Er drehte seinen Kopf mit fragendem Blick zu Ace. "Der ist außer Haus. Sagte ich das nicht bereits?" Ezio schüttelte charmant lächelnd den Kopf. "Ich fürchte nein, bella mio" Ace war sich aber sicher, dass sie es bereits gesagt hatte... Dann trat Ezio auf den Flur. Noch im selben Moment bemerkte er, dass das keine gute Idee gewesen war. Durch den Blutverlust war er noch nicht ganz bei seinen vollen Kräften sodass ihm kurz schwarz vor Augen wurde und er taumelte. Gerade noch so konnte er sich an der gegenüberliegenden Wand abstützen. Ace verkniff sich ein fieses Lachen. Sie hatte es doch gesagt! Während Ezio erstmal tief ein- und ausatmete stand Ace amüsiert grinsend daneben. Er sollte wieder ins Bett gehen! Hier draußen würde er sich nur selbst schaden! Gerade als ihr Patient einige sicherer wirkende Schritte machte klopfte es heftig und eindringlich an der Tür, sodass Ace befürchtete, sie würde gleich aus den Angeln springen. "Moment!", rief sie laut und schob Ezio, der sich kaum zu wehren schien, wieder in sein Zimmer. "Du - bleibst - hier!", befahl sie und sah ihm mit warnendem Blick in die Augen. Dann nahm sie ihre Hände von seinen Schultern, an denen sie ihn reingeschoben hatte, und lief zur Tür um diese zu öffnen. Mit einem leisen Quietschen schwang die Holztür einen Spalt breit auf. Nur so weit, dass Ace sehen konnte, wer dahinter stand. Sie erkannte einige Stadtwachen die mit grimmigen Gesichtern vor der Tür standen und warteten. Als ihr Hauptmann erkannte, dass sie aus der Tür heraussah, begann er zu reden. "Miss D'Oro? Wir haben die Information erhalten dass Ihr den Mann in Eurem Haus versteckt, der gestern einige der Wachen getötet hat. Lasst uns ins Haus oder wir verschaffen uns gewaltsam Eintritt!" Ace keuchte erschrocken auf. Na, toll. Jetzt hieß es schon sie versteckte ihn! "Ich pflege ihn nur gesund, ich verstecke ihn nicht", erwiderte sie finster und öffnete die Tür etwas weiter um sich an den Rahmen zu lehnen. "Dann lasst Ihr uns doch sicher eintreten, nicht wahr?" Der Hauptmann lächelte grimmig wobei Ace innerlich mit sich kämpfte. Wollte sie ihnen wirklich den Assassinen überlassen? Gut, sie wusste immer noch nicht ob er einer war... Aber tief in ihrem Inneren sagte ihr etwas, dass es nur im Sinne der Gerechtigkeit stand, wenn er die Stadt von den korrupten Stadtwachen befreite. Und dieses Etwas tief in ihrem Inneren schrie immer lauter, dass sie die Wachen nicht hereinlassen sollte. Nur die Vernunft hielt sie noch davon ab, die Tür zu schließen. Hatte sie nicht gerade eben gesagt, sie würde ihn nicht verstecken? Mist... "Nun?", fragte der Hauptmann ungeduldig und legte nebenbei eine Hand auf den Griff seines Schwertes, was Ace nicht unbemerkt blieb. Sie wurde misstrauisch, öffnete aber trotzdem die Tür. "Was wollt Ihr von ihm? Fasst Euch kurz, er ist noch nicht ganz bei Kräften", wollte sie wissen und durchbohrte ihr Gegenüber mit einem eisigen Blick. "Oh, das wird kaum einen Unterschied machen. Für seine Taten wird er sowieso bald hängen", antwortete der Mann gleichgültig und schob Ace grob beiseite. Mit einem vernichtenden Blick sah sie den drei Männern nach, die in den Flur liefen und in jedes Zimmer sahen an dem sie vorbeikamen. Letztendlich betraten sie das richtige. Ace schloss missmutig die Tür und folgte ihnen. Im Nachhinein hätte sie die Stadtwachen lieber fortgeschickt. Die drei standen nun am Bett in dem ihr Patient lag und musterten ihn schweigend. Er schien zu schlafen - zumindest hatte er die Augen geschlossen und atmete gleichmäßig. Ace stand hinter den dreien und wartete nur schweigend ab. "Na, los. Weckt ihn!", befahl der Hauptmann, der in der Mitte stand. Gerade dachte Ace, er hätte sie angesprochen, als sich die zwei anderen Wachmänner in Bewegung setzten und erstmal zu ihren Waffen griffen. Noch bevor die Hand des rechten Mannes den Knauf seines Schwertes erreichte bohrte sich eine schmale Klinge durch seinen Hals. Blut spritzte, Ace atmete erschrocken auf und trat einige Schritte zurück bis sie die Wand an ihrem Rücken spürte. Ezio saß nun aufrecht auf dem Bett und zog die Klinge heraus, sodass der Wachmann leblos und blutend zu Boden fiel. Die Klinge, die er benutzt hatte, war unten an seinem Unterarm befestigt. Nur wenige Sekundenbruchteile später schnitt er dem Hauptmann damit ins Bein sodass dieser aufschrie und einknickte. Während er nach dem Griff seines Schwertes tastete stand Ezio plötzlich auf dem Bett, sprang auf den dritten zu, der verunsichert zurückwich, und fuhr am anderen Arm eine weitere dieser Klingen aus. Trotz der blutigen Situation war Ace erstaunt von diesem Mechanismus. Nur einen Wimpernschlag später hatte Ezio den Mann mit dem Schwung seines Sprungs zu Boden geworfen und ihm beide Klingen in den Kopf gerammt. Ace wandte ihren Blick ab. Mit Blut kam sie durchaus zurecht, mit solchen Szenen allerdings weniger. Als sie wieder hinsah fiel gerade der Hauptmann, der nun sein Schwert gezogen hatte, zu Boden. Ezio hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt. Mit blutigen Klingen stand er da und atmete erstmal durch während sein Blick über die toten Wachmänner zu Ace glitt. "Wir... müssen hier weg", meinte er mit gepresster Stimme, als müsse er die Zähne zusammenbeißen während er sprach. Mit einer Handbewegung waren die Klingen wieder verschwunden und Ezio griff nach einem Schwert und ein paar anderen Waffen, die daneben an der Wand lehnten. Mit wenigen, geübt aussehenden Griffen hatte er sie alle wieder angelegt und sah nun ungeduldig zu Ace, die ihn einfach nur perplex anstarrte. "Bist... seid Ihr also wirklich ein Assassine?", fragte sie mit abwesendem Blick. Ezio setzte sich mit einer fließenden Bewegung die Kapuze auf und sah Ace schief an. "Nun, ich denke das sieht man, vero?" Als sei es alltäglich lief Ezio ungerührt aus dem Raum und sah sich auf dem Flur um. Ace blieb weiterhin nachdenklich stehen und starrte mit glasigem Blick auf die toten Wachmänner im Raum. Ihr Blut sammelte sich auf dem Boden, das Holz des Parketts und der Teppich sogen sich damit voll. Angewidert die Nase rümpfend drehte Ace sich weg und schloss die Türe, nachdem sie in den Flur getreten war. Ezio kam gerade aus der Küche heraus, er hatte die anwesenden Diener aus dem Haus gescheucht und sich etwas Proviant eingepackt, welches er in ein Tuch gelegt und dieses zusammengebunden hatte. Ace folgte ihm mit einem finsteren Blick. Nach und nach wurde ihr klar, was das bedeutete. Die angesehene Familie D'Oro hatte nun ein Problem: Die Leute dachten, sie würden den Assassinen schützen. Sie würden ihm helfen. Das würde ihrem Ruf schaden oder tat es bereits schon! Ace wurde nun wirklich wütend auf diesen dreckigen Assassinen. Er hatte ihnen das alles eingebrockt! Er war Schuld! Getrieben von ihrer Wut packte sie Ezio am Kragen und schrie ihn in den Schatten seiner Kapuze hinein an: "Du verdammter Idiot! Du Dreckskerl! Wieso tust du meiner Familie das an!?" Nachdem sie geendet hatte atmete sie wutschnaubend ein und aus und funkelte ihr Gegenüber böse an. Wahrscheinlich sah es sehr komisch aus, da sie fast einen Kopf kleiner war als Ezio und somit ziemlich weit nach oben greifen musste um seinen Kragen zu erwischen. Er schwieg nach diesen Worten nur sodass Ace sich nach und nach beruhigen konnte und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Letztendlich ließ sie ihn wieder los und trat einen Schritt zurück. Trotzdem schwieg sie ebenfalls wütend und hatte auch dementsprechend einen zornigen Gesichtsausdruck. Irgendwann regte sich Ezio wieder und legte den Kopf schief. "Du siehst schön aus wenn du wütend bist", meinte er dann nur und seine Worte hörten sich an als würde er grinsen. Eigentlich sollten Ace diese Worte nur noch wütender werden lassen - aber das taten sie nicht. Sie starrte Ezio nur entgeistert an. "Was?!" Ezio lachte nun kurz leise und lief an ihr vorbei zur Haustür. "Wo ist deine Mutter? Sie muss hier weg", brach er dann wieder das darauffolgende Schweigen und legte eine Hand auf die Türklinke. Er wartete auf ihre Antwort und regte sich nicht. Trotzdem wirkte er angespannt. Ace musste erstmal ihre Gedanken ordnen. "Die ist schon bei der Arbeit. Wieso muss s..." Ezio hatte sich mit einem Mal umgedreht, sie am Arm gepackt und nach draußen gezogen, in den Schatten eines Baumes. Es war am Vormittag noch nicht allzu viel los auf den Straßen sodass sie nicht bemerkt wurden. Ezio ließ Ace wieder los und schien sie förmlich mit Blicken zu durchbohren. "Ihr seid in Gefahr, jetzt wo - nun ja, drei tote Stadtwachen in eurem Haus liegen. Ach - und entschuldige diesen festen Griff, ich stand nur etwas unter Zeitdruck", murmelte er eindringlich, sah sie nochmal nachdrücklich an und verschaffte sich dann einen Überblick über die Lage, indem er sich umsah. Ace fühlte sich immer hilfloser. Wenn wirklich Gefahr bestand mussten sie sie warnen! Ezio trat gerade wieder in die Sonne als Ace ihm nachlief. "Ezio! Wartet!" Ezio drehte seinen Kopf zu ihr bis sie neben ihm stand. "Ich dachte schon, wir würden uns duzen?", fragte er schmunzelnd nach und sah dann an einem Haus nach oben. Hier am Stadtrand standen nur große Häuser und Villen. Ace verzog das Gesicht. "Verdammt, das ist mir jetzt egal! Wie meintet Ihr... du... was auch immer!... das mit der Gefahr?" Ezio atmete lang aus und sah sie dann wieder an. "Durch deine Taten seid ihr nun genauso dem Galgen nahe wie ich. Du und deine Familie, ihr müsst hier weg. Hier erwartet euch nur noch der Tod." Seine Worte trafen Ace wohl schmerzhafter als er es erwartet hätte. Sie sah betreten zu Boden um ihre Tränen zu verbergen. "Aber wir müssten ein ganz neues Leben anfangen! Wie soll das funktionieren? Mein Vater ist in Tertia und..." Sie schluchzte unterdrückt. Scheiße, sie wollte doch nicht weinen! Nicht auf der Straße! Nicht vor diesem Typen! Ezio ließ die Schultern hängen wodurch es fast schon so aussah als hätte er Mitleid. War er nicht einer dieser skrupellosen Leute die willkürlich mordeten? Ja, und einer dieser Leute hatte nun Mitleid. Das wäre interessant gewesen, hätte Ace nicht gerade andere Sorgen gehabt. Ezio legte ihr eine Hand auf die Schulter, wobei das Mädchen kurz zusammenzuckte und dann ihre Arme schützend um ihren Oberkörper schlang, wobei sie spürte, wie dieser vor Schluchzern nur so erbebte. Ace weinte beinahe lautlos - sie weinte nicht oft. "Wir gehen jetzt erstmal deine Mutter holen und dann sehen wir weiter, okay?", fragte er sie mit sanfter Stimme nach ihrer Meinung. Ace hob den Kopf und Ezio wischte mit der Hand, an der er keinen Handschuh trug, die Tränen fort. Ace nickte nur stumm und schluckte die restlichen Tränen tapfer herunter. Sie musste das jetzt durchstehen, für ihre Eltern. Ezio lächelte erleichtert. "Lass uns gehen"

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Version 1.1 - überarbeitet: 1 mal

The Whisper of FortuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt