Caron

91 3 3
                                    

*Ellas Sicht*

,,Boah, scheiße eyy", stöhnte ich jetzt schon zum gefühlten tausendsten Mal obwohl ich mich merkwürdigerweise wie auf Wolke sieben fühlte. Das schlimme dabei, es änderte nicht meine beschissene Situation. Ich lief die Wände meines kleinen Zimmers entlang und versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war, nachdem Matt und Ramón mich entdeckt hatten. Aber ich war wie benebelt und dazu noch diese Übelkeit!! Immer wieder musste ich in die kleine Toilette einen Raum neben meinem Zimmer spucken. Das war so unappettitlicb, aber da ich merkte, dass ich so wenig Energie hatte, aß ich das Essen, dass mir irgendein Kerl reingebracht hatte.

Nachdem ich aufgewacht war aus einem hitzigen Traum, in dem es tatsächlich um Einhörner ging, befand ich mich in diesem Zimmer wieder. Es war nicht gerade groß, aber doch größer, als ich erwartet hätte. Alle Wände waren weiß und es gab ein Bett und einen Schrank mit ein paar Klamotten. Nebenan ein Bad. Wie ich aber schnell herausgefunden hatte, war ich in dem Zimmer eingesperrt. Wär auch zu schön gewesen, wenn nicht.

Da meine Klamotten verschwitzt gewesen waren, bediente ich mich vom Kleiderschrank und siehe da, es gab viele Sachen, die mit meinem Geschmack übereinstimmten, also zog ich mir erstmal eine weite, blau, weiß gestreifte Schlaghose mit einer weißen Bluse an. Danach ging ich meine Runden, bis Schlüssel im Schloss klirrten und kurz darauf betrat Ramón den Raum. Er lächelte, als er mich sah.

,,Ich hab schon immer deinen ausgefallenen Klamottenstil bewundert", sagte er mir.

,,Ich auch", lachte ich frech. Natürlich war mir klar, in was für einer Situation ich mich befand, aber ich war noch nie eine, die sich von sowas hat die Nerven strapazieren lassen und mein Verstand hing grad ein bisschen hinterher. Das war die zweite Entführung, die ich mitmachte...geil.

,,Wie gehts?", wollte Ramón wissen.

Ich antwortete prompt: ,,Den Umständen entsprechend." Kurz lachten wir. Das war einfach meine Lieblingsantwort auf solche Fragen.

Als Ramón sich beruhigt hatte, fragte er mich: ,,Ne, jetzt ernsthaft, Ella, ist die Übelkeit besser geworden?''

Resigniert zuckte ich mit den Schultern. Genau in dem Moment meldete sich mein Würgreiz und ich kotzte Ramón auf die Schuhe. Der saß auf einem Stuhl gegenüber von mir, während ich es mir auf dem Bett gemütlich gemacht hatte.

,,Boah, iih, Ellaaa!", rief Ramón, doch ich nahm das nur noch verschwommen war, da ich schon wieder in der Schwärze versank.

*Matts Sicht*

,,Er hat gar keine Ahnung!", lachte der Kerl und Matt war jetzt vollständig verwirrt.

Angelina jedoch verdrehte die Auge und wand sich zu Matt: ,,Ramón meint dich"

Scharfsinnig wie immer antwortet ich: ,,Hä? Was willst mir damit sagen?"

Sie warf mir nur noch einen Blick zu und umarmte anschließend Ramón.

,,Schwesterherz, schön, dass du wieder da bist, dieses Mal hast du dich wirklich super angestellt", begrüßte Ramón Angelina.

,,Sag, wie war es in Seattle?"

,,Scheiß Wetter halt", lachte Angelina ,,Bin froh, wieder hier bei dir zu chillen!"

Matt verstand die Welt nicht mehr.

,,Kann ich gut verstehen", witzelte der Junge namens Ramón, dann jedoch konzentrierte er sich wieder voll auf Matt.

,,Also, Chris, so heißt du übrigens eigentlich, was willst du wissen, was liegt dir auf dem Herzen? Warum verspürst du das Bedürfnis, zu mir zu kommen?", provozierte er Matt.

,,Warum nennst du mich Chris?", fragte Matt.

,,Weil, als du auf die Welt gekommen bist, du so genannt worden bist", lachte Ramón trocken. Dabei wackelten seine Rastalocken.

,,Erklär mir das!", bellte Matt und Ramón stoppte.

,,Jetzt denk mal nicht, dass du der Boss hier bist! Erzähl du mir mal lieber was von deiner Vergangenheit!", forderte Ramón ihn auf und Matt fletschte mit den Zähnen.

,,Hör auf mit dieser dummen Fragerei!", preste er schließlich hervor. ,,Ich glaube fast, du kennst die Antwort."

Ramón nickte tatsächlich zustimmend und fing an zu erzählen:  ,,Also, zuallererst sag ich dir mal, dass ich 36 bin...als du zehn warst war ich schon 28 und Caron, deine Tante hatte mit mir für so nen Kerl namens Harold gearbeitet. Deiner Familie gings eigentlich voll gut...deine Eltern hatten kein bisschen Dreck am stecken, aber deine Mutter Suzan wusste, was Caron, ihre Schwester beruflich machte. Natürlich war sie nicht stolz auf Caron, aber sie wusste auch, dass sie Caron niemals hätte umstimmen können. Gerade als du zehn geworden bist, tatsächlich an deinem Geburtstag waren Caron und ich zu Besuch da, aber nicht alleine. Auf dem Weg zu dem Haus deiner Eltern wurde sie verfolgt von einem Mann und einer Frau. Den ganzen Weg bemerkte sie nichts. Bei euch zuhause immer noch nicht. Schon als du Caron kommen sahst, bist du zu ihr gerannt und auf ihren Arm gesprungen. Man hatte fast das Gefühl, du würdest sie mehr mögen, als deine eigene Mutter, vielleicht war es sogar so. Jedenfalls als wir alle fertig mit Essen waren, fingen sie an zu schießen, Carons Verfolger", erklärte Ramón, als er Matts fragenden Blick sah ,, Ja, sie trafen als erstes deine Mutter und dann deinen Vater. Ich, du und Caron fanden schnell Deckung. Als der erste Schuss ertönte, hatte sie dich genommen und mit dir hinter eurer Kücheninsel versteckt. Nach fünf Minuten war die Schießerei vorbei und wir hörten die schweren Schritte von zwei Leuten....Caron und ich wollten uns durch die Hintertür verpissen, aber du hast dich an der Kücheninsel festgehalten und sie nicht mehr losgelassen. Deswegen bin ich alleine gegangen. Soweit ich weiß wurdet ihr beide dann von einem Mann und einer Frau weggebracht. Ach ja die beiden hießen Gomez mit Nachnamen und du kennst ja schon ihre kleine Tochter nicht??", beendete Ramón seinen Monolog mit einer Frage.

Während dem langen Text war Matt alias Chris auf den Boden gesunken. Er konnte nicht glauben, dass Ellas Eltern den Tod seiner Eltern herbeigeführt hatten.

,,Warum erinnere ich mich nicht daran?"

,,Du leidest an einer retrograden Amnesie, Chris", klärte Ramón ihn aus.

EllasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt