Kapitel 26

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Nachdem die Prinzessin weg war und Mikey auch wieder auf seinem Posten zurückgekehrt war, machte Alice sich auf den Weg zum Alchemisten um sich die bestellte Portaltinktur abzuholen.

Das Portal würden länger stehen, aber es war keine Garantie da, dass das Alter bei unter Achtzehnjährigen Ankunft noch dasselbe seien würde.

Kein großes Problem.

Noch drei Tage.

Drei Tage um sich auf die Abreise vorzubereiten.

Das Land würde die unertwarteste Krönungszeremonie aller Zeiten erleben, und noch am selben Tag würde jede der vier Ladys in jeweils eine andere Welt abreisen.

Der Orden des Phönix?

Die würden in dieser Welt bleiben, und die Berater der Königsfamilie sein.

Zuerst eine Rebellion, jetzt die treuesten Vertrauten der Royales.

Welch eine Wende.

Sie würde den Orden vermissen, doch sie hatte schon etwas mit Mikey abgesprochen, wie sie das aushalten würde.

Schon komisch, dass sie hier bis vor sieben Jahren noch nicht mal im Schlossbezirk gelebt hatte und jetzt sogar Lady der Prinzessin gewesen war.

Melina würde die erste Thronfolgerin ohne einen Mann an ihrer Seite sein.

Diese Information war streng geheim, noch nicht mal die Wachen wussten davon.

Nur der Priester, der Schneider und die Ladys wussten es.

Zwei Tage später verteilte Alice die Tränke und verabschiedete sich von den anderen Ladys.

Sie standen in weißen Roben vor der Kirche und warteten auf die Ankunft ihrer Herrin.

Die Prinzessin würde von der Leibgarde begleitet werden. Das war erleichternd.

Der Plan war, dass wenn die Krone auf ihrem Kopf war, sich die Ladys mit ihren Seelenverwandten vor ihrer Majestät verbeugten, und sich dann in die verschiedenen Welten aufmachten.

Da war jedoch ein winziges Problem.

Die Verlorenen.

Mikey wollte sie um jeden Preis mitnehmen.

Sie unbemerkt durchs Portal zu nehmen, wäre eine große Aufgabe, doch sie hatten sich am vorigen Abend schon besprochen.

Ein Sack, ja ein sogenannter Vorratssack würde das Mitfahrticket der Kinder darstellen.

Sie würden in diesen speziellen Sack hineinsteigen und somit mitreisen, dieser Sack hatte innen die Größe eines Wohnzimmers, aber von außen sah es aus wie ein stinknormaler Vorratssack.

Selbst die Prinzessin hätte so etwas nie und nimmer geduldet.

Auch wenn sie wusste, dass Mikey sich um die Verlorenen kümmerte.

Es musste einfach glatt laufen, sonst…

„Guten Morgen die Damen.“, Mikey kam gerade mir dem geflickten Kartoffelsack auf dem Rücken um die Ecke.

Hinter ihm ging eine Gestalt in einem schwarzen Kapuzenumhang.

Seline beugte sich zu der gebückten Gestalt hinunter und flüsterte dieser etwas ins Ohr.

Die Gestalt schien zu nicken.

Sie ging weiter und auch ich beugte mich zu ihr.

„Schön sie wohlauf zu sehen ihre Majestät.“, die Gestalt gab einen Laut von sich der ein Lachen zu sein schien.

Wir gingen in die Kirche.

Eines der prächtigsten Exemplare des gesamten Landes.

Die Wände und der Boden waren aus Marmor gefertigt.

Der Altar bestand aus purem Gold und unzähligen Juwelen.

Die farbigen Fenster ließen die Sonnenstrahlen auf dem Boden einen Regenbogen malen.

Die perfekte Kulisse für dieses Spektakel.

Der Bischof schloss die Türen hinter uns.

Die Prinzessin löste die schwarze Jacke von sich und stand nun im Krönungsgewand hinter der Tür.

Jeder starrte nur auf die Prinzessin, die während der Priester seine Rede beendete, zum Altar schritt.

Kaum war sie angekommen, fragte der Priester:

,,Schwört ihr, Prinzessin Melina von Fontaine dieses Land mit Ehre zu führen, seine Bewohner zu respektieren und mit deinem Leben zu schützen?“

„Ich schwöre.“, antwortete sie.

„So will ich euch nun die Macht über dieses Land und sein Volk übergeben.“, erklärte der Papst.

Das Zepter, der Reichsapfel und die Krone wurden von einem Mönch zu ihm gebracht.

Das Purpurrot des Kissens strahlte wie Blut.

Das Zepter und der Reichsapfel wurden gleichzeitig übergeben.

Die Glocken begannen zu läuten.

Unser Zeichen.

Wir gingen nach vorn.

Die Seelenverwandten gingen an den Außenwänden entlang.

Jede von uns hatte der Prinzessin eine Amtshandlung vorgeschlagen.

Das wären die ersten vier Amtshandlungen der neuen Königin.

Wir und die Jungen waren vorn angekommen.

Ich nahm mein Fläschchen aus der Tasche.

Vier Flaschen klirrten gleichzeitig auf den Boden ein.

Der Sog übertönte selbst das Läuten der Glocken und die Krone setzte sich auf das Haupt unserer geliebten Prinzessin Melina.

Wir gingen in das endlose lila des Portals und ich schloss meine Augen.

,,Es war mir eine Ehre ihnen Dienst zu leisten, eure Hoheit.”, meine letzten Worte in Fontaine.

Alice wusste, dass sie diesen Sog, auf diese Art und Weise das letzte und zugleich erste Mal spüren würde.

Sie fiel wieder.

Sie fiel in das Licht.

Mit ihr auch Mikey, mit dem Sack auf dem Rücken, in dem die Kinder steckten.

Two Worlds, One SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt