Day 2.5

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Diesmal fühlte es sich echt an. Ich erwiderte seine Umarmung und würde ihn am liebsten so schnell nicht wieder loslassen.

„Wollen wir noch weiterschauen?" Seine Stimme war leise und nah an meinem Ohr.

„Keine Lust mehr... aber wer weiß wie lange der Lockdown geht? Ich hab ein Videospiel, was ich gerne mit dir durchspielen will."

„Aber nicht mehr heute. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich müde. Vielleicht lese ich noch, aber mehr nicht."

„Keine Ahnung wovon du so müde bist..." Ich löste mich von ihm und schob ihn leicht von mir. Er wirkte nicht mal überrascht oder empört, sondern lächelte. Es war ein kleines Lächeln, aber es reichte aus, um mich zum Lächeln zu bringen.

Da Ezra sich nicht regte, stand ich auf und ging in das Schlafzimmer. Ganz ordentlich war es noch nicht, aber es war ordentlicher, als die letzten Tage und ehrlich gesagt, fühlte ich mich selbst wohler.

„Man, Cole, leg die Decken doch gleich zusammen, dann hat man immer Ordnung."

„Wie ich dich kenne, hast du es eh schon gemeacht."

„Einer muss es machen", sagte er, als er im Türrahmen erschien und mich anschaute.

„Nicht unbedingt und meistens ist so etwas nebensächlich. Warum soll ich die Decke zusammenlegen, wenn ich sie eh immer wieder unordentlich mache?"

Er lachte auf und kurz darauf hatte er auf seinen Lippen das schiefe Grinsen, was ich so mochte.

„Ez...?"

„Es ist alles wieder gut zwischen uns, hör auf darüber nachzudenken. Hast du ein Buch für mich? Das was ich angefangen hatte ist momentan gar nichts für mich."

„Auf was hast du denn Lust?", fragte ich. Das war die Bestätigung, dass Ezra etwas hatte. Irgendetwas musste er in den sechs Monaten erlebt haben, weswegen er das Buch gerade nicht verkraftet.

„Action, SC. Keine Ahnung irgendwas in die Richtung."

„Vielleicht wäre The Witcher was für dich."

„Die Serie find ich super", erwiderte Ezra und ließ sich rücklings auf mein Bett fallen, während ich an mein Regal trat und den ersten Teil hervorzog. Als ich mich umdrehte, hatte er sich nicht bewegt. Er verfolgte meine Bewegungen. Vor ihm blieb ich stehen und streckte ihm das Buch entgegen.

Dann lag ich auf ihm.

„Das klappt auch immer wieder", lachte Ezra und legte das Buch beiseite und schlang seinen Arm um mich.

„Aber das ist unfair."

„Das ist deine Ansicht", konterte er. Ezra knuffte mir in die Seite und anschließend schob er mich von sich und setzte sich auf. „Es macht einfach immer wieder Spaß dich zu ärgern, das mach ich gern."

„Ich weiß... wie im ersten Lockdown..." Es war wie im ersten Lockdown. Ezra war da und provozierte mich und ich fühlte mich wohl.

„Nichts ist mehr wie im ersten Lockdown, C. Im ersten Lockdown hatten wie uns kennengelernt und waren kurz zusammen, aber inzwischen kennen wir uns."

Obwohl er mich dabei nicht ansah, wusste ich, wie viel ihm diese Worte bedeuteten und was er erwartete. Er wollte, dass wir uns auch so verhielten.

Ich wünschte mir dasselbe, aber ich wusste auch, dass ich mich in so etwas immer sehr schwertat. Selbst bei Ezra fiel es mir schwer und oft wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte.

„Wenns dir nichts ausmacht, würde ich schon schlafen."

„Dann kannst du mich wenigstens nicht zulabern und vom Lesen abhalten."

Seine Worte kamen so plötzlich, dass ich im ersten Moment sprachlos war. Würde ich diese Seite nicht von Ezra kennen, dann würde ich vermutlich einen Streit anfangen. Stattdessen lächelte ich nur und bettete meinen Kopf auf seinen Oberkörper.

„Kann ich morgen mit Gassi gehen?"

„Ich hab Angst, dass du dir dabei etwas einfängst..."

„Cole ich hab nur Asthma... aber wenn es dir so wichtig ist, dann bleib ich hier..." Ich hörte den kleinen Funken an Enttäuschung aus seiner Stimme heraus. Statt einer Antwort mummelte ich mich unter der Decke zusammen und schloss meine Augen. 

Everything hopeless [Everything 2]Where stories live. Discover now