Der Anruf

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Ich war noch etwas genervt davon, als ich gestern das mit der Inspektion erfahren hatte. Es ist die erste Inspektion, die so kurzfristig war. Ich saß also wieder einmal über meinen Ordner und rechnete mal wieder den Vogelbestand im Revier aus.
>>In diesem Jahr sind es deutlich mehr Kohlmeisen als im letzten. Dafür sind zurzeit die Kleiber total selten. Mal sehen, was Martin dazu sagt. Ich bin zwar seit einpaar Jahren Försterin, aber hatte noch nie so einen Vogelbestand gehabt. Hoffentlich kann er....<< plötzlich unterbrach mich mein Telefon. Manchmal hätte ich gern dieses Scheiß Teil zum Mond schießen können. Aber egal. Mal sehen wer was von mir will. ,,Forsthaus Waldtahl, Berning guten Morgen?" ,,Lara... Ich bin's."
,,Grüß dich Paddy. Was gibt's?" Anhand seiner Stimme, hörte ich es klar und deutlich herraus, dass er geweint hatte, versuchte es aber zu verheimlichen.
,,Könntest du bitte so schnell wie möglich zu mir kommen? Ich muss mit dir reden. Und du bist die einzige die mir helfen kann." Also irgendwie ergibt das keinen Sinn für mich. Wieso war ich denn bitte die einzige, die ihm helfen konnte? Hat er denn kein Vertrauen, bei dem Thema, was auch immer das ist, zu seinen Geschwistern? Was war nur mit ihm denn los? ,,Moment mal Paddy.... Ich komm da jetzt nicht so ganz mit. Warum bin ich die einzige, die dir helfen kann? Was ist überhaupt passiert?" Er seufzte nur. ,,Es ist wichtig für mich. Mit keinem kann ich darüber reden, als mit dir. Wann kannst du so schnell wie möglich zu mir auf Gymnich kommen?" So wie Paddy am Telefon klingt, benötigt er so schnell wie möglich meine Hilfe. Aber was war mit ihm bitte los? Erst gestern dieser Komische Brief und jetzt dieser Anruf. ,,Ich komme jetzt gerade von hier nicht weg, Paddy. Aber wenn ich am Freitag Abend los und die Nacht durchfahre, dann bin ich am Samstag so um 10 Uhr bei dir ok? Mir ist eine Inspektion dazwischen gekommen, sonst könnte ich jetzt..... Paddy? Bist du noch dran? Paddy?!" Aufgelegt. Er wurde mir immer fremder. Was war mit ihm nur los? ,,Lara? Was ist denn mit Paddy?" Ich war erst etwas erschrocken, weil ich nicht gemerkt hatte, dass Alec vor der Tür gestanden hatte. ,,Ich weiß es nicht Alec. Zuerst dieser Brief und jetzt dieser merkwürdige Anruf. Ich mache mir Sorgen um ihn. Es muss was sehr schlimmes da oben passiert sein, sonst würde Paddy sich nicht so verhalten. Hoffentlich baut er keine Scheiße. Ich habe Angst, dass er sich was antut." Alec kam auf mich zu. ,,Am besten du legst dich jetzt hin und schläfst noch etwas, mein Schatz. Und heute Abend fährst du auf Schloss Gymnich, damit er mit dir reden kann." ,,Aber..." ,,Kein Aber! Die Inspektion übernehme ich. So und nun ab ins Bett mit dir, damit du mir während der Fahrt nicht einschläfst." Bei diesem Mann, konnte man einfach sich nicht durchsetzen. Typisch Männer oder? Naja Egal. Ich gehorchte ihm. Aber davor ließ er mich wenigstens nochmal mit Martin telefonieren, damit er mir mit der Auswertung von dem Vogelbestand helfen konnte. Sowas auf der Uni, hatten wir zwar schon dran gehabt, aber trotzdem hatte ich das irgendwie nie richtig kapiert. Ein  Wunder überhaupt, dass ich die Tests, in diesem Thema, überhaupt mit sehr guten Noten abgeschlossen hatte. Ich hatte bei dem Thema zwar aufgepasst, aber wenn Wiederholungen dran waren, bin ich immer irgendwie eingeschlafen. Bis heute wusste ich nicht wieso.

Natürlich hörte ich auf Alec, packte davor noch was zusammen und legte mich für ganze 4 Stunden hin.

Der Abschied von meiner Family war zwar schmerzhaft, da ich ihnen gesagt hatte, das ich nicht wüsste, wann ich wiederkommen würde. Sie akzeptierten es zum Glück. Alec übernahm den Haushalt und die Inspektion. Darüber hinaus hatte ich gebeten unseren Chef zu sagen, dass ich ersteinmal Urlaub von Zwei bis Drei Wochen genommen hatte. So wie ich Alec kannte, ging er bestimmt jeden Abend mit den Kindern entweder zum Italiener oder in den Ochs'n. Er hatte mir zwar gesagt, dass er eine Schwäche für die Schwester vom Kargerwirt hatte, aber er nur mich liebte. Und eifersüchtig konnte ich nicht sein. Und dass will ich auch niemals werden.

Ich habe natürlich Alec von dem Kind erzählt. Erst konnte er es nicht glauben, aber er war froh darüber. Zwar wollte er, wie ich es zu Barby am Telefon erzählt hatte, keine Kinder wollte, aber dennoch mit mir gemeinsam freute. Immerhin, war es nicht sein erstes Kind. Ich musste immer mehr darüber lachen, wie er damals reagiert hatte, als ich ihm gesagt hatte, das ich von ihm Schwanger war. Ich war bei unserem Chef, wegen einpaar Beschwerden, die der Brucks mal wieder übers Forstamt bei mir abgeladen hatte. Es ging schon wieder über die Sache mit meinem Unfall. Dieses Mal hatte er versucht mich, wegen Behinderung der Arbeit, zu verklagen. Was ihm aber sowieso nix brachte. Jedenfalls, als ich ihn auf dem Gang getroffen hatte, mussten wir uns, wie immer, ersteinmal umarmen, küssen, begrüßen und wieder Küssen. Das war eine Art Begrüßung. Als ich ihm erzählt hatte, das ich unseren Sohn Lennard erwartete, hob er mich hoch, stieß mehrere Jubelschreie aus und wirbelte mich durch die Luft. Als wir es unseren Chef gesagt hatten, freute er sich für uns. Natürlich hatten wir ihn zur Taufe des kleinen frechdachses eingeladen. Als ich dann auch letztes Jahr Drillinge bekommen hatte, musste sogar ich schlucken. Kaum waren Nell und Patricia zur Welt gekommen, klappte, während der Geburt von Johannes, Alec zusammen. Als er dann wieder wach wurde, legte die Schwester ihm Johannes auf die Brust. Seit dem sind die Beiden unzertrennlich, während Alicia und Larissa voll auf die Kelly's "abfuhren", wie Rica und Peter immer gesagt hatten, verbrachten John und Jonas die gesamte Zeit am liebsten mit Florian, Katharina, Martin, Aika, Senta, Herta und Vinzenz.

Auch wenn ich versuchte mir schöne Gedanken, während der Fahrt zu machen, machte ich mir weiterhin Sorgen um Paddy. Was war nur mit ihm los? Die Lösung bekam ich schneller als man Hakuna Matata drei mal in Spitzengeschwindigkeit aussprechen kann. Denn was ich danach sah, ließ mich erschrecken.

Life's gone onWhere stories live. Discover now