23/Extrovertierte Großmutter

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Wie so oft saß ich in der Großen Halle, am Tisch der Slytherins, und sah den anderen beim essen zu, während mein Teller wie immer leer war. Es war bereits zwei Tage her, dass ich mit Tom im Wandschrank stand... Wir hatten seit dem nicht mehr geredet. Mit Matteo hatte ich auch kein Sterbens Wörtchen gewechselt. Traurig. Aber naja. Was soll man da schon machen?
Mein Blick fiel auf die Schale Obst die sich genau vor mir befand. Ich verspürte nichts. Keine Lust darauf. Keinen Hunger. Kein Gefühl eines leeren Magens, der nach Nahrung verlangt. Rein gar nichts.
Ich schob meinen Teller ein Stück weiter von mir weg, mit einer angeekelten Miene. Ekelhaft. Wenn ich an Essen dachte konnte ich nur an das Wort ,Ekelhaft' denken. Ekelhaft. Alles ist ekelhaft.
Wie aus dem nichts schob sich Tom in mein Blickfeld. Das ist nicht ekelhaft.
Er verschränkte die Arme auf dem Tisch, atmete deutlich hörbar aus und und starrte mich mit einem zufriedenen lächeln an.
,,Hey!" ,,Hey?" Die Verwirrung stand mir sichtlich ins Gesicht geschrieben. ,,Na? Wie gehts wie stets?" ,,Mir gehts ganz gut, und dir...?" Ich hatte ihn noch nie so offen und glücklich erlebt. Er kam mir ein wenig wie eine Großmutter vor, die sich über alles und jeden freut. So...extrovertiert.
,,Oh mir gehts hervorragend!" Ich starrte ihn einfach nur irritiert an. So etwas hätte er doch nie im Leben geantwortet. War er auf Drogen? Oder hatte er sich einfach nur den Kopf gestoßen?
,,Aber ob es dir wirklich gut geht, das weiß ich nicht." Er sah mich an wie so eine triumphierende Zicke die mich gerade erfolgreich beleidigt hatte. Er presste seine Lippen zusammen und seine Augen wanderten an meinem Oberkörper auf und ab. Mit etwas lauterer Stimme, die wohl eher an unsere Mitschüler gerichtet war, fragte er nun: ,,Und? Wie geht es dir inzwischen mit deiner Magersucht?"
Meine Kinnlade klappte prompt nach unten. Das hatte er nicht wirklich gesagt, oder?
Doch. Doch das hat er...
Es wurde plötzlich mucksmäuschenstill. Jedes einzelne Gespräch verstummte. Jeder schenkte seine Aufmerksamkeit voll und ganz mir. Alle Augen schnellten in meine Richtung. Alle sahen mich an. Warteten auf eine Reaktion meinerseits. Doch es gab keine. Ich sah ihn einfach nur fassungslos an. Zu mehr war ich im Moment auch nicht imstande. Ich konnte es einfach nur nicht fassen.
Es wussten ja eigentlich eh alle aber trotzdem war es immer noch nicht sicher ob es nun stimmte, oder eben nicht. Außerdem war er, mehr oder weniger, der einzigste, der es mit Sicherheit wusste. Er hatte mich ja sozusagen fast Nackt gesehen.
Die unangenehme Stille löste sich und verwandelte sich in ein leises tuscheln.
Ich spürte wie sich in meinem linken Auge langsam eine Pfütze bildete.
,,Sag es uns doch einfach, Vi. Wie geht es dir damit?", fragte er unschuldig. Nun wurde auch das rechte überschwemmt mit Hochwasser.
Fick dich. Was ist jetzt eigentlich sein Problem? Der hat doch nich mehr alle Teller in der Komode.
Ich glaub es heißt ,,nicht mehr alle Tassen im Schrank"
Dieses hin und her zwischen Engel und Teufel ging mir gewaltig auf den Keks. Ich war gerade so extrem mental instabil, dass ich wegen diesem gestörten Kommentar von Tom losheulte. Wie ein Springbrunnen im Sommer. Ohne auch nur einen einzigen Laut von mir zu geben. Für normal war ich ja auch eher der typ, der alles leise leidend in sich hinein fraß.
Sein grinsen wurde immer breiter, während meine Tränen immer mehr wurden. Tom verdrehte die Augen, lehnte sich über den Tisch direkt vor mein Gesicht um zu flüstern: ,,Vi. Ernsthaft. Als ob dich jemals jemand freiwillig lieben würde."
Aua.
Er stand auf und verließ die Halle mit zügigen Schritten. Ich starrte auf dieselbe Stelle, an der er bis vor wenigen Sekunden noch erfreut in mein tränendes Gesicht gegrinst hatte. Wieso hatte er das getan?

,,Wenn etwas ist, dann komm zu mir." Ja klar wer es glaubt wird selig.
Sekunde. Ist dir das nicht auch aufgefallen?
Nein? Was denn?
Er hat uns noch nie „Vi" genannt...
Stimmt...immer nur Violet. Nie Vi.
Merkwürdig.
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Heyyy!
Ich habe das Kapitel schon seit einer Woche oder so fertig, war mir aber nicht so ganz sicher, ob ich es veröffentlichen kann oder nicht.
Zu dem komischen Verhalten von Tom:
Ich löse es, wenn alles nach Plan läuft, im nächsten Kapitel auf.
Ich versuche einfach mal recht schnell zu schreiben, damit ihr nicht immer so lange warten müsst:)
Byeee!

Riddles-The Toxic BrothersWhere stories live. Discover now