Kapitel 9

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"Klopf Klopf." Die Worte brachten Manuel dazu, sich brummend umzudrehen. Erst nach ein paar Momenten setzte er  sich auf und zog sich die Schlafmaske von den Augen. "Komm rein." Rief er Richtung Tür und machte das Nachttischlicht an.

Die Tür zu seinem Schlafzimmer schwang auf, er hatte sie nicht abgeschlossen, und sofort legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Manuel öffnete seinen Zopf und strich sich durch die Haare, bevor er die Decke etwas glatt strich.

Patrick kam herein, in seiner Hand hielt er eine Tasse. "Guten Morgen." Patrick lächelte ebenfalls, als er die Tasse auf dem Nachttisch abstellte und ging zum Fenster. Er machte den Rollladen hoch und stellte das Fenster schräg.

Manuel reckte sich zu der Tasse, aus der es verführerisch nach Kaffee roch und zog sie zu sich, um einen Schluck zu nehmen. Der Kaffee war großartig, er war gerade richtig heiß und schön stark. Ganz so, wie er es mochte.

Patrick schüttelte belustigt tadelnd den Kopf und kam zu ihm ans Bett getreten. Manuel schielt über den Tassenrand zu ihm hoch, während ein Lächeln sich auf seine Lippen legte. Er ließ zu, dass der Andere die Hand an seine Wange legte und löste sich, wenn auch etwas widerwillig, von seinem Lebenselexier.

"Ich hab die Zähne noch nicht geputzt." Nuschelte er und senkte die Tasse etwas mehr. Patrick grinste. "Das macht mir nichts. Wenn ich dieses Mal kotze, dann liegt es am Kaffee."

"Blödmann." Murmelte Manuel und schloss die Augen, bevor er sich in den sanften Kuss lehnte. Sein Herz klopfte etwas sehr viel schneller, er musste grinsen, bevor er sich kurz löste und nach Luft schnappte.

"Wie sieht es aus?"Wollte Patrick wissen und streckte sich mit einem Gähnen. "Komm, setz dich zu mir." Manuel schlug die Bettdecke zurück und rutschte zur Seite, damit Patrick zu ihm gekrochen kommen konnte.

"Musst du heute Arbeiten?" Wollte der Wissen, Manuel schüttelte den Kopf, bevor er ihn an die Schulter des Anderen legte, um noch einmal kurz die Augen zu schließen. "Nein, heute muss ich nicht. Wir können einfach ein bisschen chillen und die Zeit genießen."

Ihre Finger verwoben sich miteinander, Patrick drückte Manuel sanft an sich und strich ihm durch die langen Haare. "Das ist sehr schön." Während Manuel einen weiteren Schluck Kaffee nahm, drückte Patrick ihm einen Kuss auf die Wange.

"Ich hab mal ne Frage." Murmelte Manuel und atmete die frische Luft, die durch das Fenster strömte, tief ein. "Ich bin ganz Ohr." Brummte der zurück. Trotzdem atmete Manuel zuerst tief ein und aus, bevor er sich dann traute, die Frage zu stellen. "Hast du immer noch Gefühle für mich?"

Einige Momente lang war es still, dann löste Patrick sich mit einem leisen Seufzen etwas von ihm. Manuel sah ihn fest an.

"Warum fragst du?" Wollte Patrick wissen. Manuel biss sich auf die Unterlippe. "Zuerst beantwortest du meine Frage, dann ich deine." Patrick seufzte gleich noch einmal und senkte den Kopf.

"Es ist albern zu erwarten, dass ich immer noch auf dich stehe, obwohl ich dich zehn Jahre lang kaum gesehen habe. Aber... Wenn da nicht immer irgendwas gewesen wäre, dann wäre ich nicht zu dir gekommen. Und in der Zeit hier sind irgendwie schon wieder Gefühle aufgekommen."

Jetzt war es auch an Manuel, den Kopf zu senken. Er wurde rot. Patrick hatte also auch wieder Gefühle für ihn.

"Es fühlt sich irgendwie an wie früher." Sagte Manuel leise und griff wieder Patricks Hand. Er wollte noch mehr sagen, doch das Surren seines Handys ließ ihn verstummen.

Manuel löste sich von Patrick und reckte sich zu dem kleinen Gerät, um einen Blick auf das Display zu werfen. "Ist die Arbeit." Brummte er. "Da muss ich ran." Er nahm den Anruf an.

"Manu? Wo bleibst du?" Tönte ihm Klaras Stimme entgegen. Er runzelte die Stirn. "Was?" Seine Kollegin lachte. "Du hast Dienst, du hättest schon vor einer Viertelstunde da sein sollen." Sein Herz blieb kurz stehen, dann sprang er auf und hastete zu seinem Schrank. "Ich bin sofort da." Ohne eine Verabschiedung legte er auf und zog sich ein frisches Shirt hervor.

"Was ist los?" Patrick wirkte verwirrt, vielleicht sogar verunsichert. Manuel zog sich seine Jogginghose aus und die Jeans vom Vortag an. "Ich muss heute doch arbeiten und bin schon zu spät dran. Scheiße."

Er zog das Shirt aus und ein neues an. Eigentlich hätte er sich duschen müssen, aber dafür war wirklich keine Zeit mehr. "Kannst du mir die Busverbindung raussuchen? Ich muss noch schnell meine Sachen packen."

Manuel hastete aus dem Zimmer heraus in den Flur, wo sein Rucksack noch stand und zog sich die Schuhe an, während er in die Küche hüpfte.

Patrick kam zu ihm getreten, in einer Hand die Autoschlüssel. "Sag mir wohin, ich fahre dich."

"Danke!" Manuel umarmte ihn kurz stürmisch und küsste ihn auf die Wange, bevor er aus der Wohnung hastete. Patrick folgte ihm zügig.

"Wo steht dein Auto?" Wollte Manuel wissen und sprang die Treppe runter. "Vielleicht hundert Meter die Straße runter. Links entlang."

Manuel riss die Haustür auf und bog links ab. Er sah bereits den kleinen, schwarzen Smart am Straßenrand stehen, das Aufleuchten der Lichter verriet ihm, das Patrick schon aufgeschlossen hatte.

Er riss die Tür auf und setzte sich auf die Beifahrerseite, noch während Patrick einstieg und den Motor startete.

"Wo geht es lang?" Fragte der ruhig. Manuel umklammerte seinen Rucksack und biss sich auf die Unterlippe. "An der Ecke links, dann scharf rechts."

~

"Na? Wie geht es dir?" Klara lächelte, als Manuel sich neben sie setzte. "Beschissen." Sie bot ihm eine Zigarette an, die er fast angenommen hätte. "Aber zumindest bin ich halbwegs gut in der Zeit." Es war ein Wunder, dass er nach der Verspätung noch dazu gekommen war, jetzt ein paar Minuten lang eine kurze Pause zu machen.

Er legte die Beine hoch und streckte sich kurz, bevor er gierig seinen bereits kalten Kaffee herunterkippte.

"Und wie geht es dir?" Nahm er das Gespräch wieder auf. Klara schüttelte den Kopf und zog an ihrer Kippe. "Bei mir ist alles in Ordnung. Brauchst du auf deiner Station noch Hilfe? Bei mir sind zwei im Krankenhaus, ich hab also nen kleinen Puffer." Manuel musste lächeln. "Das ist lieb von dir, danke." Sonst hätte er länger arbeiten müssen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Patrick versprochen hatte, ihn nach der Arbeit wieder abzuholen, war es angenehm, nicht länger arbeiten zu müssen.

"Wen soll ich machen?" Sie drückte ihre Kippe aus und fachte sich eine Neue an. "Vielleicht die Herrschaften in der 006?" Manuel nickte und beschloss, dass er ihr etwas schuldig war. "Dankeschön." Sagte er gleich noch einmal. Sie schüttelte den Kopf. "Immer wieder gerne."

Broken Bottles ~ Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt