Night Changes

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Lange lag Julian am Abend wach. Schlafen konnte er nicht, egal wie oft er sich von rechts nach links drehte, egal wie oft er sein Kissen auf sein Gesicht schlug. Irgendwann gab er es auf und ging auf den Balkon seiner Wohnung. Auch wenn es mitten in der Nacht war, kalt war es nicht. Der einzige Vorteil der Portugal so mit sich brachte.

Portugal... Das schlimmste Wort dass er in seinem Leben gesagt hatte. Es hatte einfach alles in seinem Leben verändert. Und natürlich war es auch der Grund, warum er jetzt hier draußen stand. Er ließ sich auf einen seiner Stühle fallen, die auf dem Balkon standen und pfiff dann leise. Vielleicht hatte er Glück und Mason hat auch einen unruhigen Schlaf und würde zu ihm kommen. Doch leider Fehlanzeige. Er war alleine, alleine mit seinen Gedanken.

Irgendwann konnte er die Stille nicht mehr ertragen. Er holte sich seine Kopfhörer und machte sich Musik an. Mit der Zeit driftete er in die Vergangenheit ab und dachte an die schönen Zeiten, die er in Dortmund hatte. In seiner zweiten Heimat. Hier in Portugal hatte er zwar echt nette Kollegen, aber keine so guten Freunde wie in Dortmund und auch keinen Roman.

Roman... Wie er ihn doch vermisste. Wobei er nicht mal wusste, ob der Ältere ihn auch vermisst. Sie hatten hin und wieder mal geschrieben, aber nichts tiefgründiges. Und meistens ging es von Julian selber aus.
Seit seinem Wechsel schien es so, als sei ihre Freundschaft in Scherben zerbrochen. Ihr kurzer Smalltalk konnte diese aufgebaute Freundschaft nicht ersetzen und so... 

Auf einmal lief ein Lied, dass Julian aus seinen trostlosen Gedanken holte. 

We're only getting older, baby
And I've been thinking about it lately
Does it ever drive you crazy
Just how fast the night changes?
Everything that you've ever dreamed of
Disappearing when you wake up
But there's nothing to be afraid of
Even when the night changes
It will never change me and you

Er war verwirrt, wie kam ein so altes Lied in seine Playlist. Und doch, es gab ihm Hoffnung. Vielleicht hatte sich die Situation verändert, aber doch ihn nicht. Und vielleicht auch Roman nicht. Vielleicht konnten sie wieder Freunde werden.

Glücklicherweise stand erstmal die International Pause an und so könnte er doch mal einen Abstecher in seine alte Heimat machen. Ein paar alte Freunde besuchen und besonders Roman sehen. Schnell war schon für den nächsten Tag ein Flugticket gebucht. Mit diesem Plan im Hinterkopf konnte er nun endlich schlafen gehen.

Am nächsten Tag ging alles sehr schnell. Koffer war schnell gepackt und für Mason würde sein Kollege sorgen. Dieser hatte auch einen gut erzogenen Hund mit dem sich Mason auch gut verstand. Dann stand Julian gegen späten Nachmittag am Dortmunder Flughafen und bestellte sich ein Taxi, um zu Marco zu fahren. Auch wenn er sich im Flugzeug so viel überlegt hatte, was er Roman sagen wollte, konnte er es jetzt noch nicht.

So stand er mit einer kleinen Tasche vor Marcos Tür und klingelte. Als ihm nach 10 Minuten immer noch niemand öffnete, ging ihm auch auf, warum. Marco war mit der Nationalmannschaft unterwegs. Und Scarlett ist bestimmt bei ihren Eltern oder in der Stadt. Seufzend setzte er sich auf die Treppen und dachte lange nach.  Zu Felix könnte er noch gehen, aber wo der wohnte, hatte er keine Ahnung. Oder zu Raphael, aber der hat wahrscheinlich jetzt keine Zeit, schließlich hat er eine Familie. Der andere Julian und Manuel waren auch mit der Natio unterwegs. Zu Mats oder Marcel wollte er nicht. Schlimmstenfalls würden sie ihn ausquetschen, was er eigentlich hier machen würde. Hier in der Nähe wohnte nur noch Roman, also doch gleich zu ihm. Tief atmete Julian durch und machte sich dann auf den Weg zu dem Schweizer.

Dann stand Julian vor Romans Tür. Aber bevor er klingeln konnte, rieb er seine schwitzigen Hände an seiner Hose ab. Nochmal durch die Haare fahren, ehe er den Knopf für die Klingel anstarrte. Er wollte klingeln und gleichzeitig auch nicht. 

Plötzlich ging die Tür auf und Roman stand vor Julian.
"Wolltest du auch mal klingeln oder warten bis die Klingel sich von alleine bewegt?", fragte der Schweizer und grinste Julian an.
"Ähm...?", fragte Julian perplex und starrte Roman an.
Die Zeit nutzte Roman, um Julian kräftig zu umarmen. Leise flüsterte er: "Willkommen zurück, Kleiner. Hab dich vermisst."
"Ich dich auch, also euch alle. Deswegen wollte ich mal wieder zurück kommen", murmelte Julian schnell und versuchte sich nicht zu versprechen. Sein Geheimnis sollte ja nicht gleich raus kommen.
"Na komm, lass uns rein gehen. Hier draußen ist es ja schon ziemlich kalt", grinste Roman wieder und öffnete die Tür weiter.

Julian trat in die Wohnung ein und schaute sich um. Es hatte sich gefühlt alles verändert. Mehr Bilder sind an die Wände gekommen, die Wände waren gestrichen und die Möbel hatten sich verändert. Und doch war dieses Gefühl von Heimat wieder da. Dieses Gefühl, dass er in Portugal noch nie hatte und wahrscheinlich auch nie haben wird.
"Ich hatte einen neuen Look gebraucht", meinte Roman neben ihm. Er hatte wahrscheinlich Julians Blick gesehen. Julian nickte nur leicht und fuhr vorsichtig mit dem Finger über ein Bild.
"Das Bild ist schon uralt", schmunzelte Roman und stand hinter Julian. Vorsichtig nahm Julian es von der Wand und schaute es an.
"Es war das erste Bild, dass von uns beiden beim BVB gemacht wurde", sagte Julian.
"Da hat unsere Freundschaft begonnen", lächelte Roman, "es tut mir leid, dass ich sie so hab schleifen lassen. Das hast du echt nicht verdient. Aber ich muss musste mir über einiges klar werden."
"Und über was?", fragte Julian leise.

"Das naja", Roman begann zu stottern, "das ich dich wirklich gern habe und das ich dich wirklich sehr doll vermisse. Nicht nur beim BVB sondern auch in meinem Leben. Du warst immer mein Lichtblick und seit dem du in Portugal bist... Es läuft einfach nicht mehr."
"Hast du deswegen, naja, hier umgebaut?", fragte Julian und ließ sich aufs Sofa fallen. Es fühlte sich unbequem und falsch an.
Roman nickte: "Ja, ich konnte es nicht mehr ertragen. Es hatte mich einfach alles an dich erinnert. Und gestern, da habe ich ein Lied gehört..."
"Night Changes? Das von One Direction?", fragte Julian und überrascht nickte Roman.
"Warum?"

Leicht lächelte Julian: "Das habe ich auch gehört und deswegen bin ich ja hergekommen."
Dann stand er auf, ging zu Roman und nahm seine Hand. Nervös schaute der Schweizer zu Julian, doch dieser überwand all seinen Mut. Er beugte sich vor und küsste Roman vorsichtig.
Auch Roman erwidert den Kuss und Julian lächelte leicht.
"Ich hatte mich in dich verguckt, Roman. Deswegen, naja, bin ich nach Portugal gegangen. Aber das war ein Fehler."
"Ein Großer", hauchte Roman und küsste Julian wieder. Diese Küsse fühlten sich einfach nur perfekt an.

Ja, die Nächte würden sich immer ändern und älter werden alle. Aber die Liebe, die Julian und Roman füreinander haben, würde sich nicht mehr ändern.

Only Weiki OneshotsWhere stories live. Discover now