-Kapitel 34-

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Namjoon

Was ist passiert? Alles um mich herum ist schwarz. Ich fühle mich verloren. Verloren in einem scheinbar endlosen nichts, in welchem ich alleine stehe. Völlig orientierungslos schaue ich mich panisch um. Wie konnte ich so plötzlich hier landen? Eben stand ich doch noch im Zimmer von mir und Jin zuhause im Dorm. Wie konnte ich also verdammt nochmal so plötzlich hierher gelangen, ohne es mitzubekommen? Habe ich einen Filmriss? Wurde ich verschleppt und dieses unendliche schwarz ist eigentlich nur ein schwarz gestrichenes Zimmer, in welches ich gesperrt wurde? Aber warum sollte man mich entführen? Und noch wichtiger: Wer sollte mich bitte entführt haben? Vielleicht die Engel, die mich als Druckmittel benutzen wollen, um irgendwas von Yoongi zu verlangen? Apropos Yoongi. Was war das nach dem Konzert eigentlich? Er meinte, Min Yoon Gi wäre nur ein von ihm erfundener Name. Sollen wir ihn jetzt immer als Agust ansprechen oder was? Oh man, wenn ich könnte, würde ich ihn jetzt fragen. Da gibt es halt nur diesen einen kleinen Hacken, dass ich hier irgendwo festsitze. Wenn Yoongi hier wäre würde er wohl wissen, was er tun müsste. Nach irgendwas menschlichem fühlt sich das hier alles nämlich echt nicht an, also muss es ja etwas mit Yoongi zu tun haben. 

Ich fühle mich, als hätte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen. Mein Körper fühlt sich schwer und steif an, obwohl ich normal aufrecht stehen und auch alles bewegen kann. Auch an meinem Hals sitzt ein tiefer Schmerz, der sich bis hoch in meine Stirn zieht und dort für einen starken Stich sorgt. Alles in allem fühle ich mich einfach nur schlecht. So, als hätte ich mir drei Krankheiten auf einmal eingefangen und sie alle nehmen ihre Symptome zusammen, um sie mich komplett gleichzeitig spüren zu lassen. Am deutlich nervigsten davon ist aber definitiv, dass ich sowohl meine Arme als auch meine Beine nicht spüre. So, als wären sie gar nicht da. Trotzdem habe ich das Gefühl mich fortzubewegen, allerdings könnte dies auch nur irgendein Gefühl sein, welches dieses endlose Schwarz um mich herum auslöst. 

Wieso bin ich überhaupt alleine hier? Haben mich die anderen einfach zurückgelassen? Mich hier ausgesetzt in der Hoffnung, mich nie wieder zu sehen? Zutrauen würde ich es ihnen nicht, also sollte ich solche Gedanken wohl lieber von mir fernhalten. Andererseits verstehe ich einfach wirklich nicht, wieso ich hier völlig alleine bin. Irgendeine Antwort muss es darauf doch geben, die halbwegs logisch klingt.

Und plötzlich überkommt mich ein Gedankengang, der gar nicht mal so fernab von der Realität sein könnte. Bin ich vielleicht gestorben? Ist das hier das Ende, wo jeder Tote landet? Werde ich für immer hier bleiben und in mich selbst gekehrt sein? Hier meine Zeit mit dem stumpfen Starren ins Schwarze verbringen und die anderen nie wieder sehen? Wenn das wirklich der Fall wäre, dann habe ich wieder die gleiche Frage: Wie zum Teufel bin ich hier gelandet? Wenn ich wirklich tot bin, wieso haben die anderen mich dann nicht vor dem Tod bewahrt? Haben sie mir vielleicht sogar beim sterben zugeschaut? Hatte ich einen Unfall, der mich in diesen Zustand versetzt hat?
Werde ich jemals Antworten auf diese Fragen erhalten?
Werde ich jemals wieder irgendwas anderes als schwarz sehen?
Werde ich jemals wieder auf der Erde, falls ich diese verlassen haben sollte, sein und die anderen umarmen können?
Werde ich jemals wieder für Army auf der Bühne stehen und performen können?
Werde ich vergessen werden, wenn ich wirklich Tod bin?

Irgendwie muss ich mich selbst mal auf andere Gedanken bringen, was aber ziemlich schwer ist. Das Gefühl, mich irgendwie fortzubewegen, besteht noch immer und langsam bin ich mir immer sicherer, dass ich tatsächlich nach vorne laufe, denn noch ziemlich weit von mir entfernt scheint ein kleines Licht zu sein, welches aber immer größer wird. Dementsprechend komme entweder ich immer Näher auf das Licht zu oder andersherum kommt dieses Licht immer Näher an mich heran. Egal welcher Fall wirklich wahr ist, ich bin trotzdem froh hier etwas anderes gefunden zu haben, was nicht nur aus schwärze besteht.

Nach einigen Augenblicken vernehme ich sogar leise Geräusche, was mich nur hoffen lässt, dass ich dort bei dem Licht irgendwelche mir bekannten Leute treffe, die mir helfen werden. Doch leider falsch Gedacht, denn je näher ich den Geräuschen kam und je deutlicher ich sie hören konnte, desto mehr verflog meine Hoffnung. Das sind doch hoffentlich niemals meine Freunde, die ich dort höre.. Diese Geräusche sind grausam. Immer wieder ertönt ein schmerzerfülltes Keuchen, welches oft dicht von einem Schrei gefolgt wird. Außerdem hört man eine helle Stimme lachen. Was zum Teufel passiert dort? Wenn diese von Menschen ausgehenden Geräusche wenigstens die einzigen wären.. Aber nein, es gibt um einiges mehr. Oft ertönen klirrende Ketten, die gegen irgendwas, was wie eine Wand oder ähnliches klingt, stoßen. Außerdem hört man immer wieder zischende Geräusche in der Luft, als würde etwas peitschenartiges durch die Luft schnellen und später irgendwas treffen. Immer genau auf diese Geräusche folgen die Schreie und daraufhin auch die Lacher.

Immer Näher komme ich dem Licht und den Geräuschen, bis ich letztendlich direkt davorstehe und mein Körper sich nicht weiter bewegt. Gerade jetzt, in diesem Moment, ist das einzige, was ich will zu flüchten. Ich will das mir gebotene Spektakel nicht mit ansehen müssen. Am liebsten würde ich ihm helfen, doch ich kann nichts machen. Meine noch immer tauben Beine bewegen sich kein Stückchen mehr und zwingen mich somit, dass alles mit anzusehen. 

Wieso ist Yoongi an diese Wand gekettet? Wieso steht ein Engel direkt vor ihm und schlägt auf ihn ein? Wieso wehrt Yoongi sich nicht? Er sieht so schwach aus.. Was ist bitte alles passiert, während ich in diesem schwarz gefangen war? Wie viel Zeit ist überhaupt vergangen? Wie viel habe ich verpasst? Wieso bringt es diesem Engel so viel Freude  auf Yoongi einzuprügeln, dass er darüber lachen kann? Wo sind die anderen? Wieso helfen sie Yoongi nicht?

Bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte spürte ich bereits, wie meine Beine endgültig nachgaben und ich nach hinten fiel, bevor wieder alles für einen kurzen Augenblick schwarz wurde, ich aber auf einmal meine Augen richtig aufreißen kann und alles um mich herum so hell ist, dass ich meine Augen direkt wieder schließen muss..

Demon inside of me | Min YoongiWhere stories live. Discover now