Just to much - Thomas

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Ich bekomme einen klebrigen Ball aus Speichel und Papier an den Kopf geklatscht, ich bemühe mich nicht mal ihn aus meinen Haaren zu fischen. Ich sehe einfach weiter aus dem Fenster, den Kopf auf die Hand gestützt und ignoriere das Gelächter hinter mir, inzwischen ist mir sowieso alles egal. Die Wunden unter den Verbänden jucken, an Beiden Unterarmen, an der Hüfte und meinem Bauch. Auch die Hämatome an meinem Oberkörper tun wirklich weh im Moment. Ich ignoriere es wie jeden Tag und sehe einen Rettungswagen und einen Polizeiwagen auf den Schulhof fahren. Das ist so ziemlich das erste, was seit langer Zeit meine Aufmerksamkeit erregt. Nun höre ich auch den Lehrer vorne am Pult reden, „Ah, schaut da sind ja die Rettungssanitäter und Polizisten, die euch heute etwas über Häusliche Gewalt und erste Hilfe Beibringen wollen." Ich bin interessiert, das ist seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen. Schon geht die Tür des Klassenzimmers auf und drei Männer und eine Frau betreten den Raum. Die Beiden Polizisten stellen sich als erstes vor, „Hi Kids," WOW, ich meine wir sind alle schon 16 oder 17 hier drinnen, da kann man uns wirklich nicht mehr als Kinder sehen. „Ich bin Richter, das ist Sindera und das sind unsere Kollegen vom Rettungsdienst, Stehling und Wendt. Die Frau lächelt in die Runde, doch der Mann erregt meine Aufmerksamkeit, er kann nicht älter als 22 sein, hat fast dieselbe Haarfarbe wie ich und wirkt eher unruhig. Er hat weiche Gesichtszüge und ich lasse meinen Blick wie von selbst über seinen ganzen Körper wandern. Leider kann man unter der dicken Uniform nicht viel erkennen. Ich schimpfe mich für meine eigenen Gedanken. Unangemessen Thomas. Ich wende gespielt gelangweilt meinen Blick wieder dem Fenster zu und betrachte den Rettungswagen. Er gefällt mir. Er wirkt irgendwie beruhigend, du stirbst und das letzte was du siehst sind die blauen und roten lichter, die sich in den Fenstern spiegeln. Das letzte was du hörst sind die Sirene und das unregelmäßige piepsen des EKG. Das letzte was du fühlst ist die Vibration des fahrenden Wagens. Ich versinke tiefer in diesen tröstlichen Gedanken.
Die Polizisten sprechen schon eine Weile über häusliche Gewalt als plötzlich der größere in die Runde fragt, „Hat irgendwer schon mal Kontakt zu häuslicher Gewalt gehabt?" Keiner sagt etwas bis auf das Arschloch Martin, der mit den Papierbällchen, „Haha ja der Thomas, dem sein Alkohol Vater schlägt den ja Regelmäßig zusammen." Ich balle Meine Hände zu Fäusten und grabe meine Fingernägel tief in mein Fleisch. Doch sonst reagiere ich eigentlich nicht. Ich spüre 4 besorgte und 30 weitere sehr gelangweilte Blicke auf mir. Das geht so noch eine ganze Weile weiter bis ich Plötzlich meinen Namen höre. „Thomas?" Ich hebe meinen Kopf und Blicke fragend zu Herrn Stehling, „Ob du kurz nach vorne kommen könntest?" Ich stehe verwirrt auf, doch gehe dann nach vorne, ich hab nicht mitbekommen worum es geht. Auf einmal Spüre ich Herrn Stehlings Hand an meinem Arm, doch bevor ich reagieren kann hat er schon meinen Ärmel ein wenig nach oben geschoben, weit genug dass der weiße, mit roten streifen übersäte Verband zum Vorschein kommt. Ich ziehe schnell meinen Arm zurück und kann den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht wirklich deuten. Er wirkt traurig, aber zugleich auch irgendwie nicht überrascht. Vielleicht bemerkt man bei mir ja schon beim ersten Blick, dass etwas nicht stimmt. Ich drehe auf dem Absatz um und stürme aus dem Raum. Etwas? Mit mir stimmt gar nichts und es ist nur meine Schuld. Mein Vater tut nur recht mit dem was er tut. Ich habe es verdient, ich habe es alles verdient. Ich höre Schritte hinter mir und die Stimme von Herrn Richter doch ich renne Weiter und Stürme in ein leeres Klassenzimmer. Ich schmeiße die Tür zu und verbarrikadiere sie mit einem Stuhl. Ich raufe mir die Haare und reiße mir den Hoodie über den Kopf, die Beiden Verbände von meinen Armen und der Große um meine Hüfte folgen. Ich kann die Dinger nicht mehr sehen, mein Körper ist voller Schorf, doch einige der Narben sind schon verblasst. Sie verblassen! Sie dürfen nicht verblassen! Draußen höre ich Stimmen die auf mich einreden. Ich gehe um eine Ecke und stütze mich dann auf ein in der Ecke eingelassenes Waschbecken. Ich blicke in den Spiegel und sehe einen, eigentlich ziemlich muskulösen Jungen, mit Wunden auf dem ganzen Oberkörper. Ich schreie und meine Faust kracht in den Spiegel. Scherben regnen ins Waschbecken. Die Wunden an meinen Armen Bluten wieder, doch es macht mir nichts aus. Ich hebe Eine scharfe Scherbe auf und ich setze sie zwischen den bereits Vorhandenen Schnitten an. Die Stimmen hinter der Tür sind zu Tritten und Rufen geworden. Neue Schnitte finden schnell ihren Weg in meine Haut, als ich plötzlich an meinem Handgelenk angekommen bin. Ich zucke mit den Schultern, „Fuck it all." und schon läuft Blut über meine Hand und tropft auf den Boden. Niemand wird mich vermissen, es ist das beste so, mein Vater ist besser dran ohne mich und Freunde habe ich sowieso nicht. Es ist viel Blut, doch ich habe schon mehr gesehen. Es ist viel Blut auf einmal, zu viel und es wird noch mehr, als ich auch die andere Pulsschlagader durchtrenne. Es spritzt und ich zische vor Schmerz auf. Es tut weh und ich habe bisher nie den Mut gehabt mich so sehr zu verletzten, doch es ist einfach alles zu viel und der Schmerz hält mich nicht mehr auf. Ich spüre schon wie alles langsam schummerig wird von dem Blutverlust. „Wenn schon denn schon" murmele ich und ramme mir mit meiner letzten Kraft, die Scherbe ins Bein, ich ziehe sie wieder heraus und meine Beine geben unter mir nach. Ich hoffe ich habe auch dort die Pulsschlagader erwischt, dann wird man mich nicht mehr retten können, hoffentlich. Das letzte was ich sehe ist der Stuhl wie er quer durch den Raum schlittert.

Das erste Kapitel, ein wenig überarbeitet und ein neues Bild. Hoffe es kommt gut an.
Bilder und Charaktere gehören übrigens nicht mir (oh Überraschung) muss es trotzdem sagen. Storyline ist meine.
Verona 💙

Bad Luck (ASDS Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt