Orange

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Als Yuria Montag in der Schule ankam, war sie so fürchterlich müde. Nachdem sie Samstag noch zwei Stunden mit Matsukawa verbracht hatte, war Ichika Abends noch zu ihr gekommen. Sie hatten eigentlich die ganze Nacht gekichert und geredet. Ihre Freundin war nicht mehr aus dem Schwärmen gekommen, wie aufmerksam ihr „Taka-chan" noch gewesen war.
Und auch der erste Kuss wurde in aller Ausführlichkeit besprochen. Yuria hatte sich so für ihre Freundin gefreut, dass sie gar nicht erst angefangen hatte, Ichika von ihren eigenen Gefühlen zu erzählen. Wahrscheinlich hatte sie sich einfach nur von der Situation mitreißen lassen und bildete sich das alles ein. Natürlich war da immer wieder dieses Kribbeln, das jede seiner zufälligen Berührungen oder sein unverschämt tolles Grinsen in ihr auslöste. Aber sie tat es einfach als eine Schwärmerei für ihren Senpai ab. Auch wenn es sie die letzte Nacht mit diesem blöden Traum gekostet hatte.
Sofort spürte sie das Blut in ihre Wangen schießen, sie musste aussehen wie eine Tomate. Zum Glück wusste nur keiner wieso.
Seufzend ließ sie sich auf ihren Platz fallen und kramte in ihrer Tasche. Sofort waren ihre Gedanken wieder bei ihm, sobald ihr sein Pullover, den sie immer noch bei sich hatte, ins Auge fiel. Sie sollte ihn langsam wirklich zurückgeben.
„Guuuuten Morgen, Yu-chaaaaaaan", trällerte Ichika, als sie sich mit dem zufriedensten Grinsen, zu dem sie wohl fähig war, auf den Stuhl neben ihr setzte.
„Na habt ihr gestern noch was gemacht?", fragte sie ihre blonde Freundin, die nur nickte.
„Jaaaa er ist noch rübergekommen und jaaa...." Verlegen biss sie sich auf die Lippe und sah Yuria aus ihren großen braunen Augen an.
„Was ja?!", fragte sie gespannt nach. Die beiden würden doch nicht direkt von null auf hundert gegangen sein, oder?
„Wir haben ganz viel gekuschelt und uns geküsst", quietschte sie aufgedreht und redete dann wie ein Wasserfall weiter. Aufmerksam hörte sie ihr zu und nickte und kicherte mit.
Mit Ichika als Freundin war es so einfach. Sie war immer so fröhlich und gut gelaunt und ließ sie an allem in ihrem Leben teilhaben. Yuria war einfach nur froh jemand wie sie an ihrer Seit zu haben.
Erst als der Lehrer das Klassenzimmer betrat und der Unterricht endlich begann, hörte sie auf zu reden, aber niemals auf zu grinsen.

Die Zeit, bis sie endlich Pause hatten, zog sich fürchterlich lang. Solange Ichika zum Schweigen gezwungen war, hatte Yuria sich einen Plan zurechtgelegt. Sie wollte endlich diesen Pullover zurückgeben, aber allein würde sie sich niemals in den Flur der Drittklässler trauen. Außerdem hatte sie keine Ahnung in welche Klasse er ging, also brauchte sie die ihre verliebte Freundin dafür.
Als endlich der erlösende Dong ertönte, atmete sie erleichtert aus.
„Sag mal du gehst nicht zufällig zu Hanamaki in der Pause oder so?", fragte sie so unbeteiligt wie möglich, sie sollte keinen Verdacht schöpfen.
„Mmh...könnte ich eigentlich machen. Ich hab nämlich gebacken und wollte es ihm eigentlich vor dem Training geben, aber ich könnte ja auch jetzt und später zu ihm! Gute Idee Yu-chan!", rief sie und klatschte vor Freude in die Hände.
Glücklich strahlte sie sie aus diesen warmen brauen Augen an. Jetzt kam der andere Teil.
„Nimmst du mich mit? Ich hab noch was für Matsukawa-Senpai", sagte Yuria ruhig und wartete auf eine Reaktion.
Sofort schlich sich dieses wissende Lächeln auf Ichikas Lippen.
„Läuft bei euch etwa auch was? Das wäre ja voll cool! Dann können wir immer so tolle Doppeldates haben!", schwärmte sie direkt los und fing an ihre Sachen fürs Mittagessen zusammen zu kramen.
„Ach Quatsch! Wir haben uns einfach gut verstanden und ich will endlich den Pullover zurückgeben", antwortete sie. Das „und ihn wiedersehen" ließ sie unausgesprochen.
„Ich schlepp den schon die ganze Zeit mit und der nimmt mir zu viel Platz weg", log sie einfach ein wenig und hoffte, dass sie es dabei belassen würde.
„Na gut, wie du meinst. Aaaaaber du solltest dir das noch mal durch den Kopf gehen lassen! Das wäre sooo cool!"
Schnell schnappte sie sich ihre Tasche und ihr Essen, ehe ging dann Richtung Tür ging, während Ichika immer noch von den Vorteilen schwärmte. So beschränkt, wie sie mit ihrer eigenen Liebe war, so aufmerksam war sie dafür bei anderen. Es war wirklich nervig.
Auf dem Weg Richtung Flur der Drittklässler hörte ihre blonde Freundin auch nicht auf zu reden. Aber es war nicht so, dass es sie wirklich störte. Wenn sie redete, brauchte Yuria einfach nur zuhören und musste sich nicht weite Gedanken über alles machen.
„Und überh - Taka-chan!" Wild winkend ging sie eilig in Richtung ihres Freundes, der sich sofort umdrehte und sie mit einem breiten Grinsen in den Arm nahm. Es war wirklich überraschend, wie schnell die beiden von „nur gute Freunde" zu einem Liebespaar gewechselt waren.
Schnell schloss Yuria zu dem kleinen Grüppchen auf. Hanamaki und Ichika waren mit sich beschäftigt, um so erleichterter war sie als Matsukawa sich mit einem Lächeln zu ihr umwandte.
„Yo, Soma! Alles gut?", begrüßte er sie und sie nickte.
„Also Ichika-chan kennen wir ja schon, aber wer ist sie denn?", fragte eine Stimme neugierig und sie erkannte den Captain des Teams.
Unverschämt breit grinste er sie an und legte den Kopf etwas schief.
„Yahoo, Oikawa Tooru stehts zu Diensten!", stellte er sich vor. Als würde sie nicht wissen, wer er war. Jeder an der Schule kannte ihn, auch wenn er „nur" der Captain des Volleyballteams war. Sein Ruf und sein Aussehen eilten ihm voraus.
„Und der Griesgram daneben mir ist, Iwa-chan!", fügte er zwinkernd hinzu.
„Als wenn ich mich nicht selbst vorstellen könnte, Shittykawa", giftete Iwaizumi zurück und nickte ihr kurz zu.
„Iwaizumi Hajime."
„Wir wollten gerade raus und Essen, wollt ihr mit uns kommen?", fragte Matsukawa und sah sie abwartend an.
Sofort schlug ihr Herz wieder schneller. Das war viel mehr, als sie sich erhofft hatte.
„Klar!", antworte Ichika und löste endliche ihre Umarmung mit Hanamaki.
„Oder Yu-chan?"
Die Angesprochene zuckte einfach mit den Schultern und stimmte zu. Was sollte schon schiefgehen?

Akai Ito - Between Sun and RainWhere stories live. Discover now